Ist Arroganz ein Teil des Besserwerdens?

Hallo,
meiner Meinung nach ist es in jedem Bereich wichtig seine Stärken und Schwächen selbst einigermaßen richtig einschätzen zu können. Da ist es auch ganz natürlich, dass man sich mit anderen vergleicht. Und wenn man draufkommt, dass einige dann doch nicht so toll sind wie sie sich gerne darstellen, dann hat das doch nichts mit Arroganz zu tun.
 
"Hurt" von Johnny Cash ist ein Cover... ;)
Ist mir bekannt, dass Jonny Cash den Song nicht geschrieben hat, jedoch ist er durch ihn bei einem größerem Publikum bekannt geworden. Er konnte den Song so überzeugt authentisch covern, weil vom Inhalt und der Aussage her, hätte er auch von ihm sein können.;-)
 
Ich will es mal so sagen: es gibt Gitarristen, die spielen Songs und es gibt Gitarristen, die spielen Gitarre.
Schön formuliert. ;)
Ich hab's neulich nebenan in einem anderen Kontext schon gebracht, aber hier passt es wie ich finde auch sehr gut:

"A lot of guitarists only use solos to define who they are. I can shred when I need to, but, ultimately, I'm interested in playing what the song needs - even if that means not playing at all."
Troy Van Leeuwen
 
Euch ist aber schon klar, dass diese ganzen Sprüche über Leute, die "nur Songs" spielen oder "nur shreddern" auch nur Versuche sind, das eigene, kümmerliche Ego aufzuwerten? Der TE hat das geblickt, ihr auch?
 
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auch nur Versuche sind
Vielleicht sind es auch "nur" persönliche Ansichten die ihre eigene Musik betreffen...

Hoffentlich liegt das jetzt nicht an meinem "kümmerlichen Ego", dass ich da anderer Meinung bin als du.
 
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Arroganz (jetzt mal unabhängig davon, ob der Kern des threads damit nun wirklich zu tun hat) ist eine Haltung, die auf einer Wertung beruht und die völlig unabhängig vom eigenen Können, Wissen, Erfahrung etc. ist.

Ich werde immer Gründe finden, auf andere herabzublicken, wenn ich das will. Ich werde immer Gründe finden, mich selbst zu erhöhen, wenn ich das will.

Das Interessante finde ich, dass es im Laufe der eigenen Entwicklung (man setzt sich mit seinem Instrument auseinander, kann mehr, kennt mehr andere Musiker,fängt an, der Musik anderer (und der eigenen) intensiver zuzuhören, durchblickt mehr, welche Mittel da eigentlich eingesetzt werden etc.) immer wieder Phasen gibt, wo sich auch ein Mensch, der eigentlich nicht zur Arroganz neigt, Fragen stellt, die arrogant klingen können, z.B.:
> Na das ist doch eigentlich ne ziemlich simple Nummer, die die Leute da spielen - und das reicht für einen Welthit?
> Wow: Früher habe ich gedacht, ich bin ein Gitarrengott, wenn ich XYZ kann ... so was habe ich längst hinter mir gelassen und ich kann die Leute gar nicht mehr verstehen, die Musiker anhimmeln, nur weil sie XYZ können
> Also wenn ich so manche live-Band höre - das bekomme ich auch noch hin und vielleicht sogar besser ...

Letztlich heißt Entwicklung immer, dass man sich in Bezug auf bestimmte Fähigkeit nach vorne bewegt und damit notgedrungen andere und sich selbst, wie man früher war, hinter sich läßt.
Ob man dann auf die herabblickt - das ist dann die zweite Frage.

Weil die eigentliche Frage immer ist und bleibt: Wo möchte ich hin und was ist für mich und meine Entwicklung jetzt gut?

x-Riff
 
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Vergleichen ist doch gut. Ich vergleiche mich aber meist mit Leuten, die was besser können als ich. Sowas zeigt nämlich den eigenen Verbesserungsbedarf an und kann auch motivieren.
Natürlich höre ich auch mal was, wo ich mir denke: "OK, das kann ich besser". Es liegt dann aber an einem selbst, wie man damit umgeht. Schließlich war man selber auch mal an dem Punkt.
Allerdings macht es auch mal Spaß über arrogante Leute zu lästern, die weniger können - macht selbst natürlich auch arrogant.

Als Heilmethode für Arroganz wirkt bei mir am besten folgendes:
Aufnahme drücken, das spielen, was man glaubt besser zu können und dann anhören. Kann Wunder wirken. Oder anders gesagt: Selbstreflexion ist ein ziemliches Arschloch :D
 
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Hallo,

ich muss bei mir eine negative Veränderung feststellen.

Ich frage mich ob es euch auch so ergangen ist oder vielleicht gerade so geht?

Ich bin Anfänger auf der Grenze zum Fortgeschrittenen Anfänger. Also nichtmal auch nur annähernd anhörbar. So stufe ich mich ein und denke auch, dass ich damit recht präzise bin.

Was mir jetzt nicht gefällt ist, dass ich je mehr ich über Musik lerne und meine Fertigkeiten verbessere, auch irgendwie arroganter werde.
Ich guck mir immer mehr Leute an und denke mir "so gut sind die garnicht".
Mal angefangen bei ChristiansHowtoplay.
Es gibt Leute die ich für richtig fähig halte wie der Typ von MusicisWin oder dem Herrn Stahlverbieger auf Youtube. Im echten Leben ist mir das bisher noch nicht passiert, da ich in keiner Szene unterwegs bin.

Trotzdem gibts immer mehr Leute die ich für weniger gut halte, als sie sich präsentieren.

Ist das normal? Mir geht das auf den Sack. Ist das eine Phase die man durchmachen muss?
Oder ist es einfach so, dass sich so mancher Lehrer auf Youtube einfach nur profiliert, weil er von seinen Fertigkeiten und Musiktheoretischen Kenntnissen her fortgeschrittener ist?

Diese Art der Arroganz ist gefährlich, weil sie dir schnell das Gefühl geben kann, dass du schon gut bist. Und gut ist ein schwieriger Begriff. Mir fallen zwei Gitarren verkaufende Youtube Gitarristen ein, die ich nicht hören kann, bei einem schlafe ich ein und bei dem anderen kriege ich einfach zu viel :D Namen nenne ich nicht. Aber trotzdem sind beide, einer mehr als der andere, technisch recht fit und davor habe ich Respekt, weil ich weiß, wie viel Zeit man da rein steckt. Ich denke, dass dieser Stil auch eine Form der Arroganz ist, weil so weit weg von dem, was jemand anderes hören will und in dem Moment spielen sie ja nicht für sich selbst. Ich kenne einige, die total selbstverliebt ihre Techniken raushauen, die aber nicht zu einem schönen Hörerlebnis führen, die regen sich sogar noch über andere auf, die mit ganz simplen Sachen andere begeistern können.

Positiv kann Arroganz sein, wenn sie dich ständig antreibt besser zu sein und auch dazu führt an Sachen zu kratzen, die andere nicht einmal beginnen würden. Dazu gehört allerdings auch, dass man sich einem Publikum stellt und wenn es nur andere Musiker sind, mit denen man gemeinsam spielt. Sich es verdienen, arrogant sein zu können, ist schon ne geile Sache :D
 
Ist eine interessante und gleichzeitig schwierige Frage.
So ganz abwegig ist es denke ich nicht.

...

Wenn man selbst etwas neues lernt und einigermaßen beherrscht verschiebt sich die eigene Wahrnehmung massivst.
Da sind auf einmal Lieder, welche man vorher großartig fand, bestenfalls noch mittelmäßig.
Die Helden von früher entpuppen sich auch nur als Menschen die in vielen Belangen doch nur 08/15 Licks spielen, usw.

Bei mir war also weniger das Problem dass ich nun der Meinung war, der beste zu sein, oder alle anderen für schlechter zu verkaufen.
Bei mir war es vor allem viel mehr eine Desillusionierung.

Auch hatte ich eine Zeit lang Probleme damit, die Musik einfach wieder zu genießen.
Irgendwie war man doch immer wieder als "Musiker" mit dabei. Hat genau hingehört, analysiert und bewertet.
Dieser jungfräuliche Spaß an der Musik ohne Hintergedanken, das pure Genießen hat massiv darunter gelitten.

Wieder ein paar Jahre später war das dann alles wieder wie vorher.
Klar, verstehe ich heute besser, wer wirklich was kann und wer nicht.
Kalr, kann ich heute viele Songs besser nachvollziehen, analysieren und bewerten.
Aber ich muss es nicht mehr und ich mache es auch nicht mehr.
"Aus dem Alter bin ich raus" sozusagen. :D

...

Von daher gebe ich Dir in der Sache Recht:
Durch die eigene Erfahrung verschiebt sich die eigenen Wahrnehmung drastisch und somit auch die Bewertung der Leistung Dritter.

Wo ich Dir aber widerspreche, ist das als Arroganz abzutun.
Dass wird es erst, wenn Du abfällig wirst, Dinge schlechter redest als sie sind und sagst "Das kann ich ja besser!"
Das mag bis zu einem gewissen Grad auch normal sein, aber is zumindest was anderes, wie das was ich versucht habe darzulegen / erlebt habe. :)
 
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Mir fallen zwei Gitarren verkaufende Youtube Gitarristen ein, die ich nicht hören kann, bei einem schlafe ich ein und bei dem anderen kriege ich einfach zu viel
Einer heißt Olli, und der andere? :D
 
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Um die Threadfrage zu beantworten:

Nein, Super-Weltklassegitarristen wie ich sind NICHT arrogant!
Und jetzt, Ihr Looser, geht üben, damit Ihr in ein paar Jahrzehnten wenigstens halb so gut seid wie ich!














;):D
 
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Interessante Diskusion :D

Ich kenn das Gefühl wie die meisten denk ich die einfach schon etwas länger Spielen. Ich find zu denken "So gut ist der gar nicht" ist der falsche Gedanke. Anstelle sollte man denken "Wow so gut bin ich schon" :D

Ich geb inziwschen Gitarrenunterricht und kann nur berichten, das selbst ich als völlig Normaler Fortgeschrittener Gitarrist meinen Schülern wie ein Gitarrengott erscheine... Musste ich mich auch erst mal dran gewöhnen. Aber es ist alles eine Frage der Perspektive...

Wer zum ersten mal ne Gitarre in der Hand hat dem erscheint selbst um es mal wie Oli von Sessions zu sagen "Chromatischer Gulasch" wie Zauberei.. ist für jeden der sich mal mit Skalen usw beschäftigt hat nix weltbewegendes mehr.

Ich denk wenn ich so n "Aha" Moment hab einfach "Ach soooooo geht das" :D

Natürlich fallen einem mit der Erfahrung auch die ich sag mal "Poser" auf.. das bleibt nicht aus..
 
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Ist wirklich eine Interessante Frage. Ob es nun Arroganz ist oder einfach nur eine andere Perspektive.

Als ich noch 15 war und langsam der Gedanke gereift ist auch Gitarre spielen zu wollen stand ich tierisch auf die alten Metallica Scheiben.
Die Solos von Kirk fand ich gigantisch. Wenn ich mir die Taps heute ansehe denke ich mir auch....hm soooo extrem ist das garnicht, es ist definitiv nicht leicht und klingt auch heute noch gut.
Aber, auch wenn ich es selber nicht bringe, weiß ich inzwischen teilweise was für eine Technik dahinter steckt.
Ist für mich wie bei einem guten Zaubertrick. Wenn man weiß wie der Künstler es macht, ist die Magie ein Stück weit dahin. Was aber die Leistung des Künstlers nicht schmälert.
So sehe ich das zumindest. Ob das jetzt als Arroganz zu werten ist kann ich auch nicht genau sagen...aber ich hoffe nicht.

Gruß Marcus
 
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Meine Meinung: Wenn man das Musizieren auf den "handwerklichen" Aspekt reduziert kann man sehr wohl in der Güte der Ausführung differenzieren und ggf. auch abschätzen wer wohl "technisch mehr drauf hat".

Dabei wird dann aber der wesentliche Teil des Musizierens vernachlässigt, nämlich die Kunst / der künstlerische Bestandteil der doch den Grund der Performance ausmacht.

Will sagen: es ist völlig wurscht ob der "begutachtete" Typ auf der Bühne nur einen einzigen Ton spielt oder sich in den höchsten technischen Weihen austobt - Wesentlich bei der Kunst ist was beim Zuhörer an Eindruck ankommt.

Darum ist es nicht arrogant wenn man der Meinung ist das bei einem selbst beim Zuhören nichts ankommt. Es ist aber unschön wenn man des Zuhörens nicht mehr fähig ist weil einen die eigene Unsicherheit bzgl. technischer Unzulänglichkeit (..."muss ganz dringend besser werden..") daran hindert dem Künstler tatsächlich zuzuhören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist aber unschön wenn man des Zuhörens nicht mehr fähig ist weil einen die eigene Unsicherheit bzgl. technischer Unzulänglichkeit (..."muss ganz dringend besser werden..") daran hindert dem Künstler tatsächlich zuzuhören.
Ehrlich gesagt verstehe ich die Aussage nicht so recht.:confused:
 
Ich hatte mich auf diesen Satz im Eingangspost bezogen:
Ich guck mir immer mehr Leute an und denke mir "so gut sind die garnicht".
- das ist eben schade. "Gut" ist meiner Meinung nach nicht was schwierig zu spielen ist sondern was gut beim Zuhörer ankommt. Das sollte der Maßstab beim Zuhören sein. Hoffe jetzt verständlicher...seis drum.
 
Bei mir gab es schon eine Phase, in der ich so darauf geachtet habe, was der drummer oder der gitarrist machen, so dass ich sozusagen in einer ständigen vergleichsschleife hing und wenig von der Gesamtmusik mitbekommen habe ...
 
Erinnert mich an unseren Musikunterricht früher. Natürlich nur klassische Stücke durchgenommen und analysiert...:rolleyes:
Und am Ende bekam man z.B. heraus, dass ein bestimmtes Fragment "die Umkehrung des Krebsganges der 2. Variante des 1. Themas" ist. Das Stück war einem allerdings komplett verleidet....

Ich frage mich auch manchmal, ob Gitarristen, die keine Skalen und Tonleitern auswendig lernen, die glücklicheren Gitarristen sind. Wer die Skalen d`rauf hat, nutzt sie auch ständig. Damit schränkt er die Töne im Prinzip ein. Wer sie nicht kennt, spielt munter drauflos. Skalen machen definitiv sicherer (man kann auch zu Stücken, die man nicht kennt, ein ordentliches Solo spielen), schränken aber immer auch irgendwie die Kreativität und für mich auch den Spaß ein.
Wie seht Ihr das?
 
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Ich frage mich auch manchmal, ob Gitarristen, die keine Skalen und Tonleitern auswendig lernen, die glücklicheren Gitarristen sind. Wer die Skalen d`rauf hat, nutzt sie auch ständig. Damit schränkt er die Töne im Prinzip ein. Wer sie nicht kennt, spielt munter drauflos. Skalen machen definitiv sicherer (man kann auch zu Stücken, die man nicht kennt, ein ordentliches Solo spielen), schränken aber immer auch irgendwie die Kreativität und für mich auch den Spaß ein.
Wie seht Ihr das?
Ist für mich grad aktuell interessant, dass du das ansprichst.
Ich spiele seit Jahrzehnten Gitarre und lerne jetzt seit ein paar Tagen Skalen. Erst gestern dachte ich mir so, da musst du aber aufpassen dass du in Zukunft nicht immer starr die Skalen spielen willst. :)
 
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