Gitarre spielen - meine Gedankengänge seitdem ich angefangen habe

edit: einige User haben hier auch schon vehement gelabert und wurden nicht massgeregelt oder sind die gleicher als gleich?
dafür gibt´s doch den Laberthread :mad:
Bye the Way...
Für mich ist dieser Thread was besonderes,eigentlich der wichtigste Thread,man erzählt hier Geschichten aus dem Leben eines Musikers und vergewaltigt ihn nicht mit Spam,meine Meinung :)
 
so weils schon ne Weile her is zitier ich mich erst kurz mal ...


ok ich schreib weiter .
für Lynn, No More und Raketoped

die Jungs hatten nen typischen verratzten Kellerproberaum in nem Industriegebiet ausserhalb von Stuttgart , den sie sich mit andern Bands teilten. Ein altes Backsteingemäuer , neben dran ne versiffte "Lan-Kneipe" , breite Treppe hinunter und dann in den Keller rein. Der Raum war wie ein Museum. An den Wandseiten stapelten sich übereinander Verstärker und Boxen bis hoch zur Decke . Ein versiffter Teppich , ein Schlagzeug . Die Gesangsanlage : ein alter Orange Verstärker mit ca. 4 Klinkenausgängen überhaupt war der Bassist ein Orange Fan und Bastler. Ich kann mich noch gut an die erste Probe dort erinnern . An der Seite hing ne Liste mit den Songs, die unser Sänger mit uns einstudiern wollte und wir gingen die Songs dann auch nacheinander durch. Ich hatte die meisten davon schon in meinem einsamen Kämmerchen oder mit meinem Cousin zusammen früher schon mal gespielt , aber in ner Band eigentlich bis auf wenige Ausnahmen (Like A Hurricane , This Note's For You) noch nie. Eigentlich klappte die Probe ganz gut und wir vereinbarten einmal wöchtentlich ne Bandprobe, meine Dienstplanwünsche wurden länger, da ich ja noch meine FH Band immer noch hatte . Da wir gut vorwärts kamen und zwischendurch immer mal wieder als Band oder auch zu dritt , zu zweit die geprobten Songs auch bei der Session im Cassiopeia spielten, konnten wir sie auch zumindest ansatzweise "bühnenmässig" testen. Das war ne gute Übung um sich einzuspielen, grade mit meinem Sänger /Rhythmusgitarristen.
Mein Sänger wurde ob des Probefortschritts dann auch richtig hyperaktiv, versuchte nach 4 Wochen Probe schon die ersten Auftritte und ne Demo-Aufnahme zu organisieren. Dann stand schon der Date für den ersten Gig und wir hatten grad mal so 14 Songs eingeübt . Unser Sänger organisierte auch ne Backgroundsängerin.Nach meinem Jazz Workshop gings dann tags darauf zur Demoaufnahme in den Proberaum. Den Weg musste ich mitm Taxi und der Bahn nehmen , da mein Auto ne Panne hatte. Ich konnte nur meine ES 335 mitnehmen aber keinen Amp und spielte die 5 Songs dann mit nem fremden Amp ein. Einer vom Soundland hatte Equipment mitgebracht und jeder Song wurde 2 mal live all together gespielt und aufgenommen. Die Amps und Drums waren alle mit Mikros abgenommen und am Tag drauf dann wurden die Tracks ausgewählt und die Demo CD abgemischt.
Die Freundin des Sängers hat uns nebenbei dann schon mal ne einfache Homepage gemacht. Ich klapperte dann mit meinem Sänger , der kein Auto hatte , nahezu alle Klubs und Kneipen , die Live Musik anboten zw. Stuttgart und Rottenburg ab und dann stand auch schon der erste Gig an in Stuttgart im Amadeus Biergarten . Unser Bassist kam mit seinem Kombi plus Anhänger für die riesigen Boxen an und die Leute im Biergarten bekamen es mit der Angst zu tun , was da nun auf sie hereinbrechen sollte. Der Aufbau war schon monströs Am Abend war der Biergarten voll, meine Freundin auch da mit Kumpels aus der Bigband und wir legten los. Ein tolles Ambiente in nem grossen Innenhof und sehr stimmungsvoll und das Wetter spielte auch mit. Durch die Sessions waren der Sänger und ich schon relativ routiniert, so dass wir auf kleinere Pannen im Gig gut reagiern konnten , so dass kaum einer der Leute was merkte , bis auf meine Freundin natürlich. Aber der Auftakt war gelungen



nach dem Erfolg im Biergarten wurde unser Sänger nicht müde weitere Gigs ranzuschleppen . Der nächste war gleich n Auswärtsgig in Ulm im Hemperium, ein skurriles Hanf-Kultur-Zentrum :) Dies sollte für die nächsten Jahre immer ein wiederkehrender Fixpunkt für Gigs in der Donaustadt werden. Es war zwar n Act ,weil wir unsere P.A. selbst mitbringen mussten. Also durfte ich was damals noch möglich war, den uralten klapprigen Wohnheim-Bus meiner Firma ausleihen, bei dem man von innen durch die Karosserie nach draussen gucken konnte :D Wir den Bus beladen mit dem ganzen Geraffel und ab über die Alb-Berge nach Ulm. Es kamen ne ganze Menge Freaks , die noch nie ne Neil Young Tribute Band gehört haben und kifften in den gemütlichen Ecken und Lounges im Raum während andere wild schwoften zu 30 Minuten Versionen von Cortez The Killer oder Like A Hurricane :rock:. Einfach geil. :) Es gab zwar nicht viel Einnahmen, aber der Gig war so kultig, dass der Chef von dem Laden und wir einhellig sagten, dass wir wiederkommen ! Kaum zuhause gabs die Zusage für nen Gig in Stuttgarts grösstem Irish Pub mit Bühne! Wir waren etwas nervös, weil wir wussten, dass dort wirklich schon klasse Bands spielten und waren voll konzentriert bei der Sache , vielleicht nicht so locker wie in Ulm, aber bei einigen Songs spürten wir , dass das Zusammenspiel nun besser wurde . Wir waren ja eigentlich immer noch im Aufbau als Band begriffen und einiges lief noch nicht reibungslos. Wir bekamen aber einiges an Lob und viele Leute wünschten sich Songs von Neil Young, die wir noch garnicht im Programm hatten . Jedenfalls bauten wir nach m Gig ab und ich wollte mein Zeugs draussen wieder in mein Auto laden und das war WEG! :eek::eek::mad: abgeschleppt auf den Cannstatter Wasen !!! Dabei war es so geparkt , dass es niemand behinderte. Egal, die Stuttgarter Polizei kennt keine Gnade und wenn die Stadtverwaltung 150m weiter n Schild hinstellt gilt des halt...jedenfalls waren neben meinem Auto auch alle andern Autos nimmer da... :( also dann mit m Kleintransporter unseres Drummers, der den ausgeliehen hatte, zum Wasen gefahrn und mein Auto geholt. 100 Euro Strafe....toll . Die Gage also gleich wieder losgeworden. :D Viel Zeit zum Ärgern blieb nicht, denn wir hatten das nächste Engagement in einer Stuttgarter Live Musik Kneipe im Stuttgarter Süden, die fortan auch unsere 2.Heimat werden sollte und in der wir dann die ersten beiden von 12 Gigs spielten. Die ersten Gigs am Freitag und Samstag wurden jedenfalls ein voller Erfolg. Nagelneue Songs hatten wir im Programm und die kamen auch gut rüber und es war n super Vorteil, in dem Laden Freitag und Samstagabend zu spielen , denn man konnte die P.A. dort stehen lassen und für die Förderung des Zusammenspiels in der Band war die Kneipe optimal :)
Fortsetzung folgt ;)
 
Hallo die Runde,

seltsam, aber ich habe den Thread erst kürzlich entdeckt. Mag sein, es lag am Titel- irgendwie habe ich dahinter immer eine ganz andere Zielgruppe vermutet („Ich spiele seit Juli und klinge noch immer nicht wie Slash- habe mir deshalb überlegt, welche Hauspatschen er wohl trägt..“).
Als ich aber erst angefangen hatte, reinzulesen, konnte ich überhaupt nicht mehr aufhören. Ein großes Kompliment an euch alle! Sehr offenen und ehrliche Beiträge und eine tolle Gesprächskultur. :great: Aber im Besonderen war ich fasziniert und- ja, auch erleichtert zu sehen, wie vielen von euch es ganz ähnlich geht wie mir. Ich dachte lange Zeit ernstlich, ich wäre weit und breit der Einzige, der seinen Rock´n Roll wieder(er)finden muss.

Ich erzähl einmal ein bissel was von meiner Story. Ich teil´s auf, sonst wir es wohl zu lang.
Teil1:
Ich bin jetzt 45, als ich in meine erste Band eingestiegen bin, waren bei den Mädels noch Legwarmers und Dauerwellen angesagt (gefällt mir übrigens immer noch, also die Dauerwellen zumindest:D). Ich kann mich noch gut erinnern, was das für ein Gefühl war, als der Proberaum endlich hergerichtet und eingeräumt war und ich all das Equipment da stehen sah. Wow, eine Band…Ich bin in einer richtigen Rockband! Wir waren wirklich der Meinung, jetzt der Konvention zu entkommen und zu den Speerspitzen einer neuen, offenen Gesellschaft zu werden (oder irgendwas in der Art; explizit gesagt hat das nie wer, wir dachten einfach, das wäre eine zwingende Nebenerscheinung des Würgens von E- Gitarren). Wir waren gewillt und wir freuten uns darauf, das Establishment zu erschrecken, was ja bekanntermaßen das unweigerliche Schicksal des Rockmusikers ist :ugly:.

Kurz gesagt, wir waren damals schon out-of-date, wir wussten es nur noch nicht- oder nein, falsch, ich glaube wir wussten es und es war uns bloß egal. Oder vielleicht waren wir auch noch stolz darauf. Jedenfalls wussten wir nicht, dass schwammige, nicht fertig gedachte Weltbilder immer in Sackgassen führen. Aber die Zeit, als uns das noch nicht klar war, die wussten wir dann auch voll zu nutzen.
Songideen wuchsen praktisch auf den Bäumen, ich benutzte das Songschreiben damals, um mit mir selber klar zu kommen, ungelöste Probleme zu verarbeiten, Gefühle zu kanalisieren oder zu verstärken. Songschreiben geschah fast zwanghaft. Die Gigs konnten gar nicht so klein, unbezahlt und mühsam zu erreichen sein, dass man sie ausgelassen hätte und wir steckten auch dann immer zusammen, wenn es gerade nicht um Musik ging, in dem steten Bemühen, nur ja kein noch so ausgelutschtes Klischee zu verpassen (ist uns- soweit ich mich erinnern kann- auch gelungen). Wir hatten einfach einen Mörder- Spaß und wollten auch gar nicht mehr vom Leben.

Aber wie jeder Rausch ging auch der vorbei. Irgendwann begann irgendwer damit, mehr zu wollen, und steckte damit die anderen an: besser werden (no na), „was“ erreichen (was?), weiterkommen (wohin?). Mehr üben, öfter proben, besseres Equipment. Bei der Songauswahl war immer öfter der zu erwartende Geschmack des Publikums das ausschlaggebende Kriterium und nicht der Geschmack der Vortragenden. Irgendwann einmal „bessere“ Gigs und dann- unweigerlich- ein „besserer“ Bassist, eine „bessere“ Sängerin.

Wir hatten begonnen, Musik für andere zu machen anstatt für uns selber. Und stückchenweise verloren wir unser Feeling, unsere Weltanschauung, unsere Freundschaft. Die, für die wir jetzt Musik machten, veränderten sich ebenfalls. Ganz langsam wurden die, die ein Rockkonzert erleben wollten von denen verdrängt, die eines konsumieren wollten. Mit dem fortschreitenden Stimmungsverfall in der Band beschäftigt, nahm ich diese Veränderung zuletzt wahr. An einem verregneten Novemberabend (ja, wirklich so klischeehaft) 1991 kam sie endlich auch bei mir an.
Mitten in einem Clubgig wurde mir klar, dass sich kein Schwein wirklich für das Geschehen auf der Bühne interessierte. Dass möglicherweise schon in der Vergangenheit nie ein Rocksong die Welt verändert hatte, dass es aber ganz sicher in Zukunft keiner tun würde. Dass die gesellschaftsverändernde Kraft von Musik seit den frühen 70ern wohl eher verlorengegangen war, wenn sie denn je existiert hatte. Ich schätze, an diesem Abend wurde mir bewusst, dass uns die nüchterne Realität, vor der wir jahrelang davongelaufen waren, schon längst eingeholt hatte. Und dann kam tatsächlich einer nach vorne und bat uns, etwas leiser zu spielen, da man sich bei der Lautstärke doch eher schlecht unterhalten könne. Ohne Spaß! Also das war es, was wir im Tausch für Ideale gekriegt hatten: einen Posten als Hintergrundmusikanten. Rock´n Roll? Fehlanzeige, in die Richtung (und nicht allzu weit entfernt, wie ich dachte) lag eher handgefertigte Fahrstuhlmusik. Heute ist mir klar, dass das Alles wohl nicht wirklich in so düsteren Farben gemalt war sondern einfach eine Reflexion meiner inneren Stimmung, aber selbst dieses Wissen macht keinen großen Unterschied.

Ich fuhr nach dem Gig nach Hause und schwänzte die nächsten Proben. Um die Wahrheit zu sagen, betrat ich den Proberaum nie wieder. Die Band machte noch etwa ein Jahr lang weiter und zerstreute sich dann.

Bis morgen (und es geht eh gut aus ;))

Chris
 
Willkommen Chris,

schöne Einstiegsstory von dir. Freu mich schon auf die Fortsetzung.

Gruss
Klaus
 
Hallo und herzlich willkommen!

Ich bin auch schon heiß auf die Fortsetzung, ein schöner Cliffhanger :)

Wie heisst es hier so schön: Man findet diesen Thread nicht, er findet Dich!

Fühl Dich zu Hause.
 
.......
"Take me for a take"

Bass: relact
Lyrics: Foxy + relact
Harp + Slide-Guitar: LostLover
Rest: Foxy


UND: die Nummer hat es ins Repertoire der Band geschafft :)
UND: die Nummer kommt bei alteingesessenen Fans sehr gut an :)

... leider existiert nur die am PC entstandene Ur-Version, weil wir noch keine vernünftige Liveaufnahme haben, aber das ist ein Song von mir von Euch und für Euch :)


HEYYY! Cool!

So komm ich doch endlich mal in den Genuss der fertigen Version, nach genau zwei Jahren :D:D!

Ist gut geworden, Amigo! Danke Dir!

drw schrieb:
Und dann kam tatsächlich einer nach vorne und bat uns, etwas leiser zu spielen, da man sich bei der Lautstärke doch eher schlecht unterhalten könne.

Hab ich neulich auch erlebt: mitten im Soundcheck kommt der Wirt an und moniert, wir seien zu laut, die Leute könnten sich nicht unterhalten. Hat mir den nötigen Adrenalinschub verschafft. Mein Sänger hat mich in dem Moment sehr besorgt angesehen - er dachte wohl, ich geh dem Wirt an die Gurgel.

(nite-spot hat in meinem Beisein mal einen quasselnden "nicht-Zuhörer" von der Bühne runter angeschnauzt: "Halt mal die Klappe, hier passiert gerade Kunst!" :great: )

Derartige Ignoranz kotzt mich an - das ist, sagen wir mal, ein Defizit auf der Wertschätzungs-Ebene. Aber, wie gesagt: es macht mich wütend genug, um mein Alter zu vergessen, sobald der Drummer die erste Nummer anzählt.

(nach dem Gig behauptete der Wirt, wir seien die beste Band gewesen, die er bisher hatte. Na also...geht doch! :D)
 
Zuletzt bearbeitet:
Echt gute Gedanke hast du, wirklich etwas wo man als Gitarrist, da Gitarrespielen fast schon ein "Lebenshobby" ist. Hm, mein Werdegang, vor etwa genau 10-11 Monaten hab ich angefangen und es lässt mich nicht los, wenn ich von der Arbeit nachhause komme freue ich mich immer schon wie verrückt wieder Gitarre spielen zum können. Es ist wie etwas magisches, es fesselt einem, es gibt einem fast ein Lebenssinn. Und es bilden sich durch das Lernen der Gitarre auch weitere Fähigkeiten.
Man will (ist in meinem Leben so) überall Erfolg haben wie bei der Gitarre. Ihr denkt vielleicht, ja ein Junger Floh der erst ca. 1 Jahr spielt kann ja noch nicht mal recht spielen. Wenn ihr das denkt dann habt ihr euch geschnitten, ich will jetzt mal vorsichtig sagen, ich bin ein Naturtalent. Seit ich meine Gitarre habe, spiele ich pro Tag mindestens 3-4 Stunden. Und glaubt mir, ich habe nicht nur gespielt ich hab fast ganze Wochenenden gelernt und gelernt, nicht weil ich, kein Leben in der Öffentlichkeit hatte, sonder weil ich nicht aufhören konnte. Und seitdem ich in einer Band bin, werde ich jeden Tag noch besser. Immer besser, Perfektion zu erreichen, ist denke ich das Ziel jedes Gitarristen. Durch das Gitarrenspielen erweitert sich auch der Ehrgeiz und fliesst ins Leben hinein. Man hat auch nie Langweile, weil man immer eine Melodie oder einen Riff im Kopf hat. Und das Schönste Gefühl ist wenn man den Riff auf das Brett übertragen kann, durch die Röhre und gleich an verschiedene Leute. Wenn ich zurück denk als ich noch 3 Akkorde in eine Akkustische Gitarre schwang und wahsinnig Freude hatte. Haha, das waren noch Zeiten.
Ich bereue es auf keine Weise Gitarre zu lernen und jede Stunde ist mir wertvoll zu spielen.
Ich bin glücklich habe ich so früh angefangen (ich bin 16).


Liebe Grüsse (Entschuldigt die wirren Gedankengänge ;) )
 
Wir hatten begonnen, Musik für andere zu machen anstatt für uns selber. Und stückchenweise verloren wir unser Feeling, unsere Weltanschauung, unsere Freundschaft.

Das ist der Tod jeder Kreativität, da fängt die Prostitution an. Wenn mann sich so unterordnet ist man nichts anderes als ein DJ der Platten auf "Kundenwunsch" auflegt und kein Musiker mehr.

Wir selbst sind zwar eine reine Coverband, spielen aber nur Songs die uns selbst etwas bedeuten und an denen wir Spaß haben und in denen wir uns ausleben können. Meistens gefällt das auch dem Publikum denn die Zuhörer merken das wir "echt" sind.

Und nur wenn wir uns wohl fühlen rockt es auch!
 
Moin,

@ Chris

Klasse :):great:, genau so etwas paßt hier hin. Freue mich auf Deine Fortsetzung.

Gruß, Jens
 
Ich finde den Thread hier absolut genial, denn nicht überall (im Forum) werden so viele wahre Worte gesprochen wie hier und niemand dafür kritisiert, jeder kann frei seine Gedanken kundtun, das finde ich toll!
Nach Monaten des nur-mit-lesens will ich jetzt auch mal meine Gedanken hier ausbreiten ;-)

Mir geht es momentan so, dass ich nicht weiß wie ich mit dem Gitarre spielen weiter machen soll. Ich spiele jetzt seit ungefähr 3 Jahren und bin auch noch relativ jung (23). In einer Band habe ich schon einmal gespielt, es war
zwar nur ein Auftritt und 4 Monate proben aber dann war es mir zu stressig, weil ich auch berufsmäßig einiges um die Ohren habe. Das mit der Band ist jetzt auch schon wieder fast ein Jahr her und langsam vermisse ich es doch.
Tag für Tag alleine im stillen Kämmerlein zu Hause proben macht dann auch kein Spass und ich frage mich mittlerweile ob ich mich nicht wieder auf die Suche nach einer neuen Band machen soll. Andererseits mochte ich die Musik damals auch nicht sonderlich,
wir haben Top40 gecovert. Und ich spiele noch Schlagzeug und auch das macht mir mittlerweile (nach einer Pause seit ich Gitarre spiele) wieder Spaß.

Ich weiß momentan nicht was ich machen soll, die Lust am Gitarre spielen lässt mittlerweile nach und so übe ich natürlich weniger und mache auch weniger Fortschritte.
Eigentlich übe ich auch immer dasselbe. Irgendwie ein Teufelskreis. Aber dann gibt es wieder Tage, da setz ich mich hin mit der Gitarre, spiele stundenlang und bin super motiviert. Nicht dass ich solche Höhen und Tiefen nicht schon öfter gehabt hätte aber dieses mal ist es extrem.

Naja, soviel zu meiner Psyche im Moment :D
 
Wow..was für eine Fülle an spannenden Beiträgen :).

Ein herzliches Willkommen an alle Neuankömmlinge. Ich freue mich schon auf schriftliche Fortführungen der Gedankengänge:great:


Ich finde es jedesmal zutiefst interessant zu sehen wieviel Potential an Vielfältigkeit in diesem Thread steckt. Hier geschieht zumeist ein friedlicher Erfahrungsaustausch und es existiert scheinbar kein "deine Gitarre ist doof da sie von Firma XYZ ist und keine Tonabnehmer von Firma ABC hat " Das finde ich total erfrischend und entspannend. :great:.

Es ist für mich faszinierend zu sehen welche Parrallelen sich in den musikalischen Biographien finden und hier zählt der Austausch, die gegenseitige Motivation und manchmal auch einfach "nur" das "Zuhören"

Ich merke ich fange an zu schwärmen. Also ziehe ich mal einen Strich. :redface: :D
 
Wow..was für eine Fülle an spannenden Beiträgen :).

Ein herzliches Willkommen an alle Neuankömmlinge. Ich freue mich schon auf schriftliche Fortführungen der Gedankengänge:great:


Ich finde es jedesmal zutiefst interessant zu sehen wieviel Potential an Vielfältigkeit in diesem Thread steckt. Hier geschieht zumeist ein friedlicher Erfahrungsaustausch und es existiert scheinbar kein "deine Gitarre ist doof da sie von Firma XYZ ist und keine Tonabnehmer von Firma ABC hat " Das finde ich total erfrischend und entspannend. :great:.

Es ist für mich faszinierend zu sehen welche Parrallelen sich in den musikalischen Biographien finden und hier zählt der Austausch, die gegenseitige Motivation und manchmal auch einfach "nur" das "Zuhören"

Ich merke ich fange an zu schwärmen. Also ziehe ich mal einen Strich. :redface: :D

Das unterschreibe ich voll und ganz und ein Willkommen an die Neuen hier.

Oft war er schon fast totgesagt, dieser Thread, aber ich bleibe dabei: er ist und bleibt eine ganz besondere "Never Ending Story" :great:
 
Mahlzeit die Runde,

also erstmal großen Dank für die herzliche Aufnahme und die vielen positiven Kommentare :great:. Dieser Thread und die Stimmung hier erinnert mich schon stark an die vielen durchquatschen Nächte in irgendwelchen verrauchten Kellerlokalen, die schon eine ganze Ecke her sind. Und das ist das größte Kompliment an euch, das mir gerade einfällt.

domnikl schrieb:
Ich weiß momentan nicht was ich machen soll, die Lust am Gitarre spielen lässt mittlerweile nach und so übe ich natürlich weniger und mache auch weniger Fortschritte.

Zwing´s nicht. Deine Gitarre ist ein lebendes Wesen und braucht auch mal eine Pause :D. Im Ernst, manchmal muß man ein bißchen kürzer treten, weil irgendwas in einem Zeit braucht um zu reifen. Wenn es fertig ist, bricht es sich sowieso mit Macht eine Bahn.

Raketoped schrieb:
Wie heisst es hier so schön: Man findet diesen Thread nicht, er findet Dich!

So wird´s wohl sein. Die Dinge passieren genau dann, wenn sie passieren sollen.

So, hier wie versprochen der

2. Teil.
Der hat mich um einiges mehr Zeit beim Schreiben gekostet. Vermutlich weil der Inhalt doch zeitlich wesentlich näher liegt, wer weiss?:confused:

Ich selber stand dann auch noch ein paar Mal auf der Bühne, aber mehr, um Freunden einen Gefallen zu tun, die kurzfristig in Besetzungsnöten waren; das Feuer jedoch war erloschen. Auch das mit dem "Gefallen" ist eher relativ zu sehen, denn ohne Inspiration litt zunehmend die Performance, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Schließlich packte ich das Instrument ganz weg. Ich hatte auch inzwischen geheiratet und Partnerschaft, Kind, Hausbau und Beruf verlangten ihr Recht.
Ich ließ die Jahre ins Land gehen und verlor nach und nach den Kontakt zu allen Bandmitgliedern bis auf unseren anderen Gitarristen. Wir waren schon sehr lange befreundet und ich kann mich glücklich schätzen, dass diese Freundschaft bis heute überdauert hat. Während er aber weiterhin bei diversen Projekten mitmachte, hatte ich mit dem Thema vollkommen abgeschlossen: keine Auftritte mehr, keine Sessions, ich spielte nicht einmal mehr für mich selber in der stillen Kammer. Ich brauchte auch das Songschreiben nicht mehr, um mir über mich selber klar zu werden, hatte andere "Ventile" gefunden. Und vermutlich scheute ich auch dieses Gefühl der emotionalen Nacktheit, das damit oft einhergeht. Irgendwie war das gesamte Thema Musik bei mir nicht mehr positiv besetzt. Der Blick zurück erzeugte immer eine Mischung aus Enttäuschung und schlechtem Gewissen. Kanns auch nicht so genau beschreiben, als ob man Verratener und Verräter zugleich wäre :gruebel:.

Außerdem hatte ich mit jedem Jahr, dass verstrich, mehr den Verdacht, dass ich mich mit einer E- Gitarre um den Hals sowieso nur zum Affen machen würde ("Rockopa"). Ab und an holte ich die Strat raus, die mir neben einem kleinen Fender Sidekick als einziges Equipment geblieben war (den Rest hatte ich nie aus dem Proberaum abgeholt und über die Jahre verliert sich die Spur von dem Zeug), ich reinigte sie und verpasste ihr frische Saiten, aber spielen wollte ich sie nicht mehr. Allerdings witziger Weise auch nicht weggeben. Sie lag da in ihrem Koffer und wartete. Lange.

Der letzte Gig war fast auf den Tag genau 15 Jahre her, als ich sie nach dem Saitenwechseln nicht mehr einfach wegpacken wollte. Keine Ahnung, was los war, ich hatte wohl einfach genug davon, meinem Sohn einfach nur von der Zeit zu erzählen, als Papa E- Gitarre gespielt hatte; ich fand irgendwie, dass ich ihm- und mir- auch den dafür Beweis schuldig war. Ich kramte den Sidekick raus, stöpselte ein und legte los…

Nein, tat ich natürlich nicht, ich vollführte genau die scheppernde Geräuschzumutung :igitt:, die nach einer solchen Abstinenz zu erwarten gewesen war ("Na eben, war ja klar, was hast du denn gedacht?"). Ab und zu blitzte zwar dazwischen ein Lick auf, das die Finger von ganz alleine gespielt hatten, das versteckte sich aber verlässlich sofort wieder, wenn ich es zu wiederholen versuchte. Alles in Allem ein programmiertes Fiasko. Zu meinem großen Glück wollte aber der Verstärker auch nicht mehr so recht: kalte Lötstelle an der Eingangsbuchse, die Pappe war wohl vom Stehen nicht besser geworden und alle Potis krachten erbärmlich. Beim Restwert, den der Trötwürfel noch hatte, war das ein glatter Totalschaden. Ich beschloss also, den Fehlstart auf den Fender zu schieben und mir eine zweite Chance zu geben. Ein Fame GTA-15 wurde bestellt ("soll ja nicht so schlecht sein, die Kiste, und sooo viel verhaut ist um den Preis auch nicht") und geliefert (man beachte in diesem Zusammenhang, dass am Anfang des Rückwegs ein G.A.S.- Anfall stand :ugly:). Und als ich den das erste Mal befeuerte, war auch der erste Schritt zurück getan: das war nämlich genau der Partner, den ich in dieser Situation brauchen konnte. Absolut gnadenlos jede Schwäche aufzeigend belohnte er gute Momente ebenso unmittelbar. So soll ein Lehrer sein. Das waren schon mal gute Voraussetzungen, aber- um ehrlich zu sein-mein Interesse an Musik war damit bestenfalls exhumiert und in die Intensivstation rücküberführt, durchgezündet hatte es noch nicht.


Dafür zu sorgen blieb meinem Freund überlassen, der mir zwar all die Jahre immer von seinen musikalischen Projekten erzählt hatte, aber niemals auch nur mit einem Wort nach meinen Ambitionen gefragt hatte. Irgendwie hatte er gespürt, dass ich da was aufarbeiten musste und dass das eben so lange dauern würde wie es dauert (ganz schöne Ausdauer, der Beste). Auch als ich ihm von meiner Neuerwerbung berichtete, zuckte er kaum mit der Wimper. Aber als er das nächste Mal auf Besuch vorbeikam, hatte er eine Gitarre unterm Arm und seinen Marshall- Combo im Schlepp. Boinnnng! Genau den Moment hatte ich vor mir hergeschoben. Beim Üben hatte ich zwar daran gedacht, mich wieder mit anderen zusammenzutun, aber später, irgendwann, wenn die Dinge wieder besser liefen (..so kannst du dich aber noch niemandem zumuten…"). Vermutlich war die Zeit reif für einen Tritt in den A****, und den erhielt ich jetzt. Er fragte noch nicht einmal, was ich spielen wollte, er legte einfach los. Erst fand ich keinen Einsatz, konnte mich an dies und das nicht mehr erinnern, war richtig blockiert. Aber als er "All along the watchtower" anspielte, merkte ich, während ich noch überlegte, wie das wohl gegangen war, dass die Finger schon mit dem Intro fertig waren. Und dann kam der Song raus, als ob einer die Käfigtüre offen gelassen hätte! Und da war sie wieder, die Unmittelbarkeit und Berührung durch die Musik. Die Interaktion. Der Groove. Das saugute Gefühl. :rock::rock::rock: Damen und Herren, es geht nichts über einen guten Freund der auch bereit ist, Gewalt anzuwenden, wenn´s nötig wird!

Seit dieser Session mache ich wieder regelmäßig Musik. Keine komplette Band und auch keine Gigs (obwohl- ausschließen will ich gar nix), aber doch immerhin Jams in wechselnder Besetzung, halbwegs regelmäßiges Üben ist angesagt und auch der eine oder andere Song ist wieder entstanden. Und das Beste: ich finde mittlerweile, dass rotzige E- Gitarren ganz genau zu Leuten meines Alters passen. Wer zum Teufel soll denn sonst die Erkenntnis tradieren, dass ein TS- Clon zwischen Paddel und Amp ausreicht, um Flugzeuge einzureißen und Häuser abstürzen zu lassen? Ach ja, und noch was: Gitarren werden "vintage", aber die zugehörigen Gitarristen werden in derselben Zeitspanne bloß "alt"? Aber nicht im Ernst, oder? *such, jetzt wo man den screwy einmal braucht, ist er weg*

Bleibt noch die Frage, wozu die lange Zeitspanne der Abstinenz gut war. Was ist da überhaupt abgegangen? Ich schätze, ich habe einfach so lange gebraucht, um zu begreifen, dass man ein Weltbild nicht um eine (mehr oder weniger) künstlerische Tätigkeit herum aufbauen kann, sondern die Tätigkeit ins Weltbild integrieren muss. Dass unklar formulierte Erwartungen praktisch zwangsläufig zu Enttäuschungen führen. Und dass man Musik letzten Endes nur für sich selber macht. Meines Vaters Sohn ist halt einfach nicht der flinkste, gell?

"Rock,n Roll can´t save the world,
Rock´n Roll can save your life!";

Das Zitat geht mir seit einer geraumen Weile dauernd im Kopf rum, vom wem ist das denn?

LG
Chris
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine tolle Beschreibung dessen was wohl viele der "alten Säcke" hier schon mal so oder ähnlich erlebt haben.

Nach einer Zeit der Begeisterung für das Instrument treten irgendwann andere Aufgaben (Sohn zeugen, Haus bauen, Baum pflanzen ...) in den Vordergrund ohne das die Liebe zur Musik wirklich verloren geht. Sie verschwindet nur erstmal im Hintergrund.
Wenn dann die "großen" Taten halbwegs vollbracht sind merkt man plötzlich was einem all die Jahre gefehlt hat, kramt die alte Klampfe wieder raus und macht da weiter wo man vor vielen Jahren mal aufgehört hat.

Was haben wir doch für ein Privileg gegenüber all denen, die mit ihrem Leben in dieser Situation nichts weiter anzufangen wissen und jetzt "alt" werden!
 
dann is ja gut, dass ich keine Kids zeugen musste, keinen Scheidungsprozess durchmachen musste, kein Haus auf Pump kaufen oder bauen musste . Baum pflanzen war wegen fehlendem Grundstück auch nicht möglich, gut so ;) Meine Energie verbraucht ansonsten nur mein Job und der Suizid meiner Freundin , wobei das schon reicht. ;)
 
dann is ja gut, dass ich keine Kids zeugen musste, keinen Scheidungsprozess durchmachen musste, kein Haus auf Pump kaufen oder bauen musste . Baum pflanzen war wegen fehlendem Grundstück auch nicht möglich, gut so

Das kann aber durchaus ein sinnvoller Lebensbereich sein. Nicht nur die Musik erfüllt einen, auch das Drumherum muß stimmen. Aber dafür ist ja jeder selbst verantwortlich.
 
bei mir damals in einer Mietswohnung ist ist aus einer Fuge in den Fliesen der Dachterasse ein kleines etwas Grünes gewachsen. Wir haben es als Apfelbaum identifiziert. Beim Umzug ins Eigenheim hab ich mich geweigert, dieses grüne Ding einfach zu entsorgen und habe es in einen Blumentopf umgepflanzt.

Nach dem unser Garten angelegt war, war es eines der ersten Dinge, die ich tat: das Apfelbäumchen in den Garten umzupflanzen ;)

Und siehe da: Jahre später hatte meine (überaus tierliebe) Frau eine kleine Feldmaus nach Hause gebracht zum "Gesundpflegen". 3 Tage später war die Maus gestorben und meine 2 Zwerge bestanden darauf, das Mäuslein "unter dem Apfelbaum" zu begraben, was wir auch taten. ...und wir werden immer daran denken...

Also, jackson, auch bei aller materieller Not und bei allem Elend: ein Baum kann immer gepflanzt werden (manchmal wachsen sie auch von alleine) und sind dennoch Halt für so manchen (Zwerg) ;)


*hust* *ähm* ... das jetzt garnix mit Gitarre spielen zu tun, aber es waren Gedankengänge, .... ist das entschuldigt? :redface:


... außerdem hab ich heut schon einen gitarristischen Blues-Aufklärungsversuch hinter mir ;)
https://www.musiker-board.de/vb/git...le-blueser-zeigt-ihr-f-hlt-3.html#post4265667
 
schöne Story, Foxytom, aber was macht man, wenn man kein Grundstück hat, auf dem man ein Bäumlein pflanzen kann? ;)
 
Man baut Gras im Wintergarten an.... *hust* :D


Edit: Mist, da wähnte ich mich doch tatsächlich im Laberthread... Manchmal verschwimmen die Grenzen irgendwie...:redface:
 
schöne Story, Foxytom, aber was macht man, wenn man kein Grundstück hat, auf dem man ein Bäumlein pflanzen kann? ;)

denk dir was aus,... sei kreativ ... ess einen Apfel beim Spaziergang am Flussufer und spuck die Kerne aus, schreib einen Song darüber, schreib ein Drehbuch und mach einen Film,...

hach, dass man euch jungen Leuten auch immer sagen muss, wie das Leben läuft ;) ;) ;)
 

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