Die meisten E-Gitarristen haben wohl irgendwie mehr oder weniger lange und intensiv das Gitarrespielen auf einer akustischen begonnen. So auch ich vor gut 40 Jahren... Die E-Gitarre kam bei mir sehr bald ins Spiel, weil ich das Glück hatte, dass es so etwas an unserer Schule vorhanden war und wir die Instrumente auch nutzen durften (selbst wenn es nur eine der berüchtigten Hertie Caster war...). In Sachen Akustik Gitarre waren meine Eltern bereit, mir bei der Finanzierung eines eigenen Instrument zu helfen. Daher habe ich mich in den ersten Jahren sehr viel intensiver mit dieser Spielart beschäftigt und neben den typischen Lagerfeuerliedbegleitungen auch Folk- und Ragtime-Picking gelernt.
Nichtsdestotrotz war und blieb für mich E-Gitarre immer „the Real Deal“. Wesentlicher Treiber war und ist hier in einer (Rock-)Band zu spielen.
Nun aber zum in dieser Diskussion beschriebenen Problem, an das ich mich auch noch gut erinnern kann.
A- und E-Gitarrespielen sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich, es gibt aber auch ganz wesentliche Unterschiede:
Wegen der elektrischen Verstärkung kann und muss idR. auf der E-Gitarre “viel weniger“, aber präziser gespielt werden. Während man bei der Akkustik Gitarre volle Akkorde und Bass- und Diskantsaiten zusammen „gut“ klingen, sind bei der E-Gitarre mehr als 3 Saiten zusammen oft zu viel.
Wenn man sich dass nicht vor Augen führt und von A- nach E-Gitarre wechselt (und noch im Hinterkopf hat, dass „E-Gitarre eigentlich A-Gitarre 2.0" ist), kann man leicht an “Over Doing“ scheitern. Man nimmt die E-Gitarre und spielt die typischen A-Techniken und es klingt wenig attraktiv; man arbeitet dann daran, diese Technik auf der E-Gitarre zu verbessern, was natürlich anstrengend, aber wenig zielführend und erfolgreich ist.
Statt dessen kann man tatsächlich auf der E-Gitarre einen Gang zurückschalten.
Gefühlt 1000 Rocksongs kann man mit 3 “Akkorden“ bestehen aus Grundton und Quinte begleiten. Man muss da nicht mal wissen, ob da Dur oder Moll kommt! (...wohl aber welcher Amp dabei „tight“ klingt, welche Lautsprecher in den Boxen sitzen und mit welchem Mikrophon man das in welchem Abstand und Winkel live abnimmt...
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Wo die Maus kein Faden abbeißt, ist, dass so zu hause, für sich alleine eine A-Gitarre erstmal „schöner“ klingt und viel leichter als Solo Instrument genutzt werden kann. Die E-Gitarre ist IMO vornehmlich ein Bandinstrument und kann erst im Zusammenspiel seine Vorzüge wirklich ausspiele.
Daher ist nicht verwunderlich, dass hier schnell die Diskussion auf Phrase-Looper oder Backingtracks kommt, weil das fürs Üben zu hause sehr sinnvoll ist, um mehr Spass an der E-Gitarre zu haben.