Es muss ja nicht alles gut klingen, was dabei heraus kommt, aber ich finde das völlig legitim.
Weil es anscheinend unterschiedliche Handhabung mit Beispielen gibt, umreiße ich mal kurz, was denn für mich ein Beispiel ist.
Das Wort
Beispiel hat in der Begriffsgeschichte und -bedeutung gewiss unterschiedliche Deutungen erfahren und gefordert.
Beispiele können als Objekt Teil einer profanen Aufzählung sein oder als Handlung für die Moralbildung benutzt werden. Zeugnisse des Rittertums wurden im 11.Jahrhundert von Troubadours besungen. Im Minnesang, abseits des kirchlichen Liedes, standen als Objekte der Anbetung häufig König und Königinnen, höherer und niederer Adel. Den positiven Beispielen entgegen gab es aber auch negative Beispiele. So galten im 13.Jahrhundert die Streiche von Till Eulenspiegel als Beispiel für rebellisches und unethisches Verhalten. Er war damit sehr weit vom umgangssprachlichen Vorbild entfernt und sein Verhalten und seine Agitation galten allgemein als wenig erstrebenswertes Ziel. Anders dass, was zu dieser Zeit im Meistersang besungen wurde. Hauptsächlich von Handwerkern nebenberuflich ausgeübt, entstand mit ihnen zwischen Kunst und Handwerk ein gemeinsames Tun und dichterischer Wettstreit, alles in Verbindung zu einem Regelwerk und ständiger Kontrolle durch städtische Behörden. Und mit der Verbreitung des Papierdrucks wurden die Beispiele derer, die sich der Musik verschrieben größer. So kann jede Epoche ihre Vetreter vorweisen. Aus der Renaissance, dem Barock, 18. bis 21. Jahrhundert sind Musiker und Komponisten bekannt, deren Wirken als gute Beispiele anerkannt wurden und .
Die Verwendung von Beispielen und deren Nutzen ändert sich, wenn man nicht die Musikgeschichte betrachtet, sondern das Wesen der Musik untersucht. In der theoretischen Wissensvermittlung folgt nach einer Erklärung eines Sachverhaltes mindestens ein Beispiel, an dem der zuvor erklärte Sinn/Unsinn verdeutlicht wird. Das Beispiel dient als Kontrolle und Zusammenfassung. Ist im Beispiel die zuvor beschriebene Sache unkenntlich , also eine bedingte Korrelation unbegreiflich, dann ist mit dem Beispiel auch das zu Erklärende unverstanden. Ein Beispiel kann aber nicht nur die Verdeutlichung und Kurzfassung eines Sachverhaltes sein, sondern auch auf Untersuchungen zu bestimmten Dinglichkeiten hinweisen.
Nun war der Thread anfangs auf verminderte und übermäßige Akkorde ausgerichtet. Deshalb ist es nur schlüssig davon auszugehen, dass in hier gennanten Beispielen die dim, m7b5, dim7 und Aug - Akkorde eine prozentual wichtige Rolle spielen und nicht nur als schmückende Nebensächlichkeit Erwähnung finden. Soviel zum Begriff Beispiel. Damit sollte Beispielunverständnis eigentlich beseitigt sein.
Wir unterscheiden uns in der Beispielnutzung anscheinand in mehr als nur einem Punkt. Deine lässige Art ist mir so vollkommen unbekannt.
Nun zur
Überraschung; Grob skizziert tritt Überraschung dann ein, wenn Wahrnehmung und Erwartung voneinander abweichen. Das beim Spulen überraschende Erfahrungen entstehen können, bedingt sich aus der Aktion. Der Überraschungseffekt aus unwissentlicher Handhabung des Musikinstruments sollte, wenn mit verminderten und übermäßigen Akkorden diskutiert wird, eigentlich längst veraltet sein. Also liegt die Krux irgendwo zwischen dem Un- und dem Bewussten. In der Verhaltenspsychologie wurde von Jung das Unbewusste als treibende Kraft im Abbildungswissen deklariert. Ein künstlerischer Maler hat die eigenen Möglichkeiten
den Bewusstseingrad zu steuern, in der Praxis gelernt. Genauso wird auch ein Architekt vor Bewältigung einer Aufgagenstellung sich im Klaren sein müssen, ob nun kubistischer Plattenbau oder faires Design mit einer logarithmischen Ästhetik gefordert ist. Er hat gelernt seine eigenen Ideen zu lenken.
Das Losgelöstsein von allen möglichen Vorgaben kann durchaus interessant sein, hat doch aber im Umfang zur wissentlichen Handhabung einen niedrigeren Stellenwert; schon allein dadurch, dass angelesene Sachverhalte und gehörte Tonkombinationen immer wieder von der Vernunft vom Unbewussten ins Bewusste gerückt werden. Für experimentelle Musik müssen die tragenden Säulen des Verstandes entlastet werden. In der gesellschaftlichen Norm sind Ethik, Logos und Pathos die Stützpfeiler des Zusammenlebens. Und es sind die Säulen, die die experimentelle Musik ausbremsen.
Nicht, dass das nachträgliche Hinterfragen unbekannt wäre, erhält es doch aber im Zeitmanagement und der Effektivitätsteigerung starke Kontrahenten. In der Nachbetrachtung wird es immer eine Unsicherheit geben, weil eben das Ergebnis auch Mehrdeutigkeit zulassen könnte. Natürlich spielt auch die Dauer und Länge des zu untersuchenden eine Rolle. Ein 4 taktlanges, 10sekündiges Notenbild ist gewiss leichter im Nachgang zu analysieren, als eine 1stündige Session . Im Beispiel Moll ist die Polyexistenz von ehemals verdurter Dominant-7-parallele, HM5 und MM5 nachträglich nicht auf einen Nenner zu bringen, wenn eben erst dann hinterfragt wird, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Also das natürliche A-Moll als TP als Start ist bekannt. Die Steigerung ist das Verduren und Umdeuten von ehemals IIIm zum V7 ( Akkordfolge Am Em - Am E7 ). Das ist genau die Ursache, die für die Existenz von HM verantwortlich ist, nämlich die Steigerung einer Leittonwirkung in einem Mollkontext. Das in einer unvollständigen Akkordfolge unter Umständen nicht zwischen phrygian dominant und mixolydischb13 unterschieden werden kann, wird dann häufig als Aufhänger für abstruse Wortgefechte genutzt. Das interessante im Moll ist eben, dass neben mMaj-Akkorden auch die übermässigen Akkorden gebildet werden. Gewiss können die Akkorde bekannt sein, ohne das eine mögliche Moll-Skala verantwortlich zeichnet. Angesichts der vielen Akkordtabellen, die die Theorie rasant überholt haben, ist es nahezu wahrscheinlicher, dass der Weg vom Akkord zur Tonleiter beschritten wird, als das erst die mühsame Tonschichtung stattgefunden hat. Insofern kann der Verwendungszweck und der nutzbare Hintergrund überraschen.
Das vielleicht Paradoxe an der Sache ist, wenn im Voraus eine Richtung vorgegeben wird, kann man im Endeffekt viel freier innerhalb einiger Grenzen agieren, als es eine grenzenlose Herangehensweise gestatten könnte. Um nun wieder auf die Moll-Überlegung zurückzukommen, ob es effizienter ist, vorab zu klären, welches Moll verwendet wird, ist eine gewisse Sinnfreiheit festzustellen. Wenn vorab kein Bedarf für eine Untersuchung existierte, und mit dem Spulen die Aktion zum Versuch wird, weil es das Interesse auf eine nähere Untersuchung geweckt hat, dann ist die Untersuchung der Aktion nachträglich nur dadurch möglich, dass eine erneute, gleichgestaltete Aktion gestartet wird, aber diesesmal unter der Vorgabe einer Untersuchung, Damit ist doch aber im Voraus die Aktion eingegrenzt.
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Der Akkord G-H-C#-D (oder besser gespelt als G-H-D-G-C#) - wie nennt man den? Für mich wäre das ein Gadd(#11).
G(#11), Bm(9,b6), Bm(add9)/G, Dmaj13sus, Dmaj13sus/G, C#7(b5,b9,no3), C#7(b5,b9,no3)/G
Oder wenn ich das H weglasse (Saite abdämpfen), dann ein Gsus(#4).
G(b5,no3), Dmaj7sus, Dmaj7sus/G, C#(b5,b9,no3), C#(b5,b9,no3)/G
Gruss
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