Ich denke, man sollte nicht in die gedankliche Falle tappen, ein Tablet immer am althergebrachten Desktop/Laptop-Rechner zu messen - gerade so, als würden die Tablets antreten, diese komplett abzulösen.
Die meisten Beobachter haben vor knapp 2 Jahren, als das iPad vorgestellt wurde, nicht an einen Erfolg geglaubt;
Begründung: das kann dies nicht, jenes nicht, ist viel langsamer, keine Tastatur, zu teuer.
Wie man inzwischen weiß, sind die Dinger eingeschlagen wie eine Bombe und die Mitbewerber von Südostasien bis Redmond versuchen verzweifelt, von dem Erfolg ein Häppchen abzubekommen.
Warum sind die Tablets so erfolgreich? Weil sie an die Funktionalität eines Laptop heranreichen und ihn so als Universalgerät überflüssig machen?
Nein, denn das können sie gar nicht (bzw. nur in Teilbereichen) leisten.
Der Erfolg kommt daher, daß sie
einiges tatsächlich besser können (alles, was vom Multitouch lebt, sowie generell Medienkonsum) und
vieles vereinfachen (Systempflege, Softwarekauf- Installation und -Updates, Mobilität und Transport, Akkulaufzeit, Atraktivität für alle Leute, die eigentlich gar keinen Computer wollen)
Was will ich nun damit sagen?
...Ein kleines 10'-Pad wird vermutlich eher nicht zur vollwertigen DAW mit 1000 Funktionen mutieren - die bediene ich nach wie vor lieber am großen 27-Zöller (dessen Userinterface aber in den kommenden Jahren viel vom Tablet "lernen" wird).
Vielmehr liegt der Zauber eines Tablets in überschaubaren, erstaunlich leistungsfähigen Tools (Groovebox, Soundmodul bis hin zur GB-großen Pianolibrary, Touchcontroller, "Ideenrecorder", "Unterwegssampler"...). Die Grenzen zwischen netter Spielerei (es ist ja ganz klar mehr Entertainment- als Produktivgerät - find ich auch nicht schlimm
) sind da nicht immer klar gezogen, aber es gibt schon jetzt genug Anwendungen, die man auch im Produktiven Prozess bereichernd einbringen kann.
Für mich im beruf als Designer sind das z.B. Zeichen-Apps wie Sketchbook Pro, der Notizblock sowie die Funktion als Präsentationsgerät, das man in der Runde herumreichen kann.
...
Was im nächsten Schritt kommen muß und sicherlich auch kommen wird: eine viel umfangreichere Einbindung in bestehendes "großes" Equipment. Was spricht dagegen, daß ein iPad in naher Zukunft ohne Gebastel ganz selbstverständlich im Instrumenten-Rack einer DAW auftaucht, als Standard-Controller eingebunden ist, Audio und natürlich Midi drahtlos überträgt (z.B. Live direkt in den Digitalmixer etc..)?
Schon heute kann ich übers W-Lan damit die komplette iTunes-Wiedergabe auf meinem Hauptrechner fernsteuern - von jedem Punkt in der Wohnung aus.
Außerdem wird es immer an Anschlüssen mangeln. Wenn man mehrere Keyboards, Audiointerfaces, Controller anschließen will, rennt man mit vielen Adaptern herum (falls es die in der Form überhaupt geben wird). Übrigens ein wichtiger Grund warum, ein Macbook Pro bei mir ausfiel. Wenige USB Ports und keine Docking Station.
Dem stimme ich in der aktuellen Situation zu!
Wie gesagt, ich glaube, die Tendenz geht in Zukunft aber dahin, daß viele Schnittstellen-Geschichten radikal reduziert und vereinfacht werden; das Tablet braucht dann keine 7 Stecker samt Dockingstation - alle Arten von Daten laufen übers WLan, Geräte halten sich über Cloud-Lösungen auf dem Laufenden etc..
Wenn dann ein großer Desktop-Rechner (oder etwas ähnliches) die Knotenfunktion übernimmt, an den die noch verbliebenen externen Geräte per USB etc. angeschlossen sind, erübrigt sich das beim Tablet.