Ich finde es schön, das Du Argumentationsmuster und rhetorische Stilmittel mit ihren lateinischen Fachbegriffen benennen kannst. Allerdings subsumierst Du diese teilweise falsch. Ein "argumentum ad hominem" ist oben zitiertes. Dies auch noch indem Du meinen Satz verdrehst, was Du im Nachhinein damit begründest, dass es nicht wichtig ist, was das Subjekt des Satzes ist.
1. Zitiere mich bitte richtig
vegan schrieb:
Aber ich hab ja schonmal gesagt Sprache schafft Realität. Vielleicht gibt uns diese Formulierung einen Einblick in Alexs Realität, dass Dinge besser sind WEIL sie teurer sind. ;-)
Das Augenzwinkern sollte zu verstehn geben dass ich das etwas scherzhaft als Stichelei gemeint hab.
2. Ich habe deinen Satz nicht verdreht sondern in seiner Formulierung anders gelesen und missverstanden. Dieses Missverständniss habe ich in einem anderen Post bereits eingeräumt.
3. Es wäre kein Argumentum ad hominem, da es keinen willkürlichen Angriff auf deine Person darstellt sondern, wenn ich es ernst gemeint hätte, eine legitime Infragestellung deiner Objektivität und deiner Wahrnehmung begründet. Wenn ich Hörtests mit verschiedenen Holzarten mache und einer der Probanden ist taub, dann ist es legitim die Meinung dieses Probanden auszuschließen, weil seine eingeschränkte Wahrnehmung kein verlässliches Urteil zulässt. Ich will nicht behaupten dass ich deine Wahrnehmung mit der eines Tauben gleichstelle, ich will nur klarstellen nicht jede Argumentation die eine persönliche Eigenschaft des Streitgegners kritisiert ist automatisch ein Argumentum ad hominem.
"Eigentlich disqualifiziert sie sich schon deshalb, weil Sie G&B als Fachliteratur bezeichnet." ist natürlich polemisch, mea culpa, aber ein bisschen Spass muss sein. Und ganz falsch ist es auch nicht. Die von G&B bei Zollner zitierten Klangbeschreibungen, sind überwiegend Werbeprosa oder Füllsätze, ich glaube nicht dass die G&B Redakteure diesbezüglich Wissenschaftlichkeit für sich beanspruchen.
Darum geht es ja auch nicht. Von wem diese Sprüche kommen ist für die Sache unerheblich. Tatsache ist, Halb- und Unwahrheiten wie diese sind Gegenstand alltäglicher und allgemeiner E-Gitarrenmythen.
"Ich sehe schon die Unterschiede wie stark oder auf welche Weise die Tonabnehmer selbst schwingen. Darum geht es aber gar nicht. Du hast ja behauptet, dass die Tonabnehmer sich gar nicht bewegen, sondern allein die Saitenschwingung abgenommen wird."
ich zitiere mal welchen Kommentar von Dir ich damit meinte (nach Deinem Motto "Sprache schafft Realität"):
vegan schrieb:
Sorry, aber dass kann ich so nicht stehen lassen. Das ist mindestens für heutige Pickups falsch, wenn nicht sogar für alle. Die Pickups nehmen keine Schwingung vom Body auf.
Da muss ich direkt dazwischen und dich darauf hinweisen dass du das Zitat entweder falsch verstanden hast oder es bewusst aus dem Kontext reißt.
Diese Aussage bezog sich auf die mikrofonischen Eigenschaften von PUs. Die Interferenzen die durch relativ zueinader stehnden Schwingungen von PU und Saite entstehen sind hier nicht gemeint.
Und zu Zollner:
Er Schreibt zu seinen Messungen 7.9: "Alle Messungen bestätigen die Hypothese, wonach das Attack-Spektrum im Wesentlichen von der Saitenanregung bestimmt wird."
Das stimmt für das gemessenene, aber er hat ja in seiner Versuchsanordnung ja auch nichts am Holz verändert. Das ist also wider falsch formuliert. "im wesentlichen" gilt nur für seine Versuchsanordnung.
Das ist nicht falsch formuliert. Er sagt korrekt das alle Messungen diese Hypothese stützen, somit bezieht sich "im Wesentlichen" nachvollziehbar auf die durchgeführten Messungen. Es ist kein Versuch erkennbar die Ergebnisse mit falschen Formulierungen bewusst oder unbewusst zu verfälschen.
...und richtig kommt er zu dem Schluss:
" Vom Korpusholz kommen alle diese Effekte nicht, das sind Saiten- und Steg-Artefakte."
Das ist unstreitig, er misst aber auch nichts, was mit dem Korpusholz, der Korpusmass, dem Halsholz und der Halsmasse irgendwie zu tun hat. Ist für die hiesige Diskussion also irrelevant.
Das macht die Ergebnisse aber nicht irrelevant. Er hat einen Weg aufzeigen können bei dem "...alle diese Effekte..." auf andere Faktoren als das Korpusholz zurückzuführen sind. Ich gebe dir Recht dass dies vielleicht keinen schlussführenden Beweis gegen den Einfluss von Holz auf Deadspots darstellt, es verschiebt aber die Wahrscheinlichkeit in Richtung der Saite, der Bünde oder sogar des Steges. Gemäß
Ockhams Rasiermesser ist die Antwort zu bevorzugen die mit den wenigsten Variablen auskommt. Im Fall von Deadspots, die ein direkter Effekt der Saite sind, ist somit die Saite als Verursacher vorzuziehn, anstatt das Holz mit zusätzlichen Variablen einzuführen.
Tatsächlich sind das Nebelkerzen. Er argumentiert so: Wenn ich am Steg oder Anschlag etwas ändere, ändert sich der Klang, also kann das Holz nicht Klangentscheidend sein.
Steinbruch-Methode, guck mal, nicht alle Begriffe sind lateinisch ;-)
Das ist jedenfalls nicht die Aussage des Dokuments. Er gibt eine Reihe von Daten an die das Holz als Einflussfaktor unwahrscheinlich machen. Seine arbeit auf diesen einen Satz zu verkürzen ist korrekt und tendiert schon wieder eher in Richtung Strohmann.
Nun kommt er aber doch zum Holz:
"Sieht man von überlangen Baritongitarren und kurzen 24"- oder 22.5"-Gitarre ab, so sind die Halslängen der meisten E-Gitarren sehr ähnlich, und deshalb ergeben sich auch ähnliche Eigenresonanzen. Nicht identische, aber ähnliche. Die Halsbreite mag mit ± 5% variieren, die Halsdicke mit ± 10%, ... "
Er kommt zum Schluss: "dramatische Variationen sind das nicht."
Das sehe ich anders: hier ein Link, der imo eine dramatische Variation zeigt...
Hier zeigt sich beim Anschlagen der Hälse ein deutlicher Unterschied der Eigenresonanz.
Der werte Herr in dem Video bezeichnet den Unterschied selbst als "...a little bit lower frequency..." und als "...sound a little different...". Das wirft die Frage auf was ist "a little bit different" und was ist "dramatisch" oder "deutlich". Hier betreten wir ein weiteres Feld der subjektiven Wahrnehmung auf dass ich nicht weiter eingehen will, weil wir uns sonst vom Hundertstel ins Tausendstel verlieren. Darüber hinaus ändert die Diskussion ob eine Resonanz als "a little bit" oder "deutlich" wahrgenommen wird, die Sachlage nicht substantiell.
Solche Eigenresonanzen führen zum Erhöhen oder Auslöschen von Obertönen, wenn die Gitarre zusammengebaut ist. Im Extremfall zu Deadspots.
Gerade als ich dachte deine Argumentation wird einigemaßen sauber kommst du wieder mit dem allmächtigen Hammer der Behauptung und streckst alles nieder was in deinem Wege sich tummelt.
Was nun an meiner Deadspotargumentation eine Scheinkorrelation sein soll ist mir unklar. Ich ändere in meinem Beispiel nichts anderes an der Gitarre außer das Gewicht des Halses oder der Kopfplatte (=ändere die Eigenresonanz) und der Klang ändert sich massiv. Damit ist bewiesen, dass der Klang durch das Korpus, bzw. Halsmaterial beeinflusst wird.
1. Wenn überhaupt wäre es ein Indiz dafür dass das Sustain einzelner Töne durch das Holz beeinflusst wird
2. und selbst das ist, wie ich weiter oben beschrieben hab, unwahrscheinlich.
Von Beweis für Klangeinfluss kann hier überhaupt nicht die Rede sein, aber in deiner Welt von
Assoziationsfehlschlüssen ist eh alles gleich, von daher auch egal.
Im Stile von Zollner würde ich dagegen so argumentieren: Bei einem Deadspot auf der leeren A-Saite bringe ich ein Kapo am 7. Bund an und komme dann zum Schluss: Der Deadspot ist weg und am Holz liegt es eindeutig nicht, sondern am Kapo.
Hier verkürzt du die Aussage des Autors schon wieder unsachgemäß um dir einen Strohmann zu bauen.
Tatsächlich hat nahezu jede Gitarre mehr oder weniger Deadspots. Die sind natürlich dann auch bei allen gleichen Tönen auf dem Griffbrett zu hören, nur manchmal mehr, manchmal weniger. Am deutlichsten immer an den Stellen mit der meißten Schwingungsenergie, den Stellen, wo die Saiten der betreffenden Frequenz am längsten sind, in Deinem Beispiel also auf den oberen E und der H Saite (wobei Deadspots meißt eher bei tieferen Tönen auftauchen).
Das widerspricht den Beispielen die ich im Internet finde, dort sind oft eher höhere Lagen betroffen.
Bei diesen Phänomenen handelt es sich nicht um Deadspots, sondern um falsch eingesetzte/bearbeitete Bünde oder Sättel. Die bekommt man natürlich nicht mit Gewichten weg, sondern mit entsprechendem Abrichten. Das könnte man jetzt als Nebenkerze ansehen.
Nun ja, die betroffen Instrumentbesitzer bezeichnen diese Fehler selbst als Deadspots. Wenn eine derartig unscharfe Definition von dem Begriff Deadspot dass ich nicht genau abgrenzen kann wann ein frühzeitig abklingender Ton als Deadspot bezeichnet wird und wann nicht, dann ist die Diskussion natürlich maßgeblich beeinträchtigt bis unmöglich. Ohne eine klare Definition reden wir wohl aneinander vorbei. Zum Abschluss kommt dann natürlich die Frage wer darf sagen was ein Deadspot ist und was nicht?