Hier und heute soll es um die Marke Aria gehen, die anfangs noch einen kleinen Dreher drin hatte und Arai hieß. Das hatte folgenden Grund:
Aria Guitars wurde von dem Japaner Shiro Arai gegründet, der wie einige seiner westlichen Vorbilder auch auf eine lange 'Vor-Karriere' zurückblicken konnte. Er selbst erzählt:
Eines Tages kam ein Freund mit einer klassischen Gitarre zum jungen Shiro in die Wohnung. Shiro hatte erwartet, jetzt irgendwelche Pop-Musik zu hören, stattdessen spielte der Freund aber ein Stück von J.S.Bach. Von diesem Moment an war er vom Klang dieses Instruments für alle Zeiten inspiriert. Schon am nächsten Tag kaufte er seine erste Gitarre (die ihn zwei Monatsgehälter kostete) und begann, sich selbst das Gitarre spielen beizubringen. Er übte besessen Tag und Nacht und landete schließlich bei einem Meister für klassische Gitarren in Nagoya, der ihn als Schüler nahm.
1947 begann Shiro mit 17 Jahren für eine Handelsgesellschaft zu arbeiten, die er sechs Jahre später mit zwei weiteren Kollegen verließ, um eine eigene Firma zu gründen. Die unerfahrenen jungen Männer hatten sich allerdings etwas übernommen und nach nicht einmal einem Jahr mußte die Firma bereits schließen und Shiro stand mit seiner Gitarre erst einmal obdachlos auf der Straße. Um die erheblichen Schulden aus dieser ersten Geschäftserfahrung zurückzahlen zu können, aber auch, um selbst überhaupt etwas zu beißen zu haben, arbeitete er danach als Gitarrenlehrer.
Da es 1954 nahezu unmöglich war, in Japan Gitarren oder Saiten zu kaufen, begann Shiro zunächst in kleinerem Stil, für sich und seine Schüler klassische Gitarren, Saiten und Notenmaterial zu importieren. Diese ersten Gitarren im Nachkriegs-Japan kamen von bekannten Gitarrenbauern wie Jose Ramirez und
Hermann Hauser. An diesem überschaubaren kleinen Geschäft konnte Shiro Arai die steigende Nachfrage nach Gitarren durch Freunde und andere Gitarrenspieler im ganzen Land erkennen und so wagte er einen erneuten Anlauf und gründete am 2. August 1956 seine eigene Firma Arai & Co. Inc. Obwohl wie gesagt die Nachfrage nach Gitarren und Zubehör steigend war, reichte das noch nicht, um eine Firma am Leben zu erhalten und so nahm Shiro zunächst auch andere Waren in seine Handelsliste auf wie z.B. Wollartikel.
Der Name Aria (deutsch: Arie), was soviel heißt wie 'solistisch vorgetragenes Musikstück' wurde 1958 erstmals für klassische (Stahl besaitete) Gitarren verwendet, die nach Südostasien exportiert wurden. 1963 unternahm Shiro Arai eine Geschäftsreise in die USA, im Gepäck zwei der besten japanischen Kohno-Gitarren. (Aria hatte ja, ebenso wie später Ibanez, nie selbst Gitarren gefertigt, sondern bei wechselnden Herstellern [hauptsächlich Matsumoku] fertigen lassen und selbst stets nur vertrieben). Zu dieser Zeit hatten japanische Gitarren allerdings in der restlichen Welt einen sehr schlechten Ruf und es wurde ihnen nachgesagt, daß sie in anderen (trockeneren) Klimaten als in Japan sehr schnell Korpusbrüche oder Halsverwindungen entwickelten. Shiros offizielle Absicht war es, die Qualität dieser japanischen Gitarren im Ausland zu testen, indem er sie bei befreundeten Musikern, Musiklehrern oder Musikgeschäften zeigte und spielte. Inoffiziell kann man allerdings davon ausgehen, daß es sich dabei um eine 'Bildungsreise' handelte, die man zu späteren Zeiten schlicht als Industriespionage bezeichnet hätte (die damit verbundenen 'Werksbesichtigungen', bei denen meist viel fotografiert wurde, fanden zu dieser Zeit übrigens auch bei Framus und Höfner in Deutschland statt und als man den wahren Grund für das Interesse der Gäste herausfand, war es zu spät).
Nach zwei Monaten im Ausland begannen Shiros mitgebrachte Gitarren tatsächlich ebenfalls Holzrisse auszubilden. Sogar die besten Kohno-Gitarren hatten also dieses Problem! Shiro nahm daraufhin die beschädigten Gitarren wieder mit nach Japan und war jetzt in der Lage, den dortigen Gitarrenbauern verschiedene Herstellungsdetails nahezubringen, wie z.B. die Bedeutung der Verwendung abgelagerte Tonhölzer. Diese Reise verstzte Shiro Arai also erstmals in die Lage, die Qualität japanischer Gitarren entscheidend zu verbessern und sie dadurch letztlich weltweit erfolgreich exportieren zu können.
Bereits in den späten 50er Jahren hatte Arai begonnen, Gitarren und Verstärker von Fender zu importieren, obwohl der japanische Markt zu dieser Zeit eigentlich noch nicht wirklich reif für die E-Gitarre war. Das änderte sich allerdings schlagartig, als der Rock n'Roll auch nach Japan schwappte und so produzierte Arai 1963 die ersten E-Gitarren mit ARIA-Label. Es folgten erste Exporte in die USA, darunter die Modelle 1532T und 1802T.
-------------- 1532 ------------------------- 1802 ----------------------------- 1202
Als der Boom der Vollholz-Gitarren langsam zurückging, brachte Arai die erste Aria-Diamond Halbresonanz-Serie heraus, der Markenname Aria wurde ab da überwiegend nur noch für Akustik-Gitarren verwendet. Der Namenszusatz Diamond war anfangs auf die verzierte Kopfplatte bezogen, später blieb es dann dabei, auch wenn die Kopfplatten wieder schmuckloser wurden. Diese Serie führte 1966 dann zu den Modellen 1202 und 1302, ab 1967 kamen weitere Aria-Modelle ins Programm, darunter wieder Vollholz-Gitarren wie die 1962T und die R-320, im Zuge des Beatles-Booms aber auch Gitarren- und Bass-Modelle mit Violinkorpus.
---------------6saitige Violingitarre --------------------------- 12saitige Violingitarre ---------------------------- Violinbass
Die Jahre 1967 bis 1970 verliefen schleppend für die japanische Gitarrenindustrie. Der Boom der Beat-Ära war vorbei und viele Firmen dümpelten dahin oder mußten geschlossen werden.
1970 startete Japan quasi eine Großoffensive gegen die westlichen (bzw. überwiegend amerikanische) Gitarrenhersteller, indem sie Fender-, Gibson- und einige andere (Mosrite etc) Gitarren kopierte. Anfangs noch recht stümperhaft, dann aber mit mehr und mehr Perfektion, was letztlich einige Klageverfahren nach sich zog. In der Folge wurden die Modelle nur noch in Japan selbst angeboten, Arai übernahm jetzt auch den inländischen Vertrieb für Greco-Gitarren (nur West-Japan, den Osten versorgte Greco-Gründer Kanda Shokai selbst), die zu dieser Zeit ebenfalls bei Matsumoku gefertigt wurden.
1975 wurde dann die Marke Aria Pro II aus der Taufe gehoben, ursprünglich aus dem Aria Custom Shop hervorgegangen, der High-End Modelle für professionelle Nutzer herstellte.
Da sich dieser Thread allerdings mit den japanischen Gitarren der 60er Jahre befaßt, werde ich die Geschichte der Aria Gitarren von Shiro Arai hier vorerst enden lassen.
Quellen:
www.ariaguitars.com
wikipedia.org