Individuelle, selbstgewickelte Pickup

  • Ersteller Ben zen Berg
  • Erstellt am
Ich habe ein 30V-10A Labornetzteil, das sollte dann passen.
 
PXL_20250126_184302550.MP~2.jpg

Die Hardware ist bereit, jetzt muss die Software installiert werden und das 'how to' umgesetzt werden.
 
Am Wochenende habe ich schon wieder nur bedingt Zeit, mich um das Pickup Analyzer Project zu kümmern. Und dann hat sich bei mir auch ein weiteres Projekt aufgetan:
Ich kann mich zur Zeit schlecht gegen GAS-Attacken wehren, und so hat sich so etwas wie eine Stratosphäre in meinem Gitarrenwald gebildet.

stratosphere.jpg


Als letztes hat sich die Guild Surfliner deluxe dazu gesellt. Die stand schon lange auf meiner Wunschliste - ich finde sie einfach megacool. Klanglich kann sie aber eigentlich nichts, was ich nicht schon habe.
Das was sie liefert, ist das, was ich mit einem Blick auf das Pickup-Layout erwarte. Ein PAF-Style-Humbucker mit mäßigem Output, so dass die Single Coils nicht an die Wand gefahren werden. Und Strat-Style PUs, die von dem offenen Metall-Cover in den Höhen beschnittene werden. Klanglich ist das schon nett, was die Surfliner abliefert, aber die Single Coils auf der Esche-Strat werden durch die Cover weniger in den Höhen bedämpft und ein PAF-Style-HB macht mich nicht wirklich glücklich.
Was sich mir als ehemaliger Layouter aber sofort aufzwingt: Bei diesem Pickguard-Design muss ein Filtertron verbaut werden. Was ich bisher auf Youtube gesehen habe, klingt so ein Filtertron auch sehr gut auf dieser Position. Doch - wie laut ist so ein vintage Gretsch PU? Es wird ein DIY-Tonabnehmer, ich suche hier also keinen neuen Tonabnehmer, sonder nach den spezifikationen für die Feinheiten.
Und dazu muss ich erst einmal wissen wie laut so ein PU überhaupt ist. Die Spulkörper sind ja noch kleiner als bei Mini-Humbuckern, dafür ist der Balkenmagnet doppelt so dick wie bei einem herkömmlichen Humbucker.

Das meiste Material für den Filtertron-Tonabnehmer ist schon bei mir eingetrudelt.

chassis.jpg

Bobbins, Magnet, Inlay, Cover und zwei unterschiedliche Base Plates. Die Vintage korrekte 50s Base Plates gibt es nur mit 49 mm Polschraubenabstand. Die Surfliner hat an der Position des Tonabnehmers aber einen Saitenabstand von 51 mm. Dieses Maß habe ich nur bei einer Base Plate gefunden, die aber nach den Spezifikationen neuerer Produktionsserien gefertigt werden. Mit den deutlich niedrigeren Schürzen soll der Klang der Filtertrons aber eher in Richtung PAF gehen.

topView.jpg

Auf die Schrauben warte ich noch - die auf dem Foto verwendeten haben nur ein M3 Gewinde. Die original verwendeten SAE 6-40 Schrauben haben ein 0.133 Zoll Gewinde und somit einen Durchmesser von 3,4 mm. Das steigert den Weicheisenanteil in den Spulen um mehr als 28%.

bottomView.jpg

Der größere Polschraubenabstand kann aber auch mit der 50s Base Plates als Basis realisiert werden.

1740597365115.png


Die von mir georderten Filtertron-Spulen mit 51 mm Polschraubenabstand sind aber leider noch schmächtiger als die original Fifties Bobbins. Das lichte Maß für den Wickeldraht ist leider nur 3 x 6 mm, sollte aber 4,9 x 6,4 mm sein. Und das ist wohl auch das Mindestmaß, was gebraucht wird, um gegen die Single Coils anstinken zu können. Zum Vergleich hab' ich mal eine Humbucker- und eine Single-Coil-Spule daneben gelegt.
Die auf der Surfliner verbauten Single Coils haben beide 6,24 kΩ Gleichstromwiderstand. Da müssten dann um die 6.300 Windungen auf der Spule sein. Dem zu Folge müssten weit über 3.000 Windungen auf jede Filtertron-Spule gewickelt werden. Scatterwound passt das niemals in einem 3 x 6 mm kleinen Querschnitt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
Reaktionen: 1 Benutzer
Neben dem Filtertron brauche ich dann ja auch noch zwei Pick Ups im Single Coil Format. Bei den offenen Metall-Covern fänd' ich etwas mit Polschrauben optisch passend - am besten in einer Bauweise, die das Netzbrummen nicht einfängt. Da habe ich doch erstmal ein FEMM-Programm angeschmissen:

1741047244442.png


Zuerst zeige ich die magnetische 'Heat Map' für Single Coil, Rail Humbucker und P90 Style.

1741048111822.png


Und dann ein co-Axis sowie zwei Split Coil Entwürfe mit unterschiedlicher Schraubenlänge. Das Split-Coil-Diagramm mit der Kurzen Schraube sieht doch am vielversprechendsten aus. Das habe ich dann im CAD Programm umgesetzt.

splitCoilStratStylePU_01.png

splitCoilStratStylePU_02.png


Mit den Plastik-Bobbins habe ich immer Probleme beim Löten, deswegen habe ich die Anschlüsse ganz klassisch mit Vulkanfiber und Messing-Eyelets entworfen. Die Platte mit den Anschlüssen wird einfach mit Nylonschrauben unter den Spulkörpern verschraubt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Vulkanfiber-Anschlussplatte halten zusätzlich noch Magnet und Blades in Position.
Leider sind die offenen Single Coil Cover von Göldo nur 12 mm hoch, mal schauen wie ich die fixiert bekomme. Bei der Esche-Strat habe ich die Bobbins so weit mit Isolierband umwickelt, bis ich sie in die Cover quetschen musste. Das ist eher suboptimal...
 
Mal schauen wie dick das Material ist, vielleicht reichen die Befestigungszungen nicht mal bis zum Boden des Spulkörpers.

splitCoilStratStylePU_03.png
 
Löte doch einfach Silberdraht oder ähnliches an die Zungen 😉
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sehr gute Idee. 😃
 
Hast du Klangbeispiele von deinen Pickups?
 
Eigentlich habe ich hier schon einiges an Klangbeispielen gepostet. Von Seite #9 (#168) bis Seite #11 habe ich fünfzehn Audio Files oder Videos gepostet.
 
Hallo!
Dieser Thread ist wirklich toll - hab mich größtenteils durchgelesen - super was hier passiert!!!
Anstatt einen neuen Thread zu öffnen würde ich mich gerne hier anhängen, weil mein Vorhaben ein "ähnliches" ist...
Ich möchte mir ein Paar JAZZMASTER PUs jedoch für einen 4-saiter BASS wickeln.

Sowas wird auch von einigen wenigen Herstellern angeboten - will aber gerne selber wickeln - v.a. zwecks Polepiece-Abständen und Kosten.
Trotz viel lesen und recherchieren bleiben mir zig Fragen offen - ich hoffe ich finde bei euch die richtigen Ansprechpartner ;)
Ich versuch meine Hardfacts (sofern richtig verstanden) mal aufzulisten:
1) Spulengeometrie/Material/Aufbau
Prinzipiell reicht hier eine obere und untere "Basisplatte" in der die Magnete gehalten werden - gewickelt mit (42AWG) Mit dem Kupferlackdraht darf ich mich auch direkt an die Magnete legen (vielleicht Iso-Tape dazwischen?)
Oder ist hier ein Konstrukt aus Kunststoff zu empfehlen, in welches die Magnete eingesteckt/klebt werden?
Hätte die Möglichkeit auf einen 3d-Drucker.

Die Dimensionen des eigentlichen Spulenkörpers kann ich für eine Bass-Variante nur erahnen...
Hier hab ich öfters von einem 1/8inch Spulenhöhe gelesen (Gitarren-Variante) also knappe 3.2mm - 38x89 mm in der Grundfläche - zumindest für den gesamten PU inkl Kappe...

Jetzt hab ich die Magnetstifte nur mit 15mm Länge gefunden - traditionell werden 12mm verbaut... In 12mm finde ich nur die NICHT magnetisierten "SLUGS" ... Ergo müsste ich in 12mm-Variante dann drunter einen Barrenmagneten legen - dann wird's aber wieder eher ein P90... Oder?? Wuuuaahhh!

Wie weit soll/darf der Barrenmagnet dann links&rechts über die äußersten Polepieces überstehen?
Oder besser die 15mm und bereits magnetisiert?

Die Firma "Stonewall" hat hier einen Bass-P90-Jazzmaster-PU im Angebot - find ich interessant und würde das Design gerne daran anlehnen..
Scheinbar ein Hybrid aus P90 und Jazzmaster...
Hier ist auch der Widerstand für Neck (6,7k) und Bridge-PU (9.5k) angegeben.
Kann man aus diesen Werten in etwa die Windungsanzahl erahnen???


Sorry für all die Anfänger-Fragen, ich würde mich sehr über jegliche Hilfe freuen!!!
 
Natürlich kannst Du hier deine Fragen und Berichte zu Deinen individuellen PickUps posten. Das ist doch ein offenes Forum und keine private Veranstaltung.
Zwei Flatworks, in denen die Magnete gequetscht werden, macht die Herstellung der Spulen einfach. Richtige Spulkörper mit dem heimischen 3D-Printer zu drucken ist eher problematisch. Die Überhänge sind einfach viel zu groß, denn all zu viele Supports möchtest Du bestimmt nicht drucken. Den Körper aus zwei Teilen zu drucken ist auch kein praktikabler Ansatz, das Filament für Hobby-3D-Printer besteht aus einem Material, das sehr schlecht zu verkleben ist. 6.000 Wicklungen und mehr erzeugen einen permanenten Druck, dem die Klebefuge bei meinen Versuchen nicht Stand halten konnte.
Die Magnete können direkt mit dem Kupferlackdraht bewickelt werden, der Draht ist ja schon isoliert. In manchen HowTo-Videos wird empfohlen, die Magnete auch noch mit Sprühlack zu isolieren. Das kann aber auch nach hinten losgehen, wenn das Lösungsmittel des Sprühlackes dann die Lackschicht vom Kupferdraht an löst.
Ich würde für Dein Vorhaben No-Holes-Jazzmaster-PU-Cover ordern und dann einfach die passenden Löcher bohren.
Die Maße der Flatworks geben gute Händler auch in der Produktbeschreibung an.

1741294733592.png

Die Kappe ist dann noch ein wenig größer (92 x 41 mm plus 2.9 mm rechts und links für die Aufhängung)
Die AlNiCo-Rods findest Du z.B. hier: https://tlcguitargoods.com/en/pool-magneet-alnico-2-5-x-12mm.html
Leider nur AlNiCo 2 - für E-Gitarren eigentlich meine favorisierte Legierung, für Bässe kann ich das aber nicht beurteilen.
Bei Axesrus bekommst Du sie in AlNiCo 2/3/4 und 5 (https://www.axesrus.co.uk/AlnicoRodMagnets-p/g101poles.htm)
Für 'nen Bass würde ich aber eher zu den Rods mit 8 mm Durchmesser greifen. Kürzere als 16 mm (auch bei Axesrus) habe ich auf die Schnelle aber nicht gefunden und glaube auch nicht, dass gravierende Nachteile entstehen, wenn die Rods auf der Rückseite 4 mm weiter raus ragen.
Unmagnetisches AlNiCo musst Du selbst magnetisieren - einfach zwischen zwei stärkeren Neodym Magneten halten. Aber Vorsicht, dass Du dir dabei nicht die Finger klemmst.
Die Bass-P90er im Jazzmasterkleidchen sehen sehr interessant aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Die Idee zu dem Split Coil habe ich ein wenig von Lindy Fralins Split Blade Humbucker abgeschaut.


View: https://www.youtube.com/watch?v=OLgX07hPB68
Ich finde, das klingt doch recht 'Single Coilish' - wenn auch eher nach Tele als nach Strat. Anyway, es ist erstmal nur ein Versuch. Ich bin gespannt, was dabei rum kommt.
Den CoAxe - ein koaxialer Tonabnehmer von Vox - werde ich auch noch einmal nach bauen, jedoch auf ein Strat-Format geschrumpft. Mein erster Versuch, mit Magnet Rods und U-Stahl, war ein Fehlschlag. Mal schauen, ob die P90-ähnliche Bauweise besser funktioniert. So ist die Konstruktion viel näher am Original angelehnt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=JHv57wdIAIk
Jedoch finde ich beim Original den Humbucker-Mode doch auch sehr Humbucker-Like. Ich bevorzuge aber einen Single Coil Sound. Mal schauen/hören, wie sich das verkleinern der Blade-Abstände auswirkt.

splitCoilVsCoAxis.png


Von unten betrachtet sind die unterschiedlichen Bauweisen gut zu erkennen. Der Split Coil ist Rail-Humbucker-like aufgebaut, wobei die Klingen nur unter je drei Saiten geführt werden. Die Spulen sind dadurch nur halb so lang, aber mehr als doppelt so breit wie beim Rail-Humbucker.
Der CoAxe ist, wie schon beschrieben, P90-ähnlich aufgebaut, wobei zwei Blades von den Magnetpolen an den von den Polschrauben abgewandten Seiten wieder Richtung Saiten zurück geführt werden. Diese Blades werden dann gegensätzlich mit Kupferdraht umwickelt, was zum gewünschtem humbucking-Effekt führt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mir ein Teslameter gekauft, um auch bei der Magnetstärke nicht immer nur mit Vermutungen zu arbeiten.
Wenn die Magnete mal falsch gelagert werden, verlieren sie an Kraft.

1741364906589.png

Der für PickUps doch recht dicke Filtertron AlNiCo 5 Block liefert knapp max. 83 Millitesla, von denen maximal knapp 34 mT noch an den Köpfen der Schrauben ankommen. Bei den P47² sind es nur 22 - 27 mT, wärend ich bei den AlNiCo 2 Humbucker, die durch die P47² ersetzt wurden, 33 - 37 mT an den kopfseite der Schrauben messen kann.
Die Magnete für die P47² kamen sehr unglücklich verpackt bei mir an und ich musste richtig Aufwand betreiben, diese brauchbar zu magnetisieren. Wenn ich das jetzt messe, ist es mir nur suboptimal gelungen. An den Saiten kommen noch round about 5 mT an - dafür sind sie dann doch noch recht laut, was mich für den Filtertron-PU optimistisch stimmt.

PXL_20250307_170330432.MP~2.jpg

Die Balken-Magnete für die Split Coil PUs kamen gut verpackt an und haben durchschnittlich um die 55 mT und ein Peak von gut 65 mT.
Für die coaxialen PUs brauche ich jedoch etwas zierlichere Magnete, die ich nur in China in der Neodym-Abteilung gefunden habe. Die scheinen aber am Flughafen an einem Transportband kleben geblieben zu sein - seit vier Tagen ändert sich der Status nicht mehr. Passiert mir nicht zum ersten mal... Jedenfalls ist Neodym bezüglich der Magnetstärke eine ganz andere Hausnummer. Ich habe hier z.B. kleine Rundstab-Magnete rumliegen, 5 x 12 mm, die liefern 520 Millitesla. Mit Neodym könnten die CoAxe-PUs auch richtig Wums bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Neodym-Magnete sind 60 x 5 x 3 mm klein und ca. 15 mm von den Saiten entfernt - das sollte die Saiten nicht stark beeinflussen.

1741382566023.png

Bei dem JM-Sidewinder habe ich 5 x 5 mm Neodym Rundstab-Magneten zwischen den Saiten und dem Zentralen Balken-Magnet montiert, ohne dass sich Stratitis bemerkbar gemacht hat.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo nochmal...

Eine Idee/Gedanke/Frage zum Aufbau einer "P90-Spule"...
Interessant finde ich mittlerweile den Mix aus P90 und Jazzmaster wie in meinem oberen Post bereits verlinkt.
"Darf" ich die Schrauben jeweils durch eine passende Gewindehülse führen?
Angedacht wie bei einer Möbelverbinder-Schraube - das würde mir den Bau/Verbindung zwischen oberer und unterer Basisplatte erleichtern sowie auch als Schraubenführung dienen...
Der Wickeldraht würde dann eben um jene "Gewindehülsen" laufen und käme dem eigentlichen Schraubengewinde nicht in die Quere...
Als Beispiel dieser Schraubenart eine optische Veranschaulichung:
Screenshot_2025-03-11-18-28-09-221_com.google.android.googlequicksearchbox-edit.jpg
 
Ja, optisch finde ich den Bass-P90 im Jazzmasterkleidchen sehr ansprechend, die konstruktion kann aber Nachteile auf 'nem Bass haben.
1. Alle Metallteile in Nähe der Spule erzeugen Wirbelströme, was die Resonanzfrequenz senkt. Wie stark diese Wirbelströme ausfallen, ist abhängig vom Material. Kupfer erzeugt am meisten, Neusilber am wenigsten Wirbelströme, Stahl irgendwo dazwischen.
2. Die Geometrie der Spule formt die Klangfarbe.
Je schlanker und höher eine Spule ist, desto 'harscher' bzw. höhenreicher wird der Ton - je flacher und breiter, desto 'weicher' oder basslastiger.
3. Die Resonanzfrequenz sinkt mit der Anzahl der Wicklungen.
Das kann sich sehr ungünstig auf einen Bass-PU auswirken. Als Negativbeispiel ist hier der Gibson EB1 Tonabnehmer zu nennen.
Eine niedrige Resonanzfrequenz ist eigentlich das Schlimmste was Du einem Bass PU mit auf den Weg geben kannst.
Das soll dich nicht davon abhalten, einen PU in dieser Optik zu erstellen. Denn unter so einer großen Kappe kann man ja die unterschiedlichsten Designs verstecken.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben