Noch einmal was zu den Tone Bendern (so langsam nervt es mich selbst
).
Erstes Bild das MKII Professional (3 x OC 81D Transistoren).
Zweites Bild das MKI (2 x 2G381 und 1 x OC 75 Transitoren).
Wie vermutet liegt mir das MKI besser. Weniger Gain, weniger Kompression, weniger tight, was ich mehr mag. Aber auch weniger Jimmy Page/Led Zeppelin ;( was ich weniger mag. Dafuer ist das MKI noch zu transparent und offen klingend. It nails the sound of Steppenwolf's 'Born to be wild'.
Es ist vielseitiger und musikalischer als das MKII Professional, und produziert mehr Obertoene, welche schon bei recht geringer Lautstaerke in eine Art Feedback umkippen. Es rauscht ein wenig wenn eingeschaltet, aber nicht dramatisch.
Das MKII Professional ist dafuer tighter und raubeiniger und einfach 'more in the face'. Es hat mehr Gain und ab 10-Uhr-Stellung des Attack-Potis aendert sich gain-technisch nahezu nichts mehr. Eher hat man das Gefuehl, als wird mit weiterer Steigerung des Attack, jede Beruehrung sensibler bzw. dynamischer wiedergegeben, wenn man in die Saiten langt. Kann es nicht besser beschreiben. Hier rauscht nichts, wenn eingeschaltet.
Das MKII Professional reagiert deutlich besser auf das Volumen-Poti der Gitarre, was den OC 81D Transitoren zuzuschreiben ist. Beim Zurueckdrehen des Volumenpotis, verliert der Ton schnell Kompression und wird sogar nahezu clean. Das MKI reagiert da voellig anders. Beim Zurueckdrehen des Vol.-Potis an der Gitarre nimmt deutlich mehr die Lautstaerke ab und der Grad der Verzerrung bleibt fast bis auf Volume 2 erhalten. Hier muss wirklich am Pedal selbst der Verzerrungsgrad geregelt werden. Ueber's Gitarrenpoti hat man keine Chance.
Noch was zur Verarbeitung. Optisch gefaellt mir das MKII Professional Guss-Gehaeuse mit grauer Hammerschlag-Optik besser. Dieses ist tadellos verarbeitet, und macht einen sehr wertigen Eindruck. Es wiegt satte 1064 Gramm, also mehr als 1 kg. Die Beschriftung sieht klasse und authentisch aus. Die Potis laufen sehr sauber und rund, ohne Nebengeraeusche. Die Bodenplatte ist aehnlich verschraubt wie bei einen Dunlop Wah-Wah Pedal. Sauber und durch die 4 Gummifuesse.
Das MKI ist aus gestanzten und gefalteten Blechstuecken. Sehr einfach und nicht ganz passgenau. Die schwarze Lackierung der Bodenplatte macht keine fachmaennischen Eindruck, und blaettert an den Kanten schon ab. Der Deckel ist mit goldener Hammerschlagoptik, welche nicht ganz an die tolle Anmutung des MKII Professional rankommt. Der Deckel ist simpel und plump mit 4 klitzekleinen Schrauben an der Seite befestigt. Die Beschriftung ist auch einfacher gehalten. Die Potis laufen aber ebenfalls astrein und ohne Nebengeraeusche. Optisch ueberwiegt der Vintage-Faktor beim MKI, gerade weil die Verarbeitung im Grunde keine 299,- EUR wert ist. Positiv ausgedrueckt hat es einen Prototypen-Charme, was das original MKI aus 1965 im Grunde ja auch ist. Gary Hurst, der Ur-Erbauer, hat damals angeblich nur 5-6 der Kisten gebaut. Die ersten beiden noch in einer Holzkiste statt Blechkiste. Eine dieser Holzkisten des MKI hat Jeff Beck bei den Yardbirds erhalten, und spaeter hat es Jimmy Page geerbt als er bei den Yardbirds anheuerte.
Generell wurde von der originalen Tone Bender-Familie nicht viele Treter gebaut, weswegen diese heute auch hohe Preise auf dem Gebrauchtmarkt erzielen. Die MKI war noch mehr Versuchstadium und Prototyp. Den Uebergang bildete die MK I.V Version, und sozusagen die Serienversionen waren dann Vox Tone Bender MKII, Marshall SupaFuzz oder ZonkMachine, alle von der Firma SolaSound gebaut und fuer Vox oder Marshall gelabelt.
Die von JMI gebauten Reissues sind sicherlich tolle Reissues. Der Sound gefaellt mir gut und es klingt sofort nach der rauen und puren Rockmusik der spaeten 60s und fruehen 70s.
Wer bereit ist den ziemlich hohen Preis zu zahlen, bekommt einfachste Elektrotechnik aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, aber eben auch Mojo-Faktor mit Voodoo gepaart und selektierte geheimnisumwitterte NOS Transistoren
.
Ach ja, das Ergebnis
Das MKII Professional geht zurueck und das MKI bleibt.
Soundfiles zum MKI reiche ich am Wochenende nach.