Gibt es überhaupt gute elektronische Musik?

  • Ersteller Maltodextrino
  • Erstellt am
Wow, wo fängt man denn da am besten an? Ich höre ja zum Großteil elektronische Musik aus allen möglichen Genres und werde deine Eingangsfrage daher natürlich nur mit "JA!" beantworten können. ;)

Hier mal ein paar der wichtigsten Namen die mir spontan so einfallen.

  • Aphex Twin
  • Autechre
  • Boards of Canada
  • Burial
  • Daft Punk
  • Kraftwerk
  • Carl Craig
  • Theo Parrish
  • Clark
  • Four Tet
  • Model 500
  • und und und...
 
Ich habe Anfang des Jahres angefangen Selbst elektronische Musik zu produzieren und mich daher auch mal etwas mit EDM befasst. EDM Also Electronic Dance Musik ist quasi der Oberbegriff für "Elektronische Tanzbare Clubtaugliche Musik". Was ist davon jetzt aber gut? Ok jetzt kann man natürlich endlos Philosophieren.

Du hast recht damit, dass sich verdammt viele Producer auf Sounddesign fokussieren und Dabei die Kompositorische Leistung oft in den Hintergrund drängt. Ich höre eigentlich hauptsächlich Metal und auch Melodien, die So gut waren, dass ich einen Song immer wieder Hören sollte finden sich im EDM relativ wenige. Zu der Kompositorischen leistung von Be'lakor, Insomnium oder Eluveitie habe ich auch noch kein Elektronisches Äquivalent gefunden. Wohl aber Songs, die ich für gut befunden habe, da sie irgendwas hatten, dass ich vorher noch in keiner Weise gehört habe und das mir gefallen hat (Kann man musik wirklich Objektiv in Gut und schlecht unterteilen?).

Hier ein Bespiel für eine Gute Melodien und einen klaren aufgeräumten mix, gepaart mit Indischen? einflüssen: KSHMR - Dadima


Was ist gutes Sounddesign? Was ist besser ein Komplexer Sound aus 3 Oszillatoren,FM Synthese, 2Filtern, Etlichen Post und Insert effekten und einem Haufen an Modulationen, oder aber ein Simpler aber außergewöhlicher Sound?

Hier ein Beispiel für Meiner Meinung nach gutes Sounddesign: Curbi - Dime


So und jetzt Kommt der Mainstream Overkill, aber eine Melodie, die mir einfach nicht aus dem Kopf geht. Je länger ich darüber nachdenke desto mehr wird mir klar, dass das eine Gute Melodie (mit) ausmacht. Auch wenn auf den Ersten Blick ein absolut generischer 0815 Clubtrack: W&W & Hardwell & Lil Jon - Live The Night



Oder ist es doch einfach so einfach, dass die Leute einfach das gut finden was sie irgendwoher kennen oder wo ihnen gesagt wird, dass es gut ist?
Ja ist es schon mal von AC/DC gehört? (Die hate Diskussion gegen diese Aussage bitte in einen Anderen thread auslagern ;))
 
EDM klingt aber oft so ähnlich, dass die anscheinend alle dieselben Presets oder Sample-Libraries benutzen. Gerade bei den drei Beispielen hört sich das meiste total 08/15 mäßig an. Das ist fast so schlimm wie der Pizzicato- und später der SuperSaw-Hype in den 90ern.
 
EDM klingt aber oft so ähnlich, dass die anscheinend alle dieselben Presets oder Sample-Libraries benutzen. Gerade bei den drei Beispielen hört sich das meiste total 08/15 mäßig an. Das ist fast so schlimm wie der Pizzicato- und später der SuperSaw-Hype in den 90ern.

Ich verstehe nicht, was die Leute immer erwarten. Beispiel 1 verwendet hauptsächlich gesamplete Instrumente (Kontakt,Nexus etc.). Da wird sich eine Flöte nunmal immer wie eine Flöte anhören.
Im 2. Beispiel finde ich den FM/Chorus Sound eigentlich recht außergewöhnlich und hab den auch kaum irgendwo anders gehört.
Beim 3. Stimme ich dir vielleicht zu das ist nur ne modifizierte saw, die man sicher schon öfter gehört hat.

Aber was erwartest du denn? Es beschwert sich doch auch keiner, dass jede Metal band verzerrte Gitarren benutzt. Man kann entweder Sounds benutzen, die irgendwann mal gesamplet wurden oder welche, die mit einem Synthesizer erstellbar sind. Die Unterschiede von Gitarristen, durch ihre Spieltechnik gibt es bei Elektronischer Musik auch nicht.

Innerhalb eines Genres hat man immer gewisse ähnlichkeiten, dass ist ja genau der Sinn eben dieser ;)
 
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Beispiel 1 ist für mich absolut unerträglich, weil da noch die (sinnfrei überzogene) loudness obendrauf kommt ...
Ist aber in der Substanz der Nr. 2 sehr ähnlich: einfach eine neu instrumentierte Blaupause einer bestimmten House-Richtung (wo sonst dieses Roland Drahtpiano reinhackt)
Die Sounds sind sogar recht gelungen... aber was nutzt das ?
Bei Nr. 1 sind es halt indisch/pakistanische Samples, die in einem absolut desolaten Kontext stehen.
Super kreativ, wirklich ... :igitt:

Beispiel 3 bedient mal wieder das Schema Supersaw + russisches Kinderlied, ein Hitgarant...

Da wäre (zB) DeadMouse oder Infected Mushroom eine ganz andere Ebene... wo eben nicht alles 100% vorhersehbar abläuft...
oder (2 Gänge runtergeschaltet) fand ich das gerade erschienene COW/Chillout World von The Orb sehr anhörbar. Das Thema ist ja nicht auf Dance fixiert...

cheers, Tom
 
Im 2. Beispiel finde ich den FM/Chorus Sound eigentlich recht außergewöhnlich und hab den auch kaum irgendwo anders gehört.
Vor allem den meinte ich. Sounds dieser Art (immer leicht abgewandelt, aber ähnlich genug) müssen heutzutage anscheinend in jeden zweiten EDM Track.

Klar gab es das abkupfern auch früher, war da aber irgendwie kreativer:

Original:
Dave Clarke - Red 2 (Wisdom to the wise):



Kopie 1:
Love Inc - R.E.S.P.E.C.T.



Kopie 2:
Ian Pooley - Chord Memory



Mehr als die zwei Kopien fallen mir aber auch nicht ein, während eben wie zu Pizzicato, und Supersaw Zeiten (oder Hardcore Techno ab 1995) heute alles zu ähnlich klingt, klar nicht immer gleich, aber nur leicht varriert und immer muss so ein harter FM Sound rein, der IMHO auch noch null zum Rest passt. Allein die Bassdrums klangen früher viel unterschiedlicher.

Diese "das ist halt der Stil und muss so" Denke gab's früher einfach nicht. Auf den Parties wurde auch weniger einseitig aufgelegt.

Beim Metal klingt nicht jede Scheibe gleich, da liegt der Unterschied aber trotzdem weniger im Sound als in Songstruktur, Texten, etc.. Wenn sich jemand mit einer Akustik Gitarre hin setzt ist der Groundsound natürlich auch ähnlich, der Klang wirkt aber nicht so schnell ausgelutscht, weil es da nicht einfach ein Effekt ist wie bei elektronischer Tanzmusik wo der Sound meist komplexere Song -Strukturen ersetzen muss und es oft keinen Gesang gibt.
 
Was ist davon jetzt aber gut? Ok jetzt kann man natürlich endlos Philosophieren.

Grundsätzlich erstmal das was dem eigenen Geschmack entspricht. Das kann durchaus auch Musik sein die von jedem x-beliebigen auch so kommen könnte. Sequenzierte Musik trifft es hier besonders hart, weil man, ausser paar Klicks am PC, ich weiss schon dass elektronische Musik mehr abverlangt, keine besonderen spielerischen Instrumentalfähigkeiten benötigt. Vieles ist wirklich sehr billig. Musikalisch wie auch technisch.
 
Also die harten FM-Sounds würde ich auch eher in einen EBM- als EDM-Track packen. Wobei die Grenzen zwischen beiden Genres schon mal fließend sein können ...

Das Klischee schlechthin bei EDM sind ja die 909-Drums, die man zum Glück nicht mehr überall hört. Obendrein gibt es da noch Variationen, wie bei der Bass Drum trocken, lang oder kurz ausklingend, unterschiedlich gestimmt oder gerne auch mal nach "Amsterdam"-Manier verzerrt. Wobei auch gerade letzteres schnell ausgelutscht wirken kann, wenn man es inflationär nutzt.
 
909 Drums? Höre ich da irgendwie nirgendwo raus. Das sind meist total gelayerte und überkomprimierte/aufgedunsene Dinger, wo es nur noch wummert, man aber den Anschlag gar nicht mehr richtig hört. Das klingt für mich eher nach Machinedrum oder was anderes Moderneres als nach einer Original-909 oder halt Sample-Layer und dann alles komprimiert ohne Ende.
Beispiel 3 hat dann auch noch den langweiligen Offbeat Bass neben der ausgelutschten Supersaw.
 
Ich finde das alles ehrlich gesagt gar nicht schlimm. Wenn man einen Fetten Bigroom House Track machen will braucht man nunmal eine Kickdrum mit ordentlich low end. Genau sie wie man im Black Metal eine Kickdrum braucht, die sich wie ein Rasensprenger anhört :D (warum auch immer ). Und super saws Klingen nunmal Breit und Füllen viele Frequenzen.

Es hört sich ja außerdem jede Supersaw oder Kickdrum immer wieder anders an. Dass hin und wieder mal tatsächlich jemand einen identischen sound hat kann nunmal passieren wenn man presets und samplepacks benutzt. Aber es beschwert sich auch niemand darüber, wie oft EZ-Drummer in anderen Genres benutzt wird.

Im moment sind auch Vocal-Chops total overused. Trotzdem finde ich die immer wieder geil.

Genau wie der Langweilige Offbeat Bass das Ganze halt sehr "bounce-ig" macht.

Wenn man argumentieren würde, dass Elektronische Musik kompositorisch meistens nicht sehr anspruchsvoll ist könnte ich das ja nachvollziehen. Aber sich immer nur darüber beschweren, dass viele sounds sich ähnlich anhören, reicht für mich als Grund nicht aus direkt ein etliche Genres als schlecht anzusehen.

Der Thread wäre nicht wesentlich unqualifizierter, wenn er heißen würde "Ist Metal eigentlich nur Rumgeschreie?"
 
Mir gefallen die Sounds halt auch irgendwie nicht (schon seit dem Minimal-Hype in den 00er Jahren), bin da eher Oldschool-orientiert. Dubstep gefällt mir auch nicht, warum weiß ich gar nicht genau, vielleicht liegt's auch am lahmen Beat mit harten Sounds, die für mich eher zu Hardcore-Techno Geschwindigkeiten passen und diesen blöden Breaks und ewig langen Build-ups. Supersaw hört sich für mich immer total kommerzig an.

Im Hardcore Techno/Gabber war irgendwann in jedem zweiten Track der Dominator Staubsauger Sound drin:



Die Entwicklung lässt sich gut an der Thunderdome Reihe nachvollziehen. Bis zur V waren die Tracks recht vielseitig und danach klangen langsam fast alle Tracks irgendwie ähnlich. Bei der Terrordrome Reihe wurde das dadurch verhindert, dass ab der V die Hamburger die Tracks ausgesucht haben. Wurde dann heftiger, vielseitiger, schneller (teilweise war sogar Speedcore drauf) und darker als der Holland Gabber auf der Thunderdome.

Parallel kam dann Happy Hardcore, mit teilweise echt peinlichen Tracks und diesen ewig nervenden Micky Mouse Vocals. Bei "I wanna be a hippy" war das ja noch lustig. Hier mal ein besonders schreckliches Beispiel:



Und die Maxi CD hab ich mir auch noch ungehört besorgt, weil Lownoise & Mental Theo früher mal echt gute Sachen gemacht hatten.:govampire:

Edit: Aber es geht ja um gute elektronische Musik, für mich zählt da z.B. Afterlive von Global Goon zu:

 
Zuletzt bearbeitet:
Aber auch bei Afterlive läuft die Base Drum monoton durch. Ich kann den Frust vom TE verstehen. Es gibt Tonnen guter elektronischer Musik, sobald man aber die Tanzfläche betritt, scheint 50% der Kreativität verloren zu gehen.
Ich liebe elektronische Musik, ich höre auch sehr gerne House - aber die zwanghafte 4/4tel Base ist schon wie eine DIN-Norm. So werden Dance Floor Traks meist in zwei Ebenen gesplittet, eine "Kreativ/Melodie"-Ebene liegt über Aerobic-Instruktionen, damit jeder weiß, wie er sich zu bewegen hat...

Hier ist ein schönes Beispiel für Kreativität auf dem Exerzierplatz:
 
Witzig, bei Afterlive ausgerechnet die Bassdrum zu kritisieren. Da ist mal was nicht mit ner 4/4 Bassdrum versehen und es wird trotzdem dran rum gemeckert.
Dann nenn doch mal ein Beispiel wo die Bassdrum nicht monoton runter läuft. Dein Beispiel ist ja auch nur 4/4 Bassdrum mit 08/15 Akustik Gitarren Gedudel.

Edit: Und ne 4/4 Bassdrum gehört halt zu House Musik. Das ist ja als wenn man bei Metal kritisieren wurde, dass da immer Metal Riffs dazu gehören. :rolleyes:
 
Wobei die Bass Drums allein nicht das einzige sind. Das noch viel deutlicher an die TR-909 erinnernde Metallgeschirr - namentlich die offene Hi-Hat - auf den Offbeats ist da noch viel klischeehafter. Wobei auch da in neueren Tracks mehr Abwechslung geboten ist, aber einige glauben offenbar auch heute noch, dass diese Hi-Hat zu Techno und House dazugehört.

Alles in allem sorgt die Demokratisierung der Musikproduktion in den letzten 20 bis 25 Jahren dafür, dass auch viel Trivialität einkehrt und eine Menge Schrott produziert wird. Noch vor 35, 40 Jahren brauchte man Hardware fast schon im Wert eines Einfamilienhauses, heute kann jeder 10-Jährige am PC mit Magix MusicMaker und anderen DAWs/ VSTis komplette eigene Alben zusammenstellen.
 
Dein Beispiel ist ja auch nur 4/4 Bassdrum mit 08/15 Akustik Gitarren Gedudel.
der crossover-Versuch von Avener mag zwar nicht super innovativ sein, aber die Gitarre ist alles andere als 0815...
das muss man erst mal so auf den Punkt bringen, auch aufnahmetechnisch ;)
 
Das macht es aber nicht weniger 08/15. Akustik Gitarren in der Art hab ich schon 1000 mal gehört.
(Edit: Und irgendwie spielt auch gefühlt jeder Zweite Akustik-Gitarre)

Bezüglich 909 HiHat: Gibt genügend Tracks ohne, z.B. etliche mit 606/808 Hats oder RZ-1 Hats oder anderen.

Oder Akustik HiHat:

 
Noch vor 35, 40 Jahren brauchte man Hardware fast schon im Wert eines Einfamilienhauses, heute kann jeder 10-Jährige am PC mit Magix MusicMaker und anderen DAWs/ VSTis komplette eigene Alben zusammenstellen.

Das ist doch ein Vorteil, dass musik heute für jeden Zugänglich ist und nicht nur einigen wenigen auserwählten. Das infolge dessen auch mehr "schlechte" musik gibt ergibt sich halt durch den Umstand, dass es Insgesamt viel mehr musik gibt.
 
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Witzig, bei Afterlive ausgerechnet die Bassdrum zu kritisieren.

Aber auch bei Afterlive läuft die Base Drum (Oops sorry) -> clap/snare/what ever monoton durch.

4/4 Bassdrum gehört halt zu House Musik.
Aber nicht zwanghaft zu "tanzbarer elektronischer Musik"

Dein Beispiel ist ja auch nur 4/4 Bassdrum mit 08/15 Akustik Gitarren Gedudel.
Als Besispiel für genau dieses habe ich es ja gepostet.

aber die Gitarre ist alles andere als 0815
Es ist aber doch wohl ein Sample - via Streching bekommt man das schon auf jeden Punkt :nix:
 
Ich zitiere mal Dich selber:
ich höre auch sehr gerne House - aber die zwanghafte 4/4tel Base ist schon wie eine DIN-Norm.

Irgendwelche Percussion/Drum Sachen laufen bei vielen Stilen repetiv durch. Selbst bei Jazz oft Snare plus Ride.

Aber nicht zwanghaft zu "tanzbarer elektronischer Musik"
Hab ich auch nie behauptet. Wer behauptet das?

Es gibt doch zig Genres elektronischer Tanzmusik ohne 4/4 Bassdrum: Trip Hop, Drum 'n' Bass/Jungle, Electric Boogie/Electro, Hip Hop, Chillout, usw..
 

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