(I'm) Fading out

Ich war gestern etwas müde und schrieb statt „Anapher“ (Wiederholung einer Wortgruppe am Anfang) „Epipher“ (Wiederholung am Vers-Ende) . Beide verfolgen allerdings ein sehr ähnliches Ziel.

Lieber @Frank_de_Blijen, dein Beispiel „sind so kleine Hände“ benutzt Anaphern. Wiederholt wird „sind so kleine“.

Allerdings macht die Texterin von Anfang an klar. daß von Kleinkindern die Rede ist. Das klare Ziel ist sehr wichtig. Der Leser kann sofort entscheiden, ob er der Sängerin zustimmen will. Wenn er das nicht könnte, würde für ihn sicher auch „Sind so kleine Hände“ schrecklich leiern. Weil er dann Bahnhof versteht, noch dazu eintönig erzählt.

Tatsächlich rätselte ich in DEINEM Text zunehmend, wovon du eigentlich redest. Letztlich tippte ich auf Alter oder Depression. Aber mein Rätseln bis zum Schluss nervte mich. Lieber hätte ich meine Meinung mit deiner verglichen, was eine gute Anapher von Anfang an ermöglicht.

„Macht kaputt, was euch kaputt macht“ - bietet ebenfalls sofort ein klares Ziel. Ich muss mich nämlich fragen, was mich kaputt macht. Eine tolle, interessante Frage!!!

Bei deinem Text quält mich aber vor allem die Frage: was meint er denn eigentlich.

Das dürfte bei manch einem meiner Texte den Leser ebenfalls beschäftigen. Zwar beschäftigt mich immer ein abwechslungsreicher Satzbau, aber diese Diskussion macht auch MIR klarer, wie extrem wichtig es ist, dem Leser das eigene Anliegen so früh wie möglich zu verdeutlichen. So früh wie möglich. So deutlich wie nötig! ;)

Wenn du möchtest, nenn doch mal mit einem Wort das Ziel deines Textes. Aber ich verlang das natürlich nicht! :unsure:
 
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Ich finde den Text sehr gelungen. Er ist nicht besonders "modern" - das stimmt - eher klassisch. Die Ruhe, die er ausstrahlt, ist mMn gerade richtig. Weil das langsame Verschwinden ein stiller Prozess ist. Und genau das vermittelt der Text.

Mir gefällt auch, dass er einem roten Faden folgt: es werden die menschlichen Sinne "abgearbeitet" - Sehsinn, Hörsinn, Tastsinn...

Was von daher gut passt, weil man die Außenwelt als auch seine Beziehung zu dieser über die Sinne wahrnimmt.

Klassisch ist der Text insofern, als die äußeren Sinne zur Vorbereitung auf die Klimax dienen, zu der alles hinstrebt: das Herz und seine Nöte.

Doch halt: es gibt noch eine Instanz über dem Herzen: der Glaube (Hoffnung, Licht, Zuversicht).

Kurz: für meinen Geschmack erfüllt der Eingangstext das, was ich von einem guten Text erwarte. Das einzige, was mir nicht ganz so passend erscheint, ist der Titel. Ich fände es besser, wenn er zu diesem (wie gesagt: fast klassischen) Text aus derselben Sprache käme.
 
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Vielen Dank für Euer Feedback @logologia farfalla und @Der_Blindschleicher
... da werden nun Michael und ich noch eine Runde nachzudenken haben, wie wir das weiterentwickeln wollen ...
 
Nach den vielen Statements hab ich den Text weiter bearbeitet.
Hiflsverbenreduktion! (Um so auch das Leiernde zu bekämpfen) und in den Strophen (auch deswegen) mit "Ich" begonnen.

[Das Ziel in einem Wort kann ich nicht sagen, lieber @Jongleur - s. Post #21. Mein Text soll eine depressive Stimmung beschreiben, in der sich vielleicht auch einige wiedererkennen und dann einen Anstoß geben, selbst in diesem Tief sich nicht ganz fallen zu lassen, sondern eine Hoffnung zu entwicklen, die aus der depressiven Stimmung heraus führt. Ein Lied ist dafür besonders gut geeignet (Musik hilft mir besonders gut durch Stimmungstiefs) und wenn der Text das verstärkt. wäre das großartig. ]

Der Titel ist (noch) geblieben, der passt (für mich) ziemlich genau zu diesem Gefühl
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(I'm) Fading out

Ich seh' die Farben immer blasser.
Blasser? Nein, das trifft es nicht
Sie verlieren ihre Farbe
glanzlos, dunkel, ein Dickicht

Ich hör die Töne immer leiser
leiser? Nein, das stimmt so nicht
Sie verlieren ihre Schönheit
klingen tonlos, stumm und schlicht.

Und draußen wird es immer dunkler
draußen? Nein, da ist es nicht
da geht nur die Sonne unter
doch tief in mir verlischt das Licht

Ich hör nicht meine Stimme
Ich sehe nicht mein Licht
Ich schmeck nicht meinen Hunger
Ich fühl mich einfach nicht


(die) Wunden werden immer wunder.
Bis eine Narbe wieder bricht
Sie ha'n auch keine Zeit zu heilen
und jede einzelne da sticht

Ich hör nicht meine Stimme
Ich sehe nicht mein Licht
Ich schmecknicht meinen Hunger
Ich fühl mich einfach nicht


Ich werde immer weniger
innen bin ich schon ganz leer.
Was fehlt mir nur – und wer?


(Doch) was mir bleibt, das ist die Hoffnung
Hoffnung – die begleitet mich
und die Hoffnung schickt in's Dunkel
mir immer noch ein zartes Licht

Ich hör ganz leise meine Stimme
Ich seh ganz schwach und fern mein Licht
Ich schmecke etwas meinen Hunger
und fühle neue Zuversicht
 
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Mein Text soll eine depressive Stimmung beschreiben, in der sich vielleicht auch einige wiedererkennen und dann einen Anstoß geben, selbst in diesem Tief sich nicht ganz fallen zu lassen, sondern eine Hoffnung zu entwicklen, die aus der depressiven Stimmung heraus führt.
Dieses Ziel verstehe, erkenne und begrüße ich natürlich!

Aber ich gestatte mir die Frage, welchen Sinn es macht, hauptsächlich Depression näher zu beschreiben. Vermutlich wird es Betroffene tiefer in die Traurigkeit drücken und Nichtbetroffene eher abstoßen. Denn jeder kennt wahrscheinlich depressive Momente - und erinnert sich ungern daran.

Und was Depressionen betrifft: gerade in diesen Momenten vermisse ich jede Spur von Hoffnung. Aber dann gibt es wieder Momente, wo die Depressionen neuer Hoffnung Platz machen…machen müssen!!

Für mich wäre ein Lied über einen DIESER (oft unerwarteten) Momente viel wirkungsvoller. Für mich besteht die Hoffnung aus vielen Momenten der Hoffnung. Diese Momente lassen auch die Gesichter von Fremden strahlen, wenn sie sich an analoge Erlebnisse erinnern…

Sonstige Empfehlung: kannst du nicht versuchen:

A) stilistisch vergleichbar statt des Verblassens die hauptsächlich die Rückkehr alter, gewohnter Hoffnungen zu schildern?
B) oder alternativ den Bildern der Depression ironische Seiten abringen, die neue, unerwartete Hoffnungen durchschimmern lassen?
 
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was ich jetzt schreibe, kann totaler Blödsinn sein, also im Notfall einfach ignorieren! ;)

Solche Texte sind immer persönlich und meiner Meinung nach gibt es da kein richtig oder falsch. Jeder macht es so wie er es will.
Was ich schreibe ist nur meine persönlich Reaktion und ist weder besser noch schlechter. Trotzdem …

Wenn ich den Text lese, komme ich aus dem flow. Es fließt meiner Meinung nach nicht so gut. Der Rhythmus ist holprig. Ich persönlich versuche immer einen bestimmten beat in der Betonung zu haben. Also "da Dum da Dum da Dum" oder so ;). Ausserdem passt der Reim nicht so wirklich. In Deinem Fall beißt sich z.Bsp. "nicht" und "Dickicht". Denn die Betonung passt nicht. Und diese ist wichtiger als die blosse Endung.
Ich habe mich selbst gefragt was ICH anders machen würde und es kam auf die Schnelle Folgendes dabei raus.



Aus:
Die Farben werden immer blasser.
Nein – blasser werden trifft es nicht
Sie verlieren ihre Farbe
Sie werden dunkel, zum Dickicht


wurde:
Die Farben verblassen,
sie scheuen das Licht.
Sie kriechen im Schatten,
und finden mich nicht.



Mal unabhängig von dem Inhalt (war spontan auf die Schnelle) … der beat von den Wörtern und die Betonung, sind meiner Meinung nach flüssiger. Die Zeilen auch ein wenig kürzer. Auch Wörter innerhalb der Zeilen passen besser zueinander.

Das wollte ich hiermit als Anregung geben.

wie gesagt, nur so meine persönliche Meinung!
Mir gefällt diese Art der Dichtung. Ich würde sie sogar schärfen:
Die Farben verblassen,
sie scheuen das Licht.
Sie kriechen im Schatten
und finden dich nicht!

Das empfinde ich als Lyrik, und nicht als depressives Selbstgespräch, das zudem von Unsicherheit und Selbstzweifel geprägt ist.
Mehr Text braucht es fast gar nicht als diese vier Zeilen. KI, vertone diesen Text im Stil von "Riders on a Storm" und erwecke Morrison's Timbre.

Die ursprüngliche Songidee ist eine Brückenidee. Über die Brücke laufen, da wartet ein brauchbarer Song. Insofern war er als "Versuch" gelungen.
Ein bisschen mehr Rücksicht auf den Hörer nehmen schadet nicht.
 
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Danke für Deine Einschätzung, @Jongleur

Aber ich gestatte mir die Frage, welchen Sinn es macht, hauptsächlich Depression näher zu beschreiben. Vermutlich wird es Betroffene tiefer in die Traurigkeit drücken und Nichtbetroffene eher abstoßen. Denn jeder kennt wahrscheinlich depressive Momente - und erinnert sich ungern daran.
Da wird es sicher Menschen geben, die so empfinden. Und ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die genau dadurch, dass sie von einem anderen hören, dass er/sie solche Empfindungen hat, ihre depressive Stimmung etwas besser ertragen. Um es musikalisch zu sagen: Manchen hilft es vielleicht in einer depressiven Stimmung, fröhliche Musik zu hören, ander brauchen dann eher die etwas dunkleren, düsteren Töne - und die dazu passenden Texte.

Insofern gilt
Für mich wäre ein Lied über einen DIESER (oft unerwarteten) Momente viel wirkungsvoller.
eben für Dich und bestimmt auch für viele andere, aber diese Aussage hat keine Allgemeingültigkeit (die Du bestimmt auch nicht erheben willst). Ein Text, der solche Momente beschreibt, wäre dann ein weiterer, anderer Text - neben dem ich meinen Text in ruhiger Ko-Existenz sehe.

Da sehe ich dann auch keinen Anlass, hier Ironie hineinzuwürzen. Auch das ist möglich und wäre dann ein dritter Text.
 
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"Dritter Text" trifft es gut! Ich möchte dir noch das Feedback geben, dass ich aus der lyrisch verkürzten ersten Strophe einen erstaunlich gelungenen Song komponiert habe. Ich musste nur noch die letzte Zeile zu "uns finden sie nicht" ändern. Die Musik hat dann doch mehr Zeilen benötigt und die haben sich von alleine rasch auf das Papier gezaubert. Vor allem die Musik, im düsteren Stil, hat Freude gemacht, sie reichlich in Dauerschleife zu spielen. Meine Aussage "hinter der Brücke wartet ein guter Song", war also auch ein Selbstgepräch gewesen.
Depressive Gefühle sollte ein Künstler m.E. nicht wertschätzen und in einer Art Selbstbeschäftigung verherrlichen durch gelungene Reimbildungen. Die Kunst ist wichtiger als der Künstler. Der Künstler stirbt, seine Kunst bleibt. Die Kunst ist dazu da, Depressionen oder schlichte Trauer zu überwinden. Das ist gelungen, wenn sie für Dritte nicht sichtbar wird. Das Pronomen "ich" macht m.E. in Songtexten nur Sinn, wenn es kraftvoll und voller Willen daherkommt. Beispiel: "Ich will einen Mercedes Benz".

Wichtig ist, dass die Musik stark und passend ist. Jeder Text, der das triggert, ist gelungen.
 
Depressive Gefühle sollte ein Künstler m.E. nicht wertschätzen und in einer Art Selbstbeschäftigung verherrlichen durch gelungene Reimbildungen. Die Kunst ist wichtiger als der Künstler. Der Künstler stirbt, seine Kunst bleibt. Die Kunst ist dazu da, Depressionen oder schlichte Trauer zu überwinden. Das ist gelungen, wenn sie für Dritte nicht sichtbar wird. Das Pronomen "ich" macht m.E. in Songtexten nur Sinn, wenn es kraftvoll und voller Willen daherkommt. Beispiel: "Ich will einen Mercedes Benz".

Wichtig ist, dass die Musik stark und passend ist. Jeder Text, der das triggert, ist gelungen.
Ja, dem kann ich auch zustimmen!

Wenn mir die Depression mit ihren Krallen droht, lieg ich stumm rum wie tot, denke mir meinen Teil, schläfer mich ein, erwache irgendwo im Glück, gern heil und geil, schuldlos und ungefickt 😙
 
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Es freut mich, wenn Dir ein prima Song gelungen ist und dazu ein paar meiner Zeilen bzw. die Überarbeitung davon von milamber Anstoß waren, @Poppotov
Freudig düstere Musik in Dauerschleife - das passt gut zum Weg aus einem seelischen Tief.

Die Kunst ist dazu da, Depressionen oder schlichte Trauer zu überwinden. Das ist gelungen, wenn sie für Dritte nicht sichtbar wird.
Den ersten Satz meinst Du sicher nicht absolut, sondern nur als eine mögliche Aufgabe - es gibt viele mehr oder auch die, einfach nur Kunst zu sein. Beim zweiten Satz seh ich es schon anders. Ein Trauer-Song ist ein Trauer-Song, ein Liebeslied ein Liebeslied und das werden die meisten auch so erkennen und viele auch so erfahren. Haben nicht manche Generationen sogar ihren Love-Song, ihren Herz-Schmerz-Song, der sie sogar vereint?

Wichtig ist, dass die Musik stark und passend ist.
Das ist die zweite essentielle Zutat für einen guten Song, sogar die wichtigere. Die komponiere aber nicht ich ... ich versuch mich nur im texten.
 
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Ich meine es nicht böse und gar nichts meine ich "absolut", aber den Gedanken Songtexte zu schreiben ohne sie sogleich hörbar machen zu können, empfinde ich fast erschreckend. Was für ein Verzicht! Das ganze Sternenmeer der Möglichkeiten versperrt... Eine Horrorvorstellung für mich.
Den Mangel an Motivation, ein Instrument zu lernen, verstehe ich nicht. Anfangen, die Angst überwinden. Wer die Musik liebt und schätzt, sollte auch was für sie tun.
Zumindest singen, was man schreibt.
Dazu sich fertige Backings beschaffen. Auf Wikiloops.com sind hunderttausend Songs ohne Text, die ein Autor in Dauerschleife hören kann für einen Text.
Oder mit KI arbeiten.
Oder halt selber in die Saiten oder die Tasten greifen. Es gibt Keyboards mit 1-Finger-System für partout lernunwillige Personen.
Wie mein Selbsttherapeut sagen würde: "Wenn er seine Depression nicht mehr hat, hat er gar nichts mehr! Dann steht er nackt vor Gott und davor fürchtet er sich."
Als Künstler muss man seine Selbstverliebtheit für die Kunst opfern.
In einem Songtext diskutiert man nicht über die Richtigkeit der Verben. Wenn ein Verb verbessert werden kann, geschieht das heimlich, still und sofort.

Ein Song über eine Depression startet so: "Ich bin depressiv! Meine Depression ist schwer und tief. Weil das Glück mich verließ. Der Job aus dem Ruder lief. Deshalb wurde ich depressiv...als meine Frau weglief...wurde ich depressiv"
Kannst die Akkorde in den Silben hören? Spiele sie!
 
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