Da hast Du recht, Manul, und es ist ja schön, daß man auch alte Quellen von durchaus ernstzunehmenden Musikern finden kann (aus historischem Interesse und für die, denen der DTV-Atlas Musik zu popelig ist und Wikipedia zu unseriös ist) .
Verschiedene Lehrmeinungen sind auch eigentlich kein Problem, die hat es schon immer gegeben - auch bei seriösen Wissenschaftlern/Musikern.
in ihrer Existenz durchaus umstritten ist
Lustig finde ich einfach die "Existenz"-Diskussion - es geht ja nicht um den Yeti (obwohl ich gerade am Montag auf der Autobahn wieder ein paar gesehen habe
), sondern um eine reine Begrifflichkeit, die eben auch von den genauen Rahmenbedingungen und Betrachungsweisen/Perspektiven abhängt.
Die Definitionen von Intervallen u. ä. in musikwissenschatlicher Fachliteratur sind eben einfach oft zu schwammig (d. h. unklar und lückenhaft) - und lassen deshalb oft Spielraum für individuelle Interpretation.
Solange Musiker Definitionen bemühen, für die sie in Mathematik-Klausuren glatt durgefallen wären, muß man sich doch nicht wundern, wenn man daraus wundersame Dinge ableiten kann oder zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt, wenn man sie unterschiedlich auslegt.
Aber Musik ist ja auch keine exakte Wissenschaft. Da muß ein gewisser Spielraum erlaubt sein, oder?
Bei den Definitionen von "Komplementärintervall" ist z. B. nie erwähnt, auf welchem Intervall (pun) die betrachteten Elemente (Töne) definiert sind oder welche Rahmenbedinugnen es gibt. Ebenso bei Umkehrungen.
Wenn jetzt zwei Töne 1,5 Oktaven auseinanderliegen und ich den unteren nach oben oktaviere, dann immer nur um eine Oktave oder muß er über dem anderen Ton zu liegen kommen, um als Umkehrung zu gelten? Und ergeben die beiden zusammen dann eine reine Oktave?
Oder gelten die Definitionen nur für Tonpaare, die nicht weiter als eine (reine) Oktave auseinanderliegen? Da schweigt des Sängers Herrlichkeit und alles verfließt in sanften Nebelschwaden...
Viele Grüße
Torsten
PS: Erinnert mich auch an die Debatte über die Existenz des fehlenden Bindegiliedes zwischen Dinosaurier und Vogel, die erst durch den Zoologen Prof. Dr. Habakuk Tibatong in Form des Urmel eindeutig nachgewiesen werden konnte; nachzulesen beim kürzlich verstorbenen Max Kruse.