Ist schon geil, wie es der Industrie gelingt, Qualität = Preis in den Köpfen festzusetzen. Fast schon unglaublich, wieviel Mist dann zu lesen ist.
Aus betriebswirschaftlicher Sicht:
USA vs. Fernost (bzw. gilt auch für Mexico)
1. Hauptpreisunterschied ergibt sich aus den vielfachen Personalkostenkosten. Während in Fernost die Leute noch ausgebeutet werden dürfen, muss in den USA doch schon mindestens 10 Dollar die Stunde bezahlt werden. Evt. wird noch was bei der QC gespart, aber das denke ich nicht.
2. Weiterer Unterschied: Menge. Durch die sicherlich viel höhere Menge von abgesetzten Fernost-Gitarren, muss der Deckungsbetrag ungleich kleiner sein als bei einer "Niederig-Stückzahl"-Gitarre. Sprich: Viel x billig ist gleich wenig x teuer
3. Marketing: günstige Marken verzichten im Normalfall auf teure Marketing-Massnahmen (Siehe Anzeigen in G&B etc).
4. Vertrieb: Ist ein Vertrieb vorhanden, kann grundsätzlich schon mal mit plus 100% Kosten gerechnet werden (dies muss man sich mal vorstellen!! Der Vertrieb kassiert eine nicht zu kleine Marge fürs Weiterleiten von Instrumenten....). Somit: Kein Vertrieb, keine Kosten (bestes Beispiel: Harley Benton)
5. Fertigungsqualität: hier ist wohl der grösste Voodoo. Wer schon mal eine Amerikanische Fertigung besucht hat (und ich habe schon einige gesehen), der weiss, das die Amerikanische Arbeitsmoral in keiner Art mit der Europäischen vergleichbar ist. Es findet grundsätzlich keine Identifikation mit dem Produkt statt. Dies schlägt sich auch in der Qualität nieder. Wenn da nicht einer laufend kontrolliert, kommt mist raus (siehe Fender/Gibson während der eher schwierigen wirschaftlichen Zeiten: Einsparungen bei der QC...).
Was in diesem Zusammenhang noch witzig ist: normalerweise Arbeiten in der Fertigung ein hoher anteil an Mexikanern in der USA. Da kommt das Label "Made in Mexico" doch eine ganz andere Bedeutung, oder?
6. Holz: Holz ist billig. Punkt! Der preisliche unterschied von Holz ist auf den Verkaufspreis gesehen nicht relevant. Höchstens schöne gemaserte Decken machen da einen Unterschied, nur: die haben keinen Einfluss auf den Klang... dumm gelaufen, oder?
Kurz: Die Qualität des Produkts hat nur wenig mit dem Verkaufspreis zu tun. Dieser wird definiert durch die Marktpositionierung, Marktstellung (siehe Apple mit dem Iphone), Image (z.B. Stückzahlen) und auch mit den Fertigungskosten (also nicht Materialkosten).
Nur so als Denkanstoss: Ein Pickup besteht immer aus Magnet, Draht und Plastik. Es gibt keinen gut klingenden Magneten oder Draht, aber durchaus gutklingende Marketingkampagnen...
Somit: Kauf das Instrument, dass du dir leisten kannst und willst und freu dich daran. Grooven kann man auf jedem Bass/Gitarre what so ever, aber das muss man können sprich üben. und das geht defintiv auf jedem Instrument.
Cheers
Viele deiner Bemerkungen sind gut begründet und nachvollziehbar. In einem Punkt muss ich allerdings widersprechen:
Ist ein Vertrieb vorhanden, kann grundsätzlich schon mal mit plus 100% Kosten gerechnet werden (dies muss man sich mal vorstellen!! Der Vertrieb kassiert eine nicht zu kleine Marge fürs Weiterleiten von Instrumenten....). Somit: Kein Vertrieb, keine Kosten (bestes Beispiel: Harley Benton)
Das stimmt so nicht! Es mag durchaus Instrumente geben, die man in China, eine Mindestmenge vorausgesetzt: ca. 600 Gitarren passen in einen Container) so günstig einkaufen kann, dass man als Vertrieb 100% aufschlagen kann, ohne dass der Verkaufspreis zu hoch gerät.
IdR liegen die Aufschläge allerdings darunter. Vor allem dann, wenn man zwingend notwendige Arbeitsprozesse (nachträgliche Qualitätskontrolle, Reparaturen, Ersatz, Transportschäden etc.) mit kalkuliert. Wenn die Instrumente mal ein bestimmtes Preisniveau erreichen schrumpft zusehends der Aufschlag auf den Einkaufspreis.
Derzeit gelingt es nicht vielen Handelsunternehmen in der Musikbranche fette Gewinne einzufahren, vielmehr ist der Wettbewerb seit Jahren hart, so dass in den letzten Jahren einige namhafte Firmen den Gürtel haben enger schnallen müssen.
Zum Thema zurück:
Ich habe schon Instrumente aller Preisklassen besessen und live gespielt, leider auch einige davon verkauft
. MMn gibt es wirklich gute, günstige Instrumente ab einem bestimmten Preisniveau, das je nach Instrumentengattung z.B. bei Bassgitarren sogar bis 150€ herunter geht! Wenn man da ein wenig dran feilt und einstellt mag das gut funktionieren. Oft halten auch solche Instrumente jahrelang.
Ebenso gibt es Instrumente, die teuer und hübsch gemacht sind, die aber weder besonders gut klingen, noch einen stabilen Wert haben! Wenn es so einfach wäre, ein gutes Instrument zu erwerben, gäbe es das Musiker-Board wohl nicht in der derzeitigen Art.
Wissen ist Macht, und es hilft beim Einkauf. Wichtig ist aber immer auch der persönliche Geschmack - ich vergleiche das gerne mit Armbanduhren - die meisten zeigen die Zeit korrekt an. Aber dennoch gibt es Leute, die sich selbst oder jemand anderen mit einer schönen Uhr beschenken oder für irgendetwas belohnen wollen, und dann mag man sich nicht selbst beschummeln, indem man z.B. in China eine Copy-Watch für 20€ kauft.
Ich habe mir gerade im MB-Flohmarkt einen gebrauchten Bass für 544€ gekauft, obwohl ich schon 6 Bässe habe