Hallo Freunde der Epiphone-Gitarren,
kommt so eine offizielle Anrede, so beginne ich einen weiteren Abschnitt zum Thema. Heute möchte ich meine Neuerwerbung vorstellen.
Angesichts der mannigfaltigen Reflexionen auf dem Korpus ist es so gut wie unmöglich, die Gitarre auch nur halberwegs vernünftig zu fotografieren:
Ich habe daher ausnahmsweise das Motiv in die volle Sonne gestellt. Eigentlich mag ich das schon wegen der Schlagschatten gar nicht. Aber man sieht tatsächlich den richtigen Farbton, nämlich zum einen das schöne, bernsteinfarbene Sunburst. Und man kann außerdem das Flametop in allen Facetten erkennen:
Ob das Flametop eine Fototapete ist oder ein Furnier, vermag ich nicht festzustellen. Es changiert jedenfalls schön und wechselt seine Dreidimensionalität bei wechselndem Lichteinfall. Dieses Sunburst gab den ausschlaggebenden Punkt, diese Gitarre zu nehmen. Denn das schwarz-gelbe Sunburst vieler Dots ist absolut nicht mein Ding, wie ich schon oft schrieb.
Was ist das nun für eine Epiphone Dot überhaupt? Hm, das gestaltet sich offenbar etwas schwierig. Die Seriennummer I02101518 sagt, dass
"
Your guitar was made at the Saein Plant, Korea/China, October 2002, Production Number: 1518"
ist.
Dem Epiphone-Wicki nach zu urteilen, müsste es sich um eine Dot Flametop handeln. Allerdings ist dort diese Gitarre nicht als Limited Run gekennzeichnet. Nun ja. Auch ein Wiki kann irren...
Schaut man sich im Epiphone-Wiki die Dot Deluxe weiter an, so könnte eine Übereinstimmung da sein, allerdings haben die Deluxe einen schwarzen und meine Dot wiederum einen hellen Sattel, siehe Foto:
Ob dieser Sattel erst im Austausch gegen den schwarzen angebracht wurde, weiß ich nicht. Ein heller Sattel findet sich wiederum lediglich bei der Epiphone ES-335 1959 Dot.
Auch YT-Videos zeigen eine Dot Deluxe, wiederum immer mit schwarzem Sattel und Glocke mit der Gibson-Aufschrift. Ich vermute also, dass bei meiner Dot der Sattel im Austausch angebracht wurde.
Die montierten Grover-Mechaniken machen einen sehr soliden Eindruck. Sie lassen sich samtweich einstellen; kein Vergleich zu dem Mist, der auf der indonesischen Dot drauf war...
Die Verarbeitung der Gitarre ist in ausgezeichnetem, sehr gepflegten Zustand. Das nennt man wohl "Mint Condition".
Sie hat vergleichsweise zur indonesischen Dot ein fein- bzw. schönes offenporiges Griffbrett.
(Griffbrett koreanische Dot)
(Griffbrett indonesische Dot)
Die Bunde wurden sehr sorgfältig abgerichtet. Es gibt an ihnen keinerlei Spielspuren. In wieweit diese Gitarre viel oder wenig bespielt wurde oder ob das Bundmaterial ein entsprechend gutes ist, vermag ich mangels Kenntnis nicht zu sagen. Auf jeden Fall äußert sich das vergleichsweise zur indonesischen Dot in einer sehr leichtgängigen, fluffigen Bespielbarkeit.
Ein interessantes Detail fiel mir auf: die außenliegenden Potis der koreanischen Dot sind näher am Korpusrand montiert als bei der indonesischen Dot.
(Potis koreanische Dot )
(Potis indonesische Dot)
Beträgt der diagonale Abstand bei der indonesischen Dot etwa 6,5 cm so sind es bei der koreanischen Dot fast 8 cm.
Die Gitarre wurde mit ausgebauten Pickups geliefert. Vorher waren Gibson-Pickups installiert, die der Vorbesitzer behalten wollte, was mir ohnehin sehr entgegen kam. Der Verkäufer lieferte die Originalpickups vereinbarungsgmäß mit, so daß ich sie testweise einbauen konnte. Das Vergnügen war lediglich insofern getrübt, als daß der Vorbesitzer die Kabel der Pickups im wahrsten Sinne des Wortes kurzerhand abgeschnitten hatte...
...was ich gar nicht gern sehe. Ich werde später die Pickups mit Kabeln in voller 30cm-Länge versehen.
Aber für einen Test des cleanen Tones vergleichsweise zu meiner indonesischen Dot genügt es und der Excelsior lief schon mal warm. Wie klingt die koreanische Dot mit ihrer Faber-Bridge, die der Vorbesitzer montiert hat (die originalen Epiphone-Bautele sind alle mitgeliefert)?
Ja, es klingt typisch nach Epiphone-Pickups. Relativ dumpf und bedeckt, mit wenig Dynamik. Trotz oder selbst mit der montierten Faber-Bridge können sie mich nicht überzeugen - meine indonesisch Dot mit ihrer Originalbridge spielt die koreanische Dot glatt und vollkommen an die Wand. Die Lebendigkeit, Spritzigkeit, das Federnde, Luftige, Holzige, Dynamische im Klang der Gibson-Burstbucker auf der indonesischen Dot ist unüberhörbar (Test mit D'Addario EXL110er Saiten auf beiden Gitarren).
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist Geschmacks- und Ansichtssache! Wat dem eenen sin Uhl, kann nämlich dem annern sin Nachtigall sein: Ich komme von Singlecoils und ihrer gewissen Glasigkeit und möchte diesen Klang in etwa auch bei Humbuckern sehen. Und das repräsentieren die Gibson-Burstbucker in der indonesischen Dot eindrucksvoll! Höhen runterregeln kann ich schliesslich immer. Kommt aber jemand, der diesen etwas dumpfen, weichen, fetten "Handschuhton" für Jazziges liebt, so liegt der u.U. mit den Epiphone-Pickups vollkommen und aber sowas von richtig!
Was wird passsieren? Klar, die Epiphone-Pickups sowie die gesamte Elektrik fliegen raus. Die Gitarre bekommt ein neues Innenleben. Welches? Man darf gespannt sein!
(wird fortgesetzt)
Links:
http://www.guitardaterproject.org/epiphone.aspx
http://www.faberusa.com/product-category/faber-bridge-studs/for-epiphone-others/faber-e-sert/