Ist Relic noch Hip, Top oder schon Flopp ?

  • Ersteller mr.coleslaw
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Ich finde es ja spannend, dass man zwar recht "fertig" aussehende Gitarren zu horrenden Preisen erwerben kann. Andererseits, versuch' mal wer auf den einschlägigen 2nd Hand Portalen eine Klampfe mit (erheblichen) "Spielspuren" zu einem vernünftigen Preis loszuwerden. Die Teile liegen wie Blei in den Angebotslisten. Irgendwie schizophren.
na ja, Handarbeit kostet eben. Und der Gebrauchtmarkt ist eh in der Krise.

Ich sehe das Relic als absolute Modeerscheinung, eben wie bei Bekleidung Jeans etc. Wers mag, soll doch gerne seine Wünsche erfüllen.
Wenn ich auf der Suche nach ner Gitarre bin, kommt am ehesten der Gebrauchtmarkt in Frage und dann schaue ich danach, das die möglichst gut erhalten ist. Heißt ich falle als Interessent oder Käufer in diesem Marktsegment eher aus.
 
eben wie bei Bekleidung Jeans etc

Jeans werden doch schön bearbeitet, seit sie Teil des Mainstreams wird, kaum noch eine Jeans ist komplett "frisch". Und genauso wird es auch bei den Gitarren sein, zumindest jenen von Fender, Gibson und den kleinen Marken, wie Fano oder Rock n Roll Relics.

btw. auf dem Gebrauchtmarkt sind Relics absolut problemlos, im Gegenteil, ich habe keinen Stress mit jemanden, der mir jede einzelne Macke vor die Nase hält, sondern weiß, dass er eine Relic kauft, die eh schon Dellen hat. Bei Fender ist auch über die SN überprüfbar, ob es wirklich eine echte Relic ist.
 
Ich denke, mit dem ansprechenden Umgang, viel Schweiß und 3000 Gigs würde man auch neuere Modelle irgendwann runterschreddern können.

Diese Gitarre von Papa Chubby sah ca. 2011 noch ziemlich neu aus ... Das Bild ist aus 2015. Der Mann spielt 250+ Gigs im Jahr ...

full



Gruß
Martin
 
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Ich glaube der schwitzt auch gut :ugly:
 
Aber ich frage mich immer: Wie kann eine Gitarre an bestimmten Stellen (etwa noch hinter dem Tremolo) abgenutzt werden?
Es gibt viele Bereiche, mit denen die Hände eigentlich nie in Berührung kommen. Dort eine Abnutzung bis zum kompletten Abschrubbeln der Lackschichten wirkt irgendwie nicht authentisch, oder?
 
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Ich greif da manchmal hin.
Nicht wenn ich aufm Sofa daheim spiele, aber wenn ich auf der Bühne Quatsch mach.
 
Aber ich frage mich immer: Wie kann eine Gitarre an bestimmten Stellen (etwa noch hinter dem Tremolo) abgenutzt werden?
Es gibt viele Bereiche, mit denen die Hände eigentlich nie in Berührung kommen. Dort eine Abnutzung bis zum kompletten Abschrubbeln der Lackschichten wirkt irgendwie nicht authentisch, oder?

Exakt! Das ist bei der Gallagher Strat ja auch komplett.

Das sieht für mich realistischer aus:

http://www.fendercustomshop.com/ser...elic-59-roasted-strat-faded-3-color-sunburst/
 
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Da muss man dann noch ein bisschen (z. B.) bei Crazyparts im Sortiment stöbern.
 
Klar, aber es ist halt schade, bei einer gerelicten Gitarre aus dem Hause Fender für keine Ahnung wie viele Tausend Euro, dann Kleinteile tauschen zu müssen, damit es authentisch aussieht...
 
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Grundsätzlich finde ich das auch weitaus realistischer. Was mich aber an dieser gerelicten Strat stört ist, dass das Chrom viel zu sehr glänzt. Wenn der Lack durch Handschweiß o.ä. so runtergespielt ist, dann glänzt die Bridge und die Buchse doch nie und nimmer so. Das passt irgendwie nicht.
Vor allem auch weil sie verrostete Saitenböcke auf eine neuwertig aussehende Grundplatte geschraubt haben. Auch passen die PU-Cover und Potiknöpfe irgendwie so gar nicht zum Pickguard. Dieser Goldüberzug schaut von weitem eher wie ein vergammeltes Plastikguard aus und die anderen Teile stechen wie neu hervor.
Aber ich muss sagen, das grün der einen Variante gefällt mir echt gut.
 
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Ist Relic Top? Ja wenn es wirklich authentisch gemacht ist. Ist Relic Flop? Ja, wenn wer glaubt es selber mit seiner PU Lack Strat zu machen....
Ganz im Ernst, ich selber finde die Fender Custom Shop Sachen wirklich fein. Ich mag überhaupt keinen Pu Lack, für mich sind dünn lackierte Nitro Gitarren das Beste bezogen aufs Handling, Aussehen und auch vom Klang. Ich würde nicht behaupten das ich mit einer Relic Gitarre vortäuschen will das ich eine Bühnensau bin. Mir gehts rein um den Wohlfühlfaktor. Und seien wir uns doch ehrlich....das Auge isst doch mit oder?

Ich gehöre zu der Sorte der keine neuen, glänzende Gitarren mag. Ich habs gerne abgerockt, brauche mir keine Gedanken zu machen wenn ein Kratzer hinzu kommt. Meine Gitarren sind keine Vitrinenstücke, die liegen auch gerne in der Pause einfach am Boden, lehnen am Amp oder auf den Amp.
Eine PU lackierte Gitarre rockt man nicht nieder, ich hatte eine 17 Jahre alte Strat, da waren ein paar Kratzer, sonst nichts.
 
Eine PU lackierte Gitarre rockt man nicht nieder
Doch das schafft man auch, nur sieht das komplett anders aus ;)
Hier hat man eher Krater im Lack wenn man irgendwo gegen gestossen ist, weil der Lack in Brocken weggesprengt wird, dieses nach und nach durchreiben passiert dabei nicht, bzw. nicht schnell genug.
 
Hi,

oh ja, die Krater kenne ich gut, der Korpus meiner roten Strat (hab ich seit `91) hat viele davon...
Es wurde viel über Relic gesagt-das Meiste davon macht Sinn weil es Geschmacksache ist. Einen Faktor möchte ich gerne noch einwerfen:
der so genannte "WAF" Faktor (kommt aus der Hifi Branche). Dazu ein Fallbeispiel: Ehepaar im Laden, er Gitarrenfreak, sie gelangweilt eher gestresst davon. Er steht vor einer Nash-Strat in Daphne Blue in "heavy relic". Er sagt "guck mal, geil, nicht!?" sie nur "die ist doch total kaputt und schmuddelig-sowas dreckiges bringst du mir nicht nach Hause...":D...

Gruss,
Bernie
 
Die Chrom / Nickel Teile (Inputplate / Tremolobaseplate) werden mit Sicherheit auch etwas "angelaufen / matt" sein. Ich denke, dass kommt auf den Bilder nur nicht so rüber. Die Tuner sind ja auch "angelaufen".

Davon mal ab:

Ich mag meine 1954 heavy relic "golden 50s" Stratocaster :)


Und die oben gezeigte Papa Chubby Strat hat mit Sicherheit eine Nitro-Lackierung.
 
Es gibt viele Bereiche, mit denen die Hände eigentlich nie in Berührung kommen.
Könnte mir höchstens vorstellen, dass die Strat mit Nitro lackiert war / ist und der "Armschweiß" immer wieder runter bis zur Brücke gelaufen ist und das über Jahre. Dann könnte ich mir das noch in etwa vorstellen, dass sich der Nitrolack immer ein Stückchen weiter aufgelöst hat.
 
Da es kurz zuvor um PU-Panzer ging, nutze ich die Gelegenheit eine extrem dünn lackierte Gitarre mit einer PRS zu vergleichen. Die PRS hat einen V12 Lack, ist sechs Jahre alt, hat zwei bundesweite Umzüge hinter sich, einige Dienstreisen auf die Schwäbische Alb, nach Aachen, nach Hamburg. Die Linus ist vier Jahre alt, hat einen hauchdünnen PU Lack (sieben Schichten wurden aufgetragen, es wurde Zeit gegeben zum Einfallen, abgeschliffen, nächste Schicht usw. Sie wurde 750 km überführt, machte einen Umzug mit, war auf Dienstreisen in Hamburg und Aachen.
Ja, es sind keine Bühnengitarren, berufsbedingt fehlt mir die Konstanz der Stetigkeit an einen Ort, aber es gibt Kinder im Haushalt.

Der Lack der Linus hat oben am Horn eine kleine Stelle durch einen Rempler:
DSCN3169.JPG


DSCN9973.JPG


Das Bild oben wählte ich aus, um zu zeigen, dass der Lack so dünn ist, dass er einfallen konnte und so für Brechungen sorgt.
Die Gitarre war teuer, dennoch packe ich sie nicht mit Samthandschuhen an. Da ich selber nicht so sehr auf Abnutzungsspuren stehe, bin ich über diesen sehr strapazierfähigem Lack sehr erfreut.

Bei der PRS sehen sie Spuren anders aus.
Ein kleiner Anstoß am längeren Horn des Headstocks, dieser weißen Punkt an der Seite ist eine Marke durch den zuklappenden Koffer. Als er zuklappte, war die Kopfplatte noch zwischen den Hälften.

DSCN3151.JPG


Die nachstehende Marke machte die Linus, als ich beim Zurückstellen in den Ständer mit der Linus die PRS anstieß.

DSCN3152.JPG


Irgendwo angestoßen...

DSCN3153.JPG


In der Honeymoonphase der Gitarre warf sie ihren Gurt beim im Stehen Spielen ab, der Winkelstecker drückte sich beim Bodenkontakt in die Zarge...

DSCN3154.JPG


Dieser Kantenabplatzer wurde durch ein aus dem Regal fallendes Pistolenmagazin aus GFK verursacht.

DSCN3155.JPG


Was diese Narbe verursachte, ist mir bis heute schleierhaft.

DSCN3156.JPG


Die Griffbrettkante / der Hals striff über meine Schreibtischkante als ich mit der DAW beschäftigt war.

DSCN3157.JPG


DSCN3158.JPG


Kurzum: Instrumente, die herstellerseitig oder durch Dienstleister Abnutzungsspuren bekamen, können keine Geschichten erzählen. Und diese Geschichten kompensieren zumindest den Anflug von Frust, wenn man sich über eigene Unachtsamtkeit ärgert. Und - auch meine Gitarren - sind nicht gekauft, um angeschaut, sondern gespielt zu werden.
 
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Kurzum: Instrumente, die herstellerseitig oder durch Dienstleister Abnutzungsspuren bekamen, können keine Geschichten erzählen. Und diese Geschichten kompensieren zumindest den Anflug von Frust, wenn man sich über eigene Unachtsamtkeit ärgert. Und - auch meine Gitarren - sind nicht gekauft, um angeschaut, sondern gespielt zu werden.
Sehr schön beschrieben und zusammengefasst. Ich hab grad mal durch meine Sammlung geschaut und bin zu dem Entschluss gekommen, ich könnte Bücher schreiben (obwohl keine Bühnengitarre darunter ist). :D
 
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