(I'm) Fading out

nebenbei - ungewöhnliche thematische Entwicklung in diesem Verlauf. Wäre im Grunde ein eigenes Thema: Dürfen nichtsingende, kein Instrument spielende Leute Songtexte schreiben? (jaja, schon klar, dürfen dürfen sie ... )
Ich kenne zahlreiche Songtexte, die von Lyrikern geschriebene wurden, die mE keine Instrumente spielten bzw. deren ursprünglichen Gedichte vertont wurden und sich zu Hits entwickelten.

Ob man Musiker ist oder nicht, spielt für mich keine wesentliche Rolle. Auch die Lyriker unterscheiden sehr bewusst lebendige von leiernden Inhalten und Formen. Reine Lyriker wissen auch, wie man die Innen- oder Außenwelt spannend darstellen kann. Youtube ist beispielsweise voller wundervoller, moderner Vertonungen von Rilke-Gedichten. vorgetragen von tollen Pop-Musikern.

Das Geheimnis liegt in den Formen der Kompositionen und Texte - und nicht etwa im instrumentalen Fähigkeiten der Dichter. Unendliche viele unsterbliche Arien oder Volkslieder wurden von Dichtern einerseits und Musikern andererseits geschrieben.

Hier ist ein Texterforum. Nicht die Musikalität der Texter entscheidet, sondern mE die Fähigkeit der Texter, Worte, Sätze und Geschichten so zu verfassen, dass sie klangvoll, verständlich, gewitzt und einprägsam tolle Songs ermöglichen!!
 
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Das nicht konkrete der Situation und die Hoffnung gehen aber in diesem songtext noch eine besondere Beziehung ein: Wie aus dem Hut gezaubert erscheint mir der Rekurs auf die Hoffnung: Das LI verliert sie nicht und die Hoffnung, als sei sie ein Subjekt, schickt weiter ihren Strahl ins Dunkle. Aber wo kommt sie her? Was nährt sie?
Diese Wendung hatte mich auch irritiert. Ich vermutete, das @Frank_de_Blijen hier die Hoffnung gerne konzeptionell unterbringen wollte. Ich meinte sogar, das so als zusätzliche Anmerkung von Frank im Eröffnungsthread gelesen zu haben.... 🤔 habe diesen Hinweis baer nicht finden können. Entweder habe ich mir das eingebildet oder der Hinweis wurde editiert.
Aber ich gestatte mir die Frage, welchen Sinn es macht, hauptsächlich Depression näher zu beschreiben.
Hier gibt es für mich das tolle "Hurt" von Trent Reznor als Gegenbeispiel. Ich empfinde seltsamerweise immer eher Trost bei dem Song, obwohl da von Hoffnung nichts zu hören oder zu lesen ist. Möglicherweise ist es die Tatsache, sich in der ungeschönt beschriebenen Depresion wahrhaft verstanden zu wissen, die den Trost spendet.
 
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Hier gibt es für mich das tolle "Hurt" von Trent Reznor als Gegenbeispiel. Ich empfinde seltsamerweise immer eher Trost bei dem Song, obwohl da von Hoffnung nichts zu hören oder zu lesen ist. Möglicherweise ist es die Tatsache, sich in der ungeschönt beschriebenen Depresion wahrhaft verstanden zu wissen, die den Trost spendet.
Das ist auch eines meiner absoluten Lieblingslieder!!! Aber ich sehe wenig Parallelen. Das LI von Hurt stellt sein Leben und das seines alten Freundes in Frage. Und entfernt sich am Ende seines Lebens mehr und mehr von ihren ehemaligen Gemeinsamkeiten.

Ein Gefühl, was ich auf meinem alten Tage mehr und mehr teilen kann! Und tatsächlich in manchen Fällen mit einem wunderbar wachsenden Gefühl der Befreiung..,
 
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Aber ich sehe wenig Parallelen.
Ich hatte "Hurt" als Beispiel dafür aufgeführt, dass es nicht unbedingt eine Erhellung in der Dunkelheit benötigt, um Trost zu spenden.
Und ja: Herausragender Song ist das!

zurück zu Frank`s Text...
 
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Ich hatte "Hurt" als Beispiel dafür aufgeführt, dass es nicht unbedingt eine Erhellung in der Dunkelheit benötigt, um Trost zu spenden.
Ich meine DAS ebenfalls. Mit den Jahren verspricht die Zukunft keine Wunder mehr, sondern zunehmend bescheidenere Erwartungen. Und grade diese nüchterne Betrachtung nimmt den Erinnerungen ihre Bitterkeit, und erleichtert die Fähigkeit zur Versöhnung, ohne das neue große Erwartungen gezüchtet werden müssen. Höchstens an sich selber..,, so endet besagter Song;

was ist aus mir geworden mein bester Freund?
jeder den ich kenne
verschwindet letztendlich
du kannst alles haben
mein Reich aus Dreck
ich werde dich fallen lassen
ich werde dich verletzen
wenn ich nocheinmal von vorne beginnen könnte
eine Million Meilen entfernt
würde ich mich selbst beschützen
ich würde einen Weg finden…
 
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Ich meinte sogar, das so als zusätzliche Anmerkung von Frank im Eröffnungsthread gelesen zu haben.... 🤔 habe diesen Hinweis baer nicht finden können. Entweder habe ich mir das eingebildet oder der Hinweis wurde editiert.
Ja, so steht es tatsächlich im ersten Post: Der erste Entwurf kam hoffnungslos daher und der stand hier noch nicht im Forum, sondern den hab ich nur in einem Dialog erörtert - bei dem dann die Idee entstand, den Text nicht so hoffnungslos enden zu lassen. So kam dann eine weitere Strophe und der veränderte Abschlussrefain hinzu.

Auch wenn diese Wendung irritiert: Es ist die, die aus einer Phase der Niedergeschlagenheit hinaus führt. Dass es Depressionen gibt, bei denen das "Kopf hoch" nicht wirkt, vielleicht sogar eher negativ - das ist sicher so. Aber woher eine positive Hoffnung kommt, bleibt oft recht unklar, und doch kommt sie. Sich daran wiederum zu erinnern, wenn die Stimmung gedrückt und die Hoffnung noch nicht da ist, kann sie wecken. Das gilt bestimmt nicht allgemein, aber es spiegelt eine Erfahrung wider, von der ich vermute, dass ich sie auch nicht alleine gemacht habe.
 
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Ich meine DAS ebenfalls. Mit den Jahren verspricht die Zukunft keine Wunder mehr, sondern zunehmend bescheidenere Erwartungen. Und grade diese nüchterne Betrachtung nimmt den Erinnerungen ihre Bitterkeit, und erleichtert die Fähigkeit zur Versöhnung, ohne das neue große Erwartungen gezüchtet werden müssen. Höchstens an sich selber..,, so endet besagter Song
Ja, die beiden letzten Zeilen geben dem Text noch einmal eine neue Richtung.
 
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Ja, die beiden letzten Zeilen geben dem Text noch einmal eine neue Richtung.
Ja…. „Ich würde mich selbst beschützen/ ich würde einen Weg finden“ singt mit schmerzend brüchiger Stimmiger Jonny Cash. Sein letzter Hauch von Aktivität stimmt mich noch immer warmherzig … tröstet mich … ziehe ich immer wieder gern einige Atemzüge lang tief ein…
 
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Liebe Grüße @ all!:hat:
 
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Ich finde, dass ein Text über eine depressive Stimmung nicht unbedingt am Ende etwas Aufhellendes braucht. Jedenfalls nicht in einem rein künstlerischen Kontext. Als religiöser Text mag das dann weniger geeignet sein. Aber eine stets Hoffnung machende Schlusswendung kann auch leicht etwas Zwanghaft-Positives bekommen. Und gerade dadurch u.U. weniger überzeugend wirken.

Wer textet, textet mehr als einen Text. Ich sehe nicht nur den einzelnen Text, sondern auch die Zusammenstellung mehrerer Texte als Kommunikation mit der Umwelt. So kann dann ein zweiter Text des Autors auf einen ersten eingehen und diesen erweitern oder erwidern. Also lasse man die Depression stehen. Denn sie enthält ihre eigene Wahrheit. Und reagiere dafür vielleicht besser mit einem helleren Text darauf.
 
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Dem möchte ich ausdrücklich zustimmen! Ein depressiver Song sollte andere Depressive so sehr emotional mitreißen, dass sie noch tiefer fallen. Gab es nicht mal irgendwann ein Lied, dass eine Selbstmordserie ausgelöst hat?
Persönlich achte ich selbst nach einigen fürchterlichen Bluesliedern aber auf eine gewisse Gedankenhygiene, sinnbildlich: ist die Luft im Raum stickig, dann muss man selber zum Fenster gehen und öffnen. Es kommt niemand, der einen hinträgt.
Die Depression der anderen muss sich für den Hörer lohnen. Eine banale, alltägliche Depression hat keinen Unterhaltungswert. Sie dient nur dem selbstverliebten Selbstmitleid und dem Kampfziel, langweilig zu sein.
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Ich möchte ergänzen, dass es meine Pflicht als Zivildienst-Rettungssanitäter gewesen ist, den gefährdeten Personen zu helfen. Ihr Wille darf nicht akzeptiert werden, schulte man uns. Sie werden in eine Klinik gebracht und dafür sind sie meist später dankbar.
 
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Ein depressiver Song sollte andere Depressive so sehr emotional mitreißen, dass sie noch tiefer fallen.
Hast Du diesen Zynismus schon an Howlin' Wolf, Muddy Waters, Robert Johnson, John Lee Hooker und all die anderen rübergefunkt, die sich nicht scheuten, eine deprimierende Gesamtsituation in einen Text ohne Schluss-Aufhellung zu setzen? Hast Du ihnen gesagt, hey Jungs, ihr lagt falsch - ich hab in Germany Zivildienst gemacht und darum weiß ich, wie es richtig ist?
 
Ja…. „Ich würde mich selbst beschützen/ ich würde einen Weg finden“ singt mit schmerzend brüchiger Stimmiger Jonny Cash. Sein letzter Hauch von Aktivität stimmt mich noch immer warmherzig … tröstet mich … ziehe ich immer wieder gern einige Atemzüge lang tief ein…
Ja. Volle Zustimmung.
Aber interessant ist ja auch, wie sehr sich Zeilen in ihrer Wirkung verändern können: In der Originalaufnahme von Nine Inch Nails ist mM auch am Ende nichts von Erleichterung zu spüren. Bei der Zeile "Wenn ich noch einmal von vorn beginnen könnte" schwingt für mich die Ohnmacht desjenigen mit, der nicht an ein Wiederkehren glaubt.
Bei Cash wird dagegen nicht nur optisch durch das Video, sondern insbesondere durch das Harmonium, der sakrale Charakter betont.
Ganz anders wiederum klingt es im Duett mit David Bowie. Die Stimme von Bowie gibt dem Song eine zusätzliche Dimension von Größe, die über den Vortragenden hianusweist. Wie ich finde...
Auf dem Video sieht man dass Reznor vor Freude sogar lächelt, wenn er und Bowie gemeinsame Zeilen singen. Finde ich zauberhaft.
View: https://www.youtube.com/watch?v=fhhEHuChFck

Dass ein Song diese Vielschichtigkeit in verschiedenen Interpretationen ermöglicht und dabei nie beliebig ist macht dann wohl auch und unter anderem einen großen Song aus.
 
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Hast Du diesen Zynismus schon an Howlin' Wolf, Muddy Waters, Robert Johnson, John Lee Hooker und all die anderen rübergefunkt, die sich nicht scheuten, eine deprimierende Gesamtsituation in einen Text ohne Schluss-Aufhellung zu setzen? Hast Du ihnen gesagt, hey Jungs, ihr lagt falsch - ich hab in Germany Zivildienst gemacht und darum weiß ich, wie es richtig ist?
Du willst eventuell mit Gewalt falsch lesen: Ich stimme dir zu, dass auch ich keinen Grund sehe, in einem depressiven Song für eine Aufhellung am Schluss zu sorgen.
Davon unabhängig hatte ich Selbstmordversuche in die Klinik transportiert oder habe dem Notarzt zugehört, wenn er den Tod bescheinigte. Beides war übrigens unangenehm.
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Mir hat übrigens mal ein Arzt gesagt nach einer Sprechstunde: "Sie sind nicht depressiv! Sie sind traurig, und dazu haben Sie auch allen Grund!".
 
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Du willst eventuell mit Gewalt falsch lesen:
Nein.

Ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass Du das ernst gemeint hast:

"Ein depressiver Song sollte andere Depressive so sehr emotional mitreißen, dass sie noch tiefer fallen."
 
Solange er im Fallen ist, kann er erkennen, dass sich alles in Wellen bewegt. Eine depressive Phase kann enden. Depressive Musik ist selten hilfreich, fürchte ich. Widerspruch: mir hat das Schreiben trauriger Texte immer geholfen. Weil der Akt der Kreativität heilend wirkt. Wer schreibt, der bleibt, gelle?
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Aber: du sollst weinen, wenn du die Songs hörst. Du sollst eine Gänsehaut bekommen und ich will dich erschüttern.
 
Depeche Mode, zum Beispiel Little 15, ist depressiv und berührt. Man fühlt sich vom Song verstanden, wenn man in der entsprechenden Stimmung ist. Doch er macht sie nicht schlimmer. Eben weil man im Song einen Vertrauten gefunden hat.
 
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