Ich bin ja mit meiner Band größtenteils im Raum Saar/Hunsrück unterwegs. Haben jetzt das erste Livejahr hinter uns (davor 2 Jahre Songschreiben im Proberaum), und muss, ausgehend von dieser Erfahrung, sagen dass ich die Eingangsfrage nicht ganz nachvollziehen kann. Zumindest hier ist das klassische Halfstack quicklebendig und mir ist hier bislang noch kein Kemper, Axefx oder sonstiges begegnet. Das kleinste was mir hier bislang begegnet ist war ein Vox AC 30, der ja auch nicht wirklich ein Leisetreter ist.
Das soll nicht bedeutet dass 100 Watt tops nicht schwierig im Bühnensound sind. Aber das ist machbar, weil die Kisten ein Mastervolume haben. Wenn man wenn man sie nicht ins Publikum feuern lässt sondern sie am Bühnenrand gegenüber stellt passt das doch alles.
Ich hatte auch schon gigs im Devilsplace SB (ein uriger Club, der allerdings schon damit "wirbt" dass die Pa nix ist), wo die bühne so klein war dass der Amp hinter dem Drummer stand und eine Ampabnahme schlicht nicht möglich war, weil die hälfte der Kanäle am Mixer platt war. Und da war ich schon froh die Leistung und vor allem die Fülle zu haben den Raum zu beschallen. Reden wir jetzt besser nicht über Tonqualität an diesem Abend. Letztlich war die Stimmung aber gut, das Publikum hatte Spaß, der Drummer eher weniger. Was ich sagen will: Man bekommt mit diesen Dingern eigentlich jede Situation gewuppt.
Dazu auch was anderes. Als Saarländer hat man ja die einfache Möglichkeit am Wohlstand der Luxembourger zu partizipieren. Die Rockhal ist quasi um die Ecke und bietet, zumindest laut den Künstlern die man manchmal nach oder zwischen den Gigs dort trifft mit die beste PA in Europa (so der Gitarrist von den von mir hochverehrten Agent Fresco). Viele der Bands die ich da gesehen habe wie Haken oder auch Leprous nutzen mittlerweile Kemper und das hat natürlich Vorteile. Der Sound ist klasklar, keine Resonanz oder ungewollte Frequenz stört diesen Sound, weil bis auf die Drums auf der Bühne fast Stille Herrscht. Dadurch werden die Konzerte zu audiophilen Erlebnissen, aber und das viel mir zuletzt bei Mastodon oder auch Long Distance Calling auf, die mit Röhrenamps unterwegs sind: Hier fehlt die schwer zu beschreibende Wucht, die diese Röhrenteile entwickeln. Das ist ein sehr subjktives Kriterium, ich weiß, aber zb bei LDC hätte ich dem VH4 des einen Gitarristen einen Schrein gebaut, so geil war das. Und das hat bislang ne gekemperte Band bei mir nie geschafft, auch wenn die Performances natürlich unglaublich waren.
Vielleicht sollte man die Lunchboxamps, Kempers, Helixe, Elevens dieser Welt dann doch als das sehen was sie Sind: Tools, die einem das Leben leichter machen können und das denen sich ein toller Sound holen lässt. Was spricht eigentlich gegen Koexistenz?