Ich gebe bald Unterricht!

Danke für die ganzen Tipps! Morgen ist es dann so weit.
 
Au weh, pass auf, dass das hier nicht in die falsche Richtung abdriftet...

Du solltest jetzt nicht möglichst viele Tipps sammeln, was man deiner Schülerin so alles beibringen könnte (das wird nämlich endlos), sondern konzentriere dich von Anfang an darauf, deinen Unterricht so aufzubauen, dass du NIE den zweiten Schritt vor dem ersten tust.

Als ich anfing, Unterricht zu geben, habe ich selber vermutlich erst mal mehr von meinen Schülern gelernt als umgekehrt. Wichtigste Lektion: Alles, was du für selbstverständlich hältst, ist für deinen Schüler neu. Und zwar wirklich alles!

Die ersten Stunden wirst du also damit verbringen, deiner Schülerin zu erklären, wie rum man das Instrument hält und wie man mit der rechten Hand saubere Töne erzeugt. Licks, Läufe und einfache Songs kommen deutlich später!

Zerlege jede Lektion erst mal in ihre Einzelbestandteile. Einen einfachen Song nachspielen besteht z.B. aus Rhythmus verstehen, Tonhöhen merken, Finger links sortieren, Finger rechts sortieren, auf den Song/das Metronom hören, den Fuß auf die Viertel mittappen und auf die korrekte Haltung achten - und das alles gleichzeitig.

Wer versucht, das seinem Schützling in der ersten Stunde zuzumuten, überfordert und frustriert ihn/sie. Also schön der Reihe nach.

Grundsätzlich könnte man alles in drei Rubriken unterteilen: Spieltechnik, Rhythmik, Harmonielehre.

Unterricht für Anfänger würde bei mir z.B. wie folgt aussehen:

Erste zwei/drei Stunden: Übungen für die rechte Hand (auf den Leersaiten). Wechselschlag, gleiche Lautstärke, saubere Tonerzeugung, freie Betonung auf beliebigen Taktzählzeiten (erst mit Vierteln, dann mit Achteln). Übungen dazu findest du z.B. hier. Diese Übungen stammen nicht von mir, sondern ich bekam sie von Peter Sonntag vorgesetzt - obwohl ich schon einige Jahre spielte. Und sie haben mir sehr genützt.

Mag sein, dass das am Anfang vielleicht etwas öde wirkt. Aber das geht schnell vorüber, und es sorgt für eine saubere Zupfhandtechnik - ein Leben lang :great:

Wenn das sauber und ohne hingucken läuft, geht's weiter. Übungen für die linke Hand: Vier Finger/vier Bünde, erst mal in den hohen Lagen. Kraft- und Streckübungen (z.B. Spinne), sinnvolle Fingersätze. Und damit's nicht so langweilig wird: erste einfache Songs/Licks je nach Gusto. Aber erst, wenn dein Schützling nicht mehr bewusst auf die rechte Hand achten muss.

Dann könnte man langsam mit den Grundlagen der Harmonielehre beginnen (bei deiner Schülerin bestimmt nicht so notwendig). Und von da aus dann immer weiter: Dreiklänge, Vierklänge, ionisches System, Pentatonik, etc. etc., diverse Stilistiken, Rhythmiken, Spieltechniken (Hammer-on, Pull-off, Slide, Triller, Slapping, Tapping...)

Wie gesagt: Das Wichtigste ist: Ein Schritt nach dem anderen. Irgendwann fangen die Schüler ganz von selbst an, die richtigen Fragen zu stellen.

Viel Spaß beim Unterrichten :great:

LeGato
 
Danke Legato das hat echt geholfen!
Ich weiss ja noch nicht wie weit sie denn schon ist und ob sie ggf. etwas falsch gelernt hat.
Ich kann ja dann morgen mal schreiben wie es so war.
Wer weiss vielleicht entsteht daraus so eine art tagebuch:D
 
Also wie versprochen erzähle ich euch jetzt über meine erste stunde als Basslehrer:D

Als erstes habe ich sie gefragt, ob sie irgendwelche Fragen hat.Hatte sie aber nicht:D

Sie hat mir dann, nach meiner aufforderung das Thema von Seven nation army vorgespielt.

Anschließend habe ich ihr Fingerrings gezeigt.
Also:
G------------------------------1-2-3-4--|
D--------------------1-2-3-4------------|
A----------1-2-3-4----------------------|
E-1-2-3-4-------------------------------|

Mit dem kleinen Finger hatte sie ein paar probleme, hab ihr aber gesagt sie soll es zu hause üben.

Weil uns das logischer weise nicht weiterbrachte habe ich ihr gezeigt wie man C-Dur Tonleiter und die Rock-pentatonik spielt.

Als kleines schmankerl haben wir dann zusammen nirvana -polly gespielt. Das hat sehr gut geklappt, sodass wir sogar zum Lied spielen konnten.

Zu guter letzt habe ich ihr noch ein stuart hamm video gezeigt und ein paar internetseiten aufgeschrieben, unter anderem dieses hier:D .

Die Hausaufgaben sind: Fingerrings, Rock-Pentatonik und Polly lernen.

Dafür das es meine erste Stunde war und ich selbst nie unterricht hatte fand ich es sehr gelungen. Sie hat auch gesagt das es ihr gut gefallen hat.
 
Klingt doch ganz gut, ihr seid ja recht weit gekommen für eine erste Stunde :great:

Technik der Anschlaghand ist ok? Konsequenter Wechselschlag? Gleichlaute Töne? Unabhängigkeit?

Technik Greifhand bearbeitet ihr ja gerade. Bleiben die Finger konsequent liegen?

Fuß läuft gleichmäßig mit den Vierteln mit? Keine Verhaspler an schwierigen Stellen (Anzeichen für leichte Überforderung)? Ist sie auch taktsicher? Keine verschluckten Noten?

Ich will hier nicht wie die Inquisition klingen. Die Fragen oben dienen nur zum Aufdecken eventueller übersehener Schwächen, um die man sich gesondert kümmern müsste, bevor man weitermacht. Sorry, wenn das jetzt zu forsch rüberkommt... :redface:

LeGato
 
Opium schrieb:
Dafür das es meine erste Stunde war und ich selbst nie unterricht hatte fand ich es sehr gelungen. Sie hat auch gesagt das es ihr gut gefallen hat.

Dass es ihr gefallen hat, ist doch schon mal das Wichtigste :).

Bist du gar nicht auf das Thema rechte Hand / Wechselanschlag eingegangen? Ist doch wohl wichtiger als gleich beim ersten Mal ein Lied lernen zu lassen.
 
Ja stimmt das habe ich gemacht!
Ich war sowieso total begeistert das sie mit fingern spielen wollte.
Als sie dann auch noch sagte das das einfach dazugehöre war die stunde gerettet.:D
Sie hat sich dabei ziemlich gut angestellt.

EDIT:
@ Legato
Also es war ihre erste stunde und deshalb war es natürlich nicht perfekt, aber sie soll ja zu hause schön üben und ich sag ihr dann ob sie es richtig macht oder nicht. Ich hab ihr gesagt, dass sie halt einfach an ihrer fingerstärke und -koordination arbeiten muss, was ihr aber selbst bewusst war. Ansonsten hat sie durchs Klavierspielen schon ein gutes rythmusgefühl.
 
Ist doch super! Viel Spaß für die Zukunft! :great:
 
Super Thread, Leute! Vor allem die Tipps von Legato sind Gold wert. Vielleicht erstelle ich auch mal ein Unterrrichtskonzept und schau mal was draus wird. Ob ich Interesse hätte, hier bei mir im Ort Unterricht zu geben, wurde ich bereits von einem befreundeten Gitarrenlehrer gefragt.

Mal schauen, ich hab halt sehr großen Respekt vor dem Job, weil man ja auch Verantwortung übernimmt.

Gruesse, Pablo
 
morgen,
sag mal LeGato, könntest du dich vll dazu überreden en Workshop für Basslehrer zu schreiben?
 
Barde schrieb:
Workshop für Basslehrer
Ich weiß nicht, ob sich das so ohne Weiteres in einen Workshop für dieses Forum niederschreiben lässt. Sollten aber noch mehr Leute hier Interesse daran haben, kann ich es zumindest mal versuchen.

LeGato
 
also ich finde hier fehlt etwas wichtiges:
Kontrabassfingersatz!

würde ich ganz am Anfang bringen! Dann erst kleinen Finger trainieren... .

Ob du ihr nun Lieder zum üben aufgibst ist dein Ding. Ich würde eher kleine Groove-Übungen bevorzugen, die immer eine bestimmte Sache trainieren. Wenn du verstehst was ich meine :) Was auch immer sehr interessant ist: Lass sie ein Thema spielen und improvisier etwas darüber. Das macht es viel lustiger und es übt auch das Zusammenspiel. Später dann werden die Rollen getauscht und sie soll was improvisieren.

mfg zed
 
zed schrieb:
also ich finde hier fehlt etwas wichtiges:
Kontrabassfingersatz!

würde ich ganz am Anfang bringen! Dann erst kleinen Finger trainieren...
Whooaaaa! Würde ich genau umgekehrt machen! Der kleine Finger ist i.A. der Schwachpunkt der linken Hand und braucht entsprechendes Training. Außerdem geht es ja auch um Unabhängigkeit zwischen Anschlags- und Griffhand. Nicht zu vergessen Beweglichkeit und Streckfähigkeit.

Bisher haben alle meine Schüler mit dem Vier Finger/vier Bünde-Fingersatz angefangen. Wenn der wirklich saß, haben wir uns mit dem Kontrabass-Fingersatz beschäftigt. Vom Vier Finger/vier Bünde-FS auf KB-FS umzusteigen war nie ein Problem, umgekehrt schon. Sogar ein erhebliches! Viele haben da schon fast bei 0 angefangen.

Jeder wie er mag, und Gesetze gibt's eh keine, aber ich persönlich würde DRINGEND dazu raten, mit den vier Fingern anzufangen!

LeGato
 
Ich habe aber eben genau die Erfahrung gemacht, dass es nicht so leicht ist von 4 FT auf KontrabassT umzusteigen....man nimmt dann eben doch immer den kleinen Finger dazu. Ich selbst habe auch mit 4 Fingern angefangen...und das war eben vielleicht nicht soo gut. Aber ich bin ja kein Basslehrer :)

Vielleicht sollte man es parallel lernen? :/ naja geht wohl schlecht....
 
zed schrieb:
Ich habe aber eben genau die Erfahrung gemacht, dass es nicht so leicht ist von 4 FT auf KontrabassT umzusteigen....man nimmt dann eben doch immer den kleinen Finger dazu. Ich selbst habe auch mit 4 Fingern angefangen...und das war eben vielleicht nicht soo gut. Aber ich bin ja kein Basslehrer :)

Vielleicht sollte man es parallel lernen? :/ naja geht wohl schlecht....

Was ist denn an der 4 Bünde/4 Finger Methode schlechter als beim Kontrabassfingersatz. Das man variabler ist , da man die Hand ned so viel bewegen muss ist mir klar, doch was spricht gegen die one-Finger-per-Fret-Methode?
 
lord_blizzard schrieb:
Was ist denn an der 4 Bünde/4 Finger Methode schlechter als beim Kontrabassfingersatz. Das man variabler ist , da man die Hand ned so viel bewegen muss ist mir klar, doch was spricht gegen die one-Finger-per-Fret-Methode?

Es ist nicht schlechter. Es geht ja nur darum, was man zuerst lernt. Ich hatte den Eindruck es sei nicht so leicht die Kontrabassfingertechnik zu spielen nachdem man schon ne weile 4-Finger spielt.
Aber LeGato hat ja genau andere Erfahrungen gemacht. Also ist es wohl personsabhängig :).

Was anderes noch @Threadersteller:
Wenn du noch mehr machen willst, dann kannst du auch mit einem Buch unterrichten. Also du kaufst dir ein Bassbuch (von Jäcki die sind gut) und gibst dann immer Aufgaben auf. Ist eben eine Methode....nur son Tip :) Muss man ja nicht machen.
 
zed schrieb:
Es ist nicht schlechter. Es geht ja nur darum, was man zuerst lernt. Ich hatte den Eindruck es sei nicht so leicht die Kontrabassfingertechnik zu spielen nachdem man schon ne weile 4-Finger spielt.
Aber LeGato hat ja genau andere Erfahrungen gemacht. Also ist es wohl personsabhängig :).

Warum soll man den kontrabassfingersatz überhaupt nehmen, der 4B/4F-Fingersatz ist doch viel praktischer.
Wäre auch dafür den 4B/4F-Fingersatz zuerst zu lernen.
 
lord_blizzard schrieb:
Warum soll man den kontrabassfingersatz überhaupt nehmen, der 4B/4F-Fingersatz ist doch viel praktischer.
Wäre auch dafür den 4B/4F-Fingersatz zuerst zu lernen.

Zu sagen, man solle den 4 Fingersatz zuerst lernen ohne zu wissen, wozu der Kontrabassfingersatz da ist, ist aber auch etwas gewagt :).
Erstmal ist er am Anfang leichter. Die Seiten lassen sich leichter spielen (spiel mal auf nem 5 Saiter die B Saite mit dem kleinen Finger dann wird das deutlich :) ). Dann kannst du dich viel einfacher orientieren. Also du kannst viel besser "blind" spielen. Bei Fretless natürlich ganz wichtig :)
Naja ich find ihn eben etwas angenehmer.
 
Pfuuuh, also jetzt mal a bisserl systematisch ;)

Ein Kontrabass ist im Vergleich zu einem E-Bass ein ziemliches Monstrum, auf dem man fast unmöglich 4F/4B spielen könnte. Deswegen gibt es den KB-FS. Und so wie ich den kenne, umfasst der sehr wohl den Einsatz des kleinen Fingers. Der Finger, der nicht benutzt wird, ist der Ringfinger, der zur Unterstützung des kleinen Fingers herangezogen wird.

Auf einem E-Bass kann man - etwas Training vorausgesetzt - sehr wohl auch in den untersten Lagen 4F/4B spielen. Bei langen Gigs z.B. ist es aber sehr viel entspannter, eher den KB-FS zu nutzen und bei Bedarf nahtlos in den 4F/4B-FS zu wechseln. Genau deswegen würde ich immer empfehlen, zuerst alle Finger einzusetzen und dann die "Faulenzer-Variante" hinterherzuschieben.

Meiner Meinung nach sollte man von Anfang an Kondition und Streckfähigkeit der Greifhand gezielt trainineren, dann gibt's später keine Probleme. Es ist schwieriger, sich alte schlechte Angewohnheiten wieder abzugewöhnen als es von Anfang an richtig zu machen.

LeGato
 

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