Ich werfe nichts durcheinander. Wenn ich ergründen will, ob und wieviel Einfluss das Material auf den Klang hat, muss ich das ganze Instrument sehen. Ich muss verschiedene Tonhöhen, verschiedene Anschlagsarten usw. vergleichen.
Nein musst du nicht. Hier beginnt das Durcheinanderwerfen bei dir, weil du nicht in der Lage bist sauber zu differenzieren und einer sauberen Fragestallung zu folgen.
Wenn wir uns jetzt mal nur um die Frage kümmern:
Hat das Material einer elektrisch verstärkten Vollholzgitarre Einfluss auf das elektrisch abgegebene Signal und somit in späterer Instanz auf den erzeugten Klang?
Um diesen Einfluss nun für das gesamte Instrument annehmen zu können muss unsere Prämisse die sein, dass dieser Einfluss des Holzes immer existiert. Egal welche Saite, egal welcher Ton. Andernfalls hätten wir eine Diskussion dass manche Töne vom Holz beeinflusst werden und manche nicht. Dies ist aber nicht die Aussage der allgemeinen Diskussion, sondern die dass der gesamte Klang vom Holz beeinflusst wird.
Wenn ich jetzt also gemäß dieser konkreten Fragestellung Untersuchungen anstelle, reicht es aus sich auf einen Ton zu konzentrieren. dieser Versuchsaufbau hat ein Ergebniss X. Um jetzt den Zufall ausschließen zu können macht man den selben Versuchsaufbau mit einem einzelnen isolierten Ton, diesmal ein anderer natürlich, nochmal, mit einem Ergebnis Y. Dann eventuell erneut mit einem Ergebnis Z, usw. Diese Ergebnisse vergleicht man nach Bedarf. Wenn alle Ergebnisse gleich sind geht man davon aus dass die Frage eindeutig beantwortet ist. Wenn es aber Ergebnisse sind von denen manche für und manche gegen den Einfluss sprechen, würde man nicht wie du wahrscheinlich den Zeigefinger hochreißen und und rufen "Seht ihr, 4 von 10 Tönen wurden durch das Holz beeinflusst. Damit ist der Fall klar, der Beweis erbracht, Holz beeinflusst den Klang.", das würde man auch bei 6 von 10 Ergebnissen nicht tun. In so einem Fall wo es unterschiednliche Ergebnisse gibt würde man dann Fragestellungen ausarbeiten warum es zu Unterschieden/Annomalien kommt, ob und wenn ja wie man diese Ausschließen kann um eine sauberere Ergebnissmenge zu bekommen.
Wenn ich irgendwo Deadspots habe und ich dies durch ein anderes Holz nicht habe, habe ich einen Einfluss des Materials auf den Klang.
Nein, hast du nicht. Was du hast ist eine Scheinkorrelation, zum X-ten Mal.
Ich konnte auf meinen Gitarren keine Deadspots finden, deshalb muss ich das ganze jetzt rein theoretisch abhandeln.
Ich formuliere erstmal deine These, so wie ich sie verstehe und stelle dann dafür ein rechnerisches Gedankenbeispiel für die Argumentation.
These:
Das Korpus- und/oder Halsmaterial haben eine oder mehrere Resonanzfrequenz(en), die den Energieverlust bestimmter Schwingungsfrequenzen der Saiten beschleunigen und somit zu so genannten Deadspots führen.
Der Einfachheit halber beschränkt sich mein Beispiel auf eine Resonanzfrequenz, ist aber auf mehrere analog anwendbar.
Gedankenbeispiel:
Gehen wir von einer Gitarre in Standardstimmung aus dann haben wir 6 Saiten gestimmt, von hoch nach tief, in E4-B3-G3-D3-A2-E2. In diesem Beispiel gehe ich von einem Deadspot auf der B-Saite 8. Bund aus, welcher einem G4 und gemäß
dieser Tabelle bei einem Kammerton von A4 = 440Hz einer theoretisch idealen Frequenz von genau 392.00Hz entspricht.
Gemäß deiner These haben entweder Korpus oder Hals oder beide im Verbund eine Resonanz bei 392.00Hz, wodurch diese Frequenz schneller verklingt und zu einem Deadspot wird. Damit wir nun die Resonanz des Materials als Grund für dieses Phänomen annehmen können müssen wir berücksichtigen dass in diesem Fall alle Noten mit dieser Frequenz betroffen sein müssen, das bedeutet:
- Saite E4, 3. Bund
- Saite B3, 8. Bund
- Saite G3, 12. Bund
- Saite D3, 17. Bund
- Saite A3, 22. Bund
Dies sind bei einer Standardstimmung alle Vorkommen der Frequenz 392.00Hz. Wenn die Resonanz des Materials zu Deadspots führt müssen alle diese Vorkommen gleichermaßen betroffen sein, da sie alle gleichermaßen von der Resonanzfrequenz "absorbiert" werden.
Es gibt jedoch zu viele Beispiele wo Deadspots nur an ein oder zwei Stellen auf dem Griffbrett berichtet werden. Dies allein macht die Resonanzfrequenzthese schon sehr unwahrscheinlich. Hinzu kommen Beispiele wie
dieses oder
dieses, wo die betroffenen Stellen bereinigt werden konnten, ohne Maßnahmen an der Korpusmasse oder sogar der Saitenmasse vorzunehmen. Dies führt als Gegengewicht zur Resonanzfrequenzthese dazu, dass der Einfluss der Bünde und/oder Saiten an Wahrscheinlichkeit dazugewinnt und der Resonanzfrequenzthese vorzuziehen sind.
"diese Arbeit" ist völlig ohne nachvollziehbare Aussage für die hier diskutierte Frage.
WAS!? Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?
Um nicht die gesamte experimentelle Herleitung zitieren zu müssen, zitiere ich nur das Fazit:
Fazit von pde-7-9-klang-holz.pdf schrieb:
Je dünner eine Saite, desto weniger zeigt sie sich von der resistiven Komponente der LagerAdmittanz (bzw. -Impedanz) beeindruckt. Daraus folgt aber auch: Je dicker eine Saite, desto eher sind lagerbedingte selektive Einbrüche bei der Abklingzeit zu erwarten. Der auf die Akustik-Gitarre aufgezogene 12er-Satz wird in seinem Schwingungsverhalten vom Korpus stärker beeinflusst als der an die Strat geschraubte 9er-Satz....Innerhalb der Gruppe der massiven E-Gitarren spielt das Korpusholz aber nur eine sehr untergeordnete Rolle für den E-Klang.
Wenn das keine nachvollziehbare Aussage ist, was denn dann?
Eigentlich disqualifiziert sie sich schon deshalb, weil Sie G&B als Fachliteratur bezeichnet.
Nein, sie disqualifiziert sich nicht.
Gitarre & Bass ist eine Zeitschrift die, aufgrund Spezialisierung auf den Themenbereich Gitarre und Bass als Fachzeitschrift bezeichnet werden kann und somit zu Recht im Wikipedia-Eintrag zu
Gitarre & Bass als deutsche MusikFACHzeitschrift beschrieben wird.
Nicht gegen G&B, sie ist sehr unterhaltsam, aber bei solchen Artikeln
https://www.gitarrebass.de/workshops/pimp-that-strat/ muss man doch eher schmunzeln.
So, am Ende der Argumente müssen nun die
Nebelkerzen angezündet werden um vom eigentlichen Thema abzulenken.
Weder dieser Artikel selbst, noch das Infragestellen von G&B hat auch nur irgendwas mit dem Thema zu tun und du kommst mit sowas nur ein paar Sätze nachdem du selbst der Arbeit über den Einfluss von Holz auf den Klang keine "...nachvollziehbare Aussage für die hier diskutierte Frage." unterstellst.....zu Unrecht unterstellst.
In der von dir verlinkten Arbeit heißt unter anderem: "Alle diese Abweichungen sind eindeutig auf die Saitenlagerung zurückzuführen – aber nicht zwangsläufig auf das Korpusholz."
Der Satz allein ist widersprüchlich. Einerseits sind die Abweichungen eindeutig auf die Saitenlagerung zurückzuführen, andererseits kann es aber auch am Korpusholz liegen (denn er schreibt ja "nicht zwangsläufig", also aber doch denkbar).
Nein, das widerspricht sich nicht unbedingt, ist nur sprachlich blöd formuliert. Es besagt unterm Strich nur dass was ich auch schon oft gesagt hab: Die mehr oder weniger objektive Beweislast spricht gegen den Einfluss des Holzes, dennoch kann dieser nicht 100%-ig ausgeschlossen werden und muss demnach für möglich gehalten werden. Du versuchst hier das Bestreben wissenschaftlich korrekt, redlich und neutral zu formulieren für deine Argumentation zu verdrehn und damit die Gegenseite anzugreifen. Das ist entweder ein
Strohmann oder ein
Argumentum Ad Hominem aber niemals eine sachlich korrekte Argumentation die deinen Standpunkt stärkt. Die Tatsache dass du dich an solchen Spitzfindigkeiten der Formulierung aufhängst zeigt eher wie verzweifelt du um Argumente ringst um dein Gesicht nicht zu verlieren, wie mir scheint.
Noch einmal der einfach zu Hause nachzuvollziehende Beweis für den Grund eines Deadspots. 1. Deadspot feststellen, 2. Schraubzwinge an Body oder Hals klemmen, 3. Deadspot weg...
Nein, nix Beweis. Scheinkorrelation, immer noch.
Ich sehe schon die Unterschiede wie stark oder auf welche Weise die Tonabnehmer selbst schwingen. Darum geht es aber gar nicht. Du hast ja behauptet, dass die Tonabnehmer sich gar nicht bewegen, sondern allein die Saitenschwingung abgenommen wird.
Das stimmt auch nicht. Ich zitiere mich an dieser Stelle mal selbst, aus dem Ursprungsthread bevor dieser Thread hier ausgelagert wurde:
Ich habe nie behauptet dass nur die Saite Schwingt. Ich nehm ne Gitarre von der Wand, schlag sie an und fühle dass der Hals und Kopf mit schwingt. Es wäre völlig realitätsfremd das zu leugnen. Was ich sage ist, dass es keinen Beweis für aber viele Indizien dagegen gibt, dass diese Schwingung den Klang einer E-Gitarre nennenswert beeinflussen.
Wenn wir uns also darüber einig sind dass ich nie behauptet hab, dass nur die Saite allein und nichts anderes schwingt, versuche ich nochmal zu meinem Punkt zu kommen. Nur weil da alles mögliche mitschwingt ist das kein Beweis dafür dass das Holz einen nennenswerten Einfluss auf eventuelle Interferenzen zwischen Saite und PU hat.