So, willypanic.... hoffentlich bringe ich jetzt noch zusammen, was ich gestern mangels Zeit nicht mehr schreiben konnte.
Immer weniger werde ich neben den akkustischen Problemen auch inhaltlich verstanden.
Ich entferne mich von meiner Generation.
Für die Folgegeneration meiner Kinder, die Musik überwiegend ohne Hintergedanken "konsumiert" bin ich ein alter Sack- ein Rockopa- nicht wirklich ernstzunehmen.
Ich denke, das Problem haben alle Mittvierziger, -fünfziger etc. - natürlich sind wir für die Jungen alte Säcke ! War das denn bei Dir anders, als Du jung warst ? Ich würde die Folgegenerationen auch nicht so pessimistisch einschätzen. Kreative, intelligente, unangepasste Leute gibt es in jeder Generation, und sie können sich durchaus noch Gehör verschaffen. Beneiden tu ich sie nicht - sie haben es schwerer als wir es hatten ! Ich denke, die Übersättigung spielt eine ganz gravierende Rolle beim "Nicht-gehört-werden". Wenn ich allein an die musikalische youtube- und myspace-Flut denke - mit so einer Wahnsinnskonkurrenz hatte ich als junge Sängerin nicht zu kämpfen, in unserer kleinen Provinzstadt gab es außer uns vielleicht noch zwei, drei andere Bands - heute sind es auch dort schon dreißig, vierzig oder mehr. Wer soll das alles hören, wer soll auf so viele Konzerte gehen ?
Und dann kommt noch das Problem des déja-vu hinzu. Es ist wie mit der Mode - irgendwann stellt man auch in der Musik fest, das ist alles schon mal dagewesen, das kenne ich, das hab ich schon gehört - und die Begeisterungsfähigkeit sinkt. Das Feuer brennt mit Vierzig eben nicht mehr so wie mit Zwanzig....
Seit ich angefangen habe, Musik zu machen, habe ich versucht, Verbindung zu mir und meinen Mitmenschen über eigene Songs und Texte herzustellen.
Ich denke, das treibt die meisten an, die eigene Songs schreiben. Weil das Gefühl der Einsamkeit (im Sinne von Einzel-Existenz, Mangel an Kommunikation) ein zentrales Thema für das Gruppenwesen homo sapiens ist - einerseits wollen und brauchen wir Autonomie, andereseits macht es uns Angst, getrennt von den anderen zu sein, und wir streben nach Kommunikation, Zusammengehörigkeit und Symbiose. Auch deshalb gründen wir Familien - oder suchen Ersatzfamilien (das kann dann durchaus auch die Band sein
). Nur sollte man seine Freunde nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachten. Ich hab´s im anderen post schon erwähnt - im Laufe des Lebens verschieben sich die Prioritäten.
Ich musste aus der Stadt, in der ich viele Jahre gelebt habe und gute Freunde mit viel gemeinsamer Geschichte hatte, wegziehen - und glaub mir, ich habe normalerweise wenig Probleme, neue Menschen kennenzulernen, bin eher der extrovertierte Typ. Aber richtige Freunde zu finden, das ist mir hier in der neuen Stadt, in der ich immerhin schon seit sechs Jahren lebe, nicht gelungen. Oberflächliche Freundschaften ja, neue musikalische Kollegen ja - aber die Tiefe der alten Jugendfreundschaften hat sich nie mehr eingestellt und wird es wohl auch nicht mehr. Dafür ist es, wenn ich meine alten Freunde treffe (was nur alle paar Jahre vorkommt), so, als hätten wir uns erst letzte Woche gesehen... und diese neue Einsamkeit, in der ich jetzt lebe, macht mir eigentlich kaum was aus. In jungen Jahren wäre es unerträglich gewesen. Alles im Leben hat seine Zeit.
Insofern könnte ich Deine letzte Frage, ob wir Veteranen unseren Frieden gefunden haben, mit JA beantworten. Allerdings bin ich furchtbar pragmatisch und oft sehr nüchtern.
Wobei ich es klasse finde, dass Du nicht aufgibst - weisst Du, wieviele Mittvierziger, die Mitstreiter von damals, mit Haus, Frau, Kindern und Kreditratenabzahlung beschäftigt sind und überhaupt keine Musik mehr machen ?
In diesem Sinne: keep on rocking, man !
schöne Grüße
Bell