Soweit ich weiß ich dies ein Forum zum Austausch und für entsprechende Diskussion. Ich habe dir auch ein paar durchaus ernst gemeinte Fragen gestellt zu Dingen, die ich nicht kenne und demnach gern erklärt haben würde.
Deine Antwort auf so einer persönlich provokanten Ebene aber zeigt mir, dass ich da wohl nichts erwarten kann. Kannst dich ja gern hier noch mal zu Wort melden, falls hinter dem hochgestochenen Jonglieren mit "Fachbegriffen" doch noch eine richtige Aussage steckt.
Sorry, aber wenn man unter objektivem Gesichtspunkt deinen Ausgangspost nochmal liest, roch das schon sehr nach Polemik und Ironie. Gerade Ausführungen wie "Ist doch immer schön, wenn Experten einem erklären, was bei bekannteren Musikern falsch läuft" sind (evtl. gewollt?) missverständlich geschrieben. Da kann ich jetzt leider nicht ahnen, das dein Beitrag todernst gemeint ist und keinerlei Provokation involviert ist. Wenn's also wirklich nur ernstgemeint war: Tut mir leid. Dann antworte ich dir gerne ganz anständig auf deine Fragen und entschuldige den Aufruhr:
1. Formeln (Songwriting/Arrangement/Texturen): Elemente im Songaufbau, die sich durch ein Album hindurch stark ähneln oder wirklich immer gleich sind. Hör dich diesbezüglich mal durch wirkliche "Radiobands" durch, und dir wird es schnell auffallen. Gute Beispiele: Nickelback, Shinedown, Bon Jovi..
Im Falle des neuen Slash Albums: Ein sleazig-pentatonisches Main-Riff, bei einsetzen der Drums dann als Doubletrack, runterfahren auf die Strophe mit weniger Action, im Refrain auf einmal immer unfassbar viel Melodie und offene Chords, Myles' melodische Hooks, danach rückführung ins Mainriff. Das 2x, Solo, Chorus, Out. Aber nicht erst seit diesem Album. Apocalyptic Love war voll davon. Dabei geht es nicht um die rudimentäre Songstruktur a la "A-B-A-B-C-B" (denn die liegt 99% aller kommerziellen Songs zugrunde), sondern den Arrangements. Gitarrendopplungen in den Mainriffs, Cross-Chords im Refrain mit dritter Gitarre als Andickung, usw. Es passiert durch und durch nichts unerwartetes. Der Genius und auch der Makel der "Slash-Band" liegt in der Gitarrenarbeit des Slashers selbst. Man hört es sich an, weil man genau weiß, was man bekommt. (In diesem Fall: Dicke, fette, badass Rockgitarren.) Aber man bekommt es leider durch 17 Songs hindurch zu viel, zu oft, zu gleich, zu einseitig.
2. Zu den 17 Songs. Nehmen wir als Beispiel Literatur. Fällt es einfacher, den Spannungsbogen eines Romans mit 600+ Seiten aufrecht zu erhalten, oder den einer Kurzgeschichte mit ca. 10 Seiten? Ich erwarte kein Konzeptalbum, und brauche als Hörer dennoch einen "Gesamteindruck" des Gesamtwerks. Je größer das ist, desto schwieriger wird es für mich, das Album einzuordnen. Ein gewisser roter Faden sollte sich durch jedes Album ziehen.. denn sonst sind es einfach nur zusammengewürfelte Songs, und kein "Album". Leider fühlt sich das bei der neuen Scheibe genau so an.
3. "Unter Nennwert": Damit meine ich einfach nur ein gewisses Level an "Güte". Das Niveau der Songs schwankt durch das Album hindurch meiner Meinung nach gewaltig. Mich überrascht das aber aus 2 Gründen nicht: Erstens ist dass das Resultat der Problematik der schon genannten 17 Songs, zweitens sind bisher auf jedem Slash Album (und auch auf nahezu jedem Gunners-Album) ganz offensichtliche Filler drauf. "Filler" sind quasi Lückenfüller-Songs für Alben. Man hätte sich 5-6 Songs dieses Albums mindestens sparen können. Das hätte die Platte nur besser (und kürzer, stimmiger, griffiger, geradliniger..) gemacht.
4. Myles Kennedy: Wie gesagt bin ich riesen Alter Bridge Fan, habe also alles andere als ein Problem mit seiner Stimme.. ich bin großer Fan seiner Arbeit. Ich habe ihn im Meet&Greet 2011 als recht schüchternen, vernünftigen, durch & durch professionellen Menschen kennen gelernt. Diesen Eindruck verstärkt er dann auch in sämtlichen Interviews, die ich von ihm kenne. Leider geht es aber im Rock 'n Roll vorwiegend um
Authentizitität, und mir fällt es schwer, ihm diese gewollten Badass-Lyrics a la "Time to dirty up your halo" und "Set this world on fire" usw. abzukaufen. Er ist nicht der Typ mit der "I dont give a fuck" - Attitüde, der mal kurz wie Papa Hetfield auf die Bühne rotzt oder den Mittelfinger zückt. Und da wird's dann für mich von der Glaubhaftigkeit her schwierig. Myles ist so ein sanfter Charakter.. und so viele Lyrics passen einfach nicht zu dem, was die Leute von ihm kennen.
Gerade der letzte Punkt ist natürlich höchst subjektiv und soll deshalb auch nicht groß totdiskutiert werden.. es ist Geschmacksache. Für die 2 Songs auf der ersten Solo-Platte von Slash war er absolut passend, alles was danach kommt, läuft mir persönlich nicht so gut rein.