Gibson Les Paul – Der Userthread

Es gibt unterschiedliche Agingverfahren, meins verwendet kein Cracking, es ist eine Art "Dirty Aging". Es gibt noch das "Weartear-Aging", wo die Nachbildung der Lackabnutzung im Vordergrund steht. Cracking jedoch basiert - richtig angewendet - auf der optimalen Farbmischung der verwendeten Nitrozellulose, so dass diese Farbschicht bei schneller Temperaturänderung zwischen kalt und warm "knackt" und Rillen bildet, ohne dass sie völlig durchknackt und abblättert, wie das bei einem echten der Fall wäre. Die richtige Zusammensetzung wird wie ein Schatz gehütet und bewacht. Weswegen man auch dafür mehrere Tausend Euro verlangen kann.

Grob kann ich sagen: Da Nitrozellulose sehr schwachdeckend ist, nutze ich dies aus. Dabei trage ich dunkele Farbschichten zuerst auf (bei dem Verfahren "Weartear-Aging" wird andersherum von hell zu dunkel), wie z. B. Maserungsstreifen (mit der Kante eines Papiers) oder "Farbfehler"-Klekse (mit einem Schwamm) zuerst auf. Die immer heller werdenden Farbschichten werden zunehmen auch großflächige aufgesprühht, so dass es wie eine natürliche Alterung erscheint.
 
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Aha o_O:sleep::ROFLMAO:

Ich glaube, dass hier im Board "ein paar Leute" sind, die mit den beschriebenen vorbekannten Aging-Verfahren bestens vertraut sind. Auf Deine Erklärung nach Deinem Verständnis gehe ich daher auch nicht weiter ein.

Was die von Dir genannte Methode "Weartear-Aging" anbelangt, so soll Abnutzung simuliert werden. Deshalb schleifen Leute stellenweise den Lack ab und/oder tragen Chemikalien auf, die die Oberfläche (möglichst definiert) angreifen.

Jetzt einfach ein paar Farbklekse (von dunkel nach hell???) aufzubringen halte ich mit Verlaub gesagt für dilettantisch (da wäre "Dreck auf der Gitarre verreiben effektiver und authentischer) und Du kannst Dich meiner Meinung nach glücklich schätzen, dass Du jemanden gefunden hast, dem so etwas auch noch Geld wert ist. Dass es dafür einen Markt gibt, glaube ich allerdings nicht. Dennoch viel Glück :prost:
 
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Klar bin ich Laie. Ich habe die Tribute für mich so hergerichtet, dass dieser Look, nebenbei ein Unikat zu sein, einige Jahre so bleibt. Dass in meinem Bekanntenkreis die Leute sie besitzen wollen, war eine Überraschung. Einen Markt fürs Aging suche nicht wirklich, da ich die 59er auch ohne Markt so kaufen könnte, ist insofern alles gut...
 
So ganz schlau werde ich aus deinen Ausführungen auch nicht, aber was soll´s?

Wenden wir uns Les Pauls zu, die wirklich gealtert sind.
Ich weiß, es gibt diesen Wertschätzungs-Thread, aber die Les Paul Spezialisten sind doch eher hier.
Auch ist mir klar, dass man das googeln kann, aber auch da bekommt man so unterschiedliche Ergebnisse, dass ich das nur für mäßig relevant halte.

Ich hab heute eine 1980er Standard blind gekauft und sie ist unterwegs zu mir. Bin schon gespannt.
Die Heritage 80 Modelle haben ja mittlerweile lichte Höhen erklommen.
Aber wie würdet ihr eine normale Standard aus 1980 in gutem Zustand einschätzen?
 
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Ich hab heute eine 1980er Standard blind gekauft und sie ist unterwegs zu mir. Bin schon gespannt.
Die Heritage 80 Modelle haben ja mittlerweile lichte Höhen erklommen.
Aber wie würdet ihr eine normale Standard aus 1980 in gutem Zustand einschätzen?

Mittlerweile scheinen alle etwas älteren Gitarren gewisse Höhen zu erklimmen. Du wirst da sicherlich Deine Gründe haben, ein solches Modell zu kaufen und ich drück Dir die Daumen, dass Du zufrieden bist.

Also: zur Wertschätzung
Ohne irgendwas darüber zu wissen, ein reines Überraschungsei.
Norlin-Ära, zwar langsam wieder mit "normalen" Specs ohne Pancake-Korpus, aber wohl mit mehrstreifigen Hals. Viele schwere dabei. Bei deckenden Lackierungen eher nicht mit einer 2-teiligen Decke rechnen, bei Sunbursts habe ich beides gesehen (2er und 3er), eigentlich immer die Clownburst-Lackierung.
Gerade in der Anfangsphase der Umstellung auf "korrekte" Specs findet man noch ein wildes Mischmasch, deswegen wird man den Einzelfall betrachten müssen und schauen, was vor einem liegt. So um die 4000+ ist für eine in Europa ansässige wahrscheinlich jetzt normal.

Bin gespannt, wann die 90er Les Pauls mystifiziert und als die letzten Wahren tituliert werden. Müsste ja so in etwa 10-15 Jahren der Fall sein (wobei... Gregor Hildens Werbetexte bereiten das ja jetzt schon vor :LOL:).

Ich habe in den 90ern mit Les Pauls angefangen und hatte eine Standard aus dem Zeitraum. Ich war mit meiner ausgewählten zufrieden, sie hat mir von denen, die ich gespielt habe, immer am Besten gefallen. Dann habe ich 2006 die erste CS gekauft und die olle 90er Standard stand plötzlich nur noch rum. Zu wenig spritzig, zu indifferenziert kam sie mir im Vergleich dazu vor. Und die jetzigen CS erst. Ohne truss rod condom, alles mit hide glue. Wir leben in grandiosen Zeiten, wenn man wieder Auswahl auf dem Markt hat...
 
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Danke für deine Einschätzung, die sich auch mit meinem Gefühl deckt. Ich habe sicher schon bessere Les Pauls als eine 80er, aber die ist mir reingelaufen und macht einen soliden Eindruck. Ein wenig Liebe in den Details wird sie optisch wieder aufwerten.
Das Burst sieht zumindest auf den Bildern so aus, als wäre es schön gefadet, also nicht das berüchtigte Clownburst.
Na heute oder spätestens morgen sollte sie ja ankommen und dann weiß ich mehr.
 
Bin gespannt, wann die 90er Les Pauls mystifiziert und als die letzten Wahren tituliert werden. Müsste ja so in etwa 10-15 Jahren der Fall sein (wobei... Gregor Hildens Werbetexte bereiten das ja jetzt schon vor :LOL:).
Gibt´s doch schon. Hab da was mit bis 1993 im Kopf, kann mich aber auch wegen der exakten Jahreszahl täuschen.
 
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Gibt´s doch schon. Hab da was mit bis 1993 im Kopf, kann mich aber auch wegen der exakten Jahreszahl täuschen.

Ja, das ist wahrscheinlich wie mit dem "H"-Autokennzeichen bei Youngtimern. Da kommen mit der Zeit auch immer jüngere Jahrgänge hinzu. :biggrinB:
 
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In vierzig Jahren reden sie darüber, wie einzigartig der Jahrgang 2015 mit diesen ganzen neuen Features war, nur weil man sich die davor und leicht danach heutzutage nicht mehr leisten kann. Die 70er sind jetzt fast abgegrast, nun folgen die 80er. 1976er Custom kommen auch schon auf über 6.000 $, wenn man sich mal kurz die eBay.com-Seiten anschaut.
 
Nun, so lächerlich ist das eigentlich gar nicht - eine 1993 Les Paul bietet tatsächlich einige Dinge, die extrem charmant sind, und die man in dieser Form auch nicht mehr bekommt: Da sind ein wirklich harmonischer C-Hals, der nicht so "rechteckig"-grob daherkommt wie viele neuere. Die Pickups aus der Zeit (498T am Steg etwa) liefern einen ziemlich mittenbetonten , kernigen Ton - der durchaus für viele Gitarristen attraktiv ist - klar haben die etwas weniger Höhen, dafür aber dafür eben diese schönen schmelzenden Mitten un dden stärletren Output. Darüberhinaus kommt die ganze Gitarre mit einer Farbe, die es so nicht mehr gibt; das Ganze hat schöne Alterspatina - was sich widerum abgrenzt zu einer nagelneuen LP, es sind 30 Jahre auf dem Buckel - der "Antik-Faktor" kommt da ins Spiel, weil man eine Gitarre hat, die eben auch nicht jeder hat - es ist eine Art Coolnisfaktor, der mit einer solchen Gitarre verbunden ist.
Das sind alles Gründe, sich für eine solche Gitarre zu erwärmen. Auch die Wertsteigerung ist hier durchaus mehr noch erwartbar als be einer neuen Custom Shop R8 ...
Mittlerweile scheinen alle etwas älteren Gitarren gewisse Höhen zu erklimmen. Du wirst da sicherlich Deine Gründe haben, ein solches Modell zu kaufen und ich drück Dir die Daumen, dass Du zufrieden bist.

Also: zur Wertschätzung
Ohne irgendwas darüber zu wissen, ein reines Überraschungsei.
Norlin-Ära, zwar langsam wieder mit "normalen" Specs ohne Pancake-Korpus, aber wohl mit mehrstreifigen Hals. Viele schwere dabei. Bei deckenden Lackierungen eher nicht mit einer 2-teiligen Decke rechnen, bei Sunbursts habe ich beides gesehen (2er und 3er), eigentlich immer die Clownburst-Lackierung.
Gerade in der Anfangsphase der Umstellung auf "korrekte" Specs findet man noch ein wildes Mischmasch, deswegen wird man den Einzelfall betrachten müssen und schauen, was vor einem liegt. So um die 4000+ ist für eine in Europa ansässige wahrscheinlich jetzt normal.

Bin gespannt, wann die 90er Les Pauls mystifiziert und als die letzten Wahren tituliert werden. Müsste ja so in etwa 10-15 Jahren der Fall sein (wobei... Gregor Hildens Werbetexte bereiten das ja jetzt schon vor :LOL:).

Ich habe in den 90ern mit Les Pauls angefangen und hatte eine Standard aus dem Zeitraum. Ich war mit meiner ausgewählten zufrieden, sie hat mir von denen, die ich gespielt habe, immer am Besten gefallen. Dann habe ich 2006 die erste CS gekauft und die olle 90er Standard stand plötzlich nur noch rum. Zu wenig spritzig, zu indifferenziert kam sie mir im Vergleich dazu vor. Und die jetzigen CS erst. Ohne truss rod condom, alles mit hide glue. Wir leben in grandiosen Zeiten, wenn man wieder Auswahl auf dem Markt hat...
 
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Die Pickups aus der Zeit (498T am Steg etwa) liefern einen ziemlich mittenbetonten , kernigen Ton - der durchaus für viele Gitarristen attraktiv ist - klar haben die etwas weniger Höhen, dafür aber dafür eben diese schönen schmelzenden Mitten un dden stärletren Output.
Das höre ich so auch bei meiner 2016er Les Paul Tribute HP an der Bridge.
 
Aber wie würdet ihr eine normale Standard aus 1980 in gutem Zustand einschätzen?
So um die 4000+ ist für eine in Europa ansässige wahrscheinlich jetzt normal.
Einschätzung, die sich auch mit meinem Gefühl deckt.
WOW :oops: Ihr geht aber großzügig mit dem Geld um. So viel Geld würde ich allenfalls für ein Exemplar aus der Meisterwerkstatt oder eine Custom ausgeben. Eine Standard aus den 80ern wäre mir höchstens 2500 € wert, wenn alles top ist.

Da ist es kein Wunder, dass die Preise auch dieser Jahrgänge immer mehr explodieren (ist wie mit Immobilien: mich freut's, weil ich meine ja habe).
 
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Nun, so lächerlich ist das eigentlich gar nicht (...) Die Pickups aus der Zeit (498T am Steg etwa) liefern einen ziemlich mittenbetonten , kernigen Ton
So unterschiedlich sind halt die Geschmäcker. Ich fand die Kombi 490R und 498T nie besonders ansprechend. Die Standard hab ich verkauft, aus meiner Studio hab ich sie rausgeschmissen, die Gitarre ist jedoch meine Dienstälteste (1997er) im Bestand.

Bis zum Custombucker haben Gibson-Tonabnehmer bei mir irgendwie immer irgendwann den Wunsch geweckt, sie rauszuschmeißen und ne Fremdfirma reinzupacken. Das ging scheinbar aber nicht nur mir so, sondern ganz vielen. Es war die Zeit, in der Drittanbieter wie ThroBak, Wagner, Amber etc. damit groß wurden, die LP-Jünger mit Replacements zu versorgen.
Und jetzt kommt da bei mir die Frage auf: Was hat das ausgelöst? Eine allgemeine Unzufriedenheit wg. den Tonabnehmern oder das Aufkommen der Gitarrenforen mit dem Wettläufen nach dem neuesten heißen Scheiß? Ich denke, ein bißchen von Beidem.

Um noch eine ganz persönliche Beobachtung zu teilen, die ein bißchen präzisiert, was ich oben geschrieben habe:

ich sehe da in Foren/bei Händlern zu dem Thema generell zwei gegenläufige Strömungen, was Les Pauls angeht:

Die eine eifert der nächsten Evolutionsstufe nach. Wenn Gibson wieder minimale Anpassungen vornimmt und das Gesamtkonzept wieder ein Stück näher am Original ist. Das kann man ganz gut bei den CS-Evolutionsstufen verfolgen, wenngleich da in den letzten Jahren auch mehr Ruhe reingekommen ist, weil die Leute eben jetzt weitgehend happy sind, kein truss rod condom verbaut zu haben oder alles mit hide glue verleimt ist.
Konstruktiv halte ich die jetzigen Gitarren, egal ob Custom Shop als auch Factory, für stimmiger als vor z.B. 10-15 aber auch vor 30 Jahren.
Individuelle Gitarren muss man anhand der Klangqualität natürlich immer auch individuell betrachten.

Die andere Strömung ist die, welche aktuell von der sehr viel besseren Holzqualität Ende der 90er / Anfang der 2000er fabuliert (aktuell extrem: Trogly!!!).
Dass Mittneunziger Factory Les Pauls noch das gute abgelagerte Holz und Früh-2000er Custom Shop Gitarren noch die Premiumhölzer aus Altbeständen hatten, die ja ach so toll sind.
Die Mittneunziger Factory Les Pauls, die ich damals bei Neukauf und auch die Jahre danach in der Hand hatte, waren tendenziell schwere Gitarren mit Weight Relief Holes. Das waren keine Grabsteine, aber die Regel waren 4,0 kg+ in der Breite. Die Decken waren Plain bis maximal leicht geriegelt. Alles andere hieß dann Standard Plus und kostete deutlich Aufpreis. Dann gabs noch die Classic, die Classic Plus und die Classic Premium Plus mit jeweilig schöneren Decken. Musik & Technik Katalog, sage ich nur.

Die Custom Shop Gitarren waren schweineteuer, ich erinnere mich an einen Gitarre & Bass Artikel einer R9 um die Jahrtausendwende.
"Killer-Top" (sic!) für 18.000 DM Listenpreis. Das war ein extrem gleichmäßig geriegeltes Barbequeue Top.
Eine optisch abgespeckte (~7000 €) hatte ich seinerzeit bei Musik Schmidt in Frankfurt (jetzt Session) in der Hand. Irgendwas zwischen 2001er und 2003er Modell.
Rio-Board, aber unglaublich hell, sodass es Dir niemand abgenommen hätte, hättest Du es jemanden erzählt. Mahagoni-Body von dichtem Wuchs, die Gitarre so ingesamt mittelschwer. Die Gitarre klang gut, aber nicht herausragend. Heute wäre sie mit den Specs ein kleines Vermögen wert, egal wie sie klingt.

Dem gegenüber stehen die heutigen "Plantagen"-Mahagoni-Gitarren, bei denen keiner mehr so richtig weiß, was das konkret für eines ist (Fiji?). Auch der Wuchs ist jetzt optisch nicht so dicht. Aber hält man das Ohr bei meiner an den Korpus und schlägt an... das Ding klingt wie eine Kathedrale. Ist das jetzt schlechteres Holz als das aus vermeintlich altem Bestand? Mitnichten! Und nein, die hat nicht den Vibe eines 30 Jahre alten Instruments, ich kann aber sagen, dass sie in 30 Jahren, sofern alles in meinem Leben gut läuft, auch noch bei mir sein wird.

Die Quintessenz des Ganzen: abseits von Sammlertum und Investment gibt es nur individuelle Gitarren da draußen. Alte, Neue, Gebrauchte.
DEN Jahrgang oder DIE Epoche, das ist Sentimentalität.

In 20 Jahren werden alle von der 60th Anniversary schwärmen, weil damals Gibson nochmal so ne gute Phase hatte... oder nicht.
Was bleibt, ist die eine gute Gitarre, die ich mir persönlich rausgepickt habe.

WOW :oops: Ihr geht aber großzügig mit dem Geld um. So viel Geld würde ich allenfalls für ein Exemplar aus der Meisterwerkstatt oder eine Custom ausgeben. Eine Standard aus den 80ern wäre mir höchstens 2500 € wert, wenn alles top ist.

Da ist es kein Wunder, dass die Preise auch dieser Jahrgänge immer mehr explodieren (ist wie mit Immobilien: mich freut's, weil ich meine ja habe).

Ouwww!!! Tu ich nicht! Ich gebe nur das wider, was die Preisschau auf die Schnelle ergeben hat.
Wenns aber DIE Gitarre wäre, die beim ersten Anschlag den Puls höher schlagen lässt und einem keine Ruhe mehr lässt... dann vielleicht schon.
 
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Weiß nicht, ob das hier wen interessiert - bei TGP hat einer geschrieben, sein Sweetwater Verkäufer hätte ihm mitgeteilt, dass Gibson ab nächsten Montag die Preise wieder erhöht.
Falls das so zutreffend ist, wird das in Deutschland sicherlich auch umgesetzt werden.
 
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So unterschiedlich sind halt die Geschmäcker. Ich fand die Kombi 490R und 498T nie besonders ansprechend. Die Standard hab ich verkauft, aus meiner Studio hab ich sie rausgeschmissen, die Gitarre ist jedoch meine Dienstälteste (1997er) im Bestand.

Bis zum Custombucker haben Gibson-Tonabnehmer bei mir irgendwie immer irgendwann den Wunsch geweckt, sie rauszuschmeißen und ne Fremdfirma reinzupacken. Das ging scheinbar aber nicht nur mir so, sondern ganz vielen. Es war die Zeit, in der Drittanbieter wie ThroBak, Wagner, Amber etc. damit groß wurden, die LP-Jünger mit Replacements zu versorgen.
Und jetzt kommt da bei mir die Frage auf: Was hat das ausgelöst? Eine allgemeine Unzufriedenheit wg. den Tonabnehmern oder das Aufkommen der Gitarrenforen mit dem Wettläufen nach dem neuesten heißen Scheiß? Ich denke, ein bißchen von Beidem.

Um noch eine ganz persönliche Beobachtung zu teilen, die ein bißchen präzisiert, was ich oben geschrieben habe:

ich sehe da in Foren/bei Händlern zu dem Thema generell zwei gegenläufige Strömungen, was Les Pauls angeht:

Die eine eifert der nächsten Evolutionsstufe nach. Wenn Gibson wieder minimale Anpassungen vornimmt und das Gesamtkonzept wieder ein Stück näher am Original ist. Das kann man ganz gut bei den CS-Evolutionsstufen verfolgen, wenngleich da in den letzten Jahren auch mehr Ruhe reingekommen ist, weil die Leute eben jetzt weitgehend happy sind, kein truss rod condom verbaut zu haben oder alles mit hide glue verleimt ist.
Konstruktiv halte ich die jetzigen Gitarren, egal ob Custom Shop als auch Factory, für stimmiger als vor z.B. 10-15 aber auch vor 30 Jahren.
Individuelle Gitarren muss man anhand der Klangqualität natürlich immer auch individuell betrachten.

Die andere Strömung ist die, welche aktuell von der sehr viel besseren Holzqualität Ende der 90er / Anfang der 2000er fabuliert (aktuell extrem: Trogly!!!).
Dass Mittneunziger Factory Les Pauls noch das gute abgelagerte Holz und Früh-2000er Custom Shop Gitarren noch die Premiumhölzer aus Altbeständen hatten, die ja ach so toll sind.
Die Mittneunziger Factory Les Pauls, die ich damals bei Neukauf und auch die Jahre danach in der Hand hatte, waren tendenziell schwere Gitarren mit Weight Relief Holes. Das waren keine Grabsteine, aber die Regel waren 4,0 kg+ in der Breite. Die Decken waren Plain bis maximal leicht geriegelt. Alles andere hieß dann Standard Plus und kostete deutlich Aufpreis. Dann gabs noch die Classic, die Classic Plus und die Classic Premium Plus mit jeweilig schöneren Decken. Musik & Technik Katalog, sage ich nur.

Die Custom Shop Gitarren waren schweineteuer, ich erinnere mich an einen Gitarre & Bass Artikel einer R9 um die Jahrtausendwende.
"Killer-Top" (sic!) für 18.000 DM Listenpreis. Das war ein extrem gleichmäßig geriegeltes Barbequeue Top.
Eine optisch abgespeckte (~7000 €) hatte ich seinerzeit bei Musik Schmidt in Frankfurt (jetzt Session) in der Hand. Irgendwas zwischen 2001er und 2003er Modell.
Rio-Board, aber unglaublich hell, sodass es Dir niemand abgenommen hätte, hättest Du es jemanden erzählt. Mahagoni-Body von dichtem Wuchs, die Gitarre so ingesamt mittelschwer. Die Gitarre klang gut, aber nicht herausragend. Heute wäre sie mit den Specs ein kleines Vermögen wert, egal wie sie klingt.

Dem gegenüber stehen die heutigen "Plantagen"-Mahagoni-Gitarren, bei denen keiner mehr so richtig weiß, was das konkret für eines ist (Fiji?). Auch der Wuchs ist jetzt optisch nicht so dicht. Aber hält man das Ohr bei meiner an den Korpus und schlägt an... das Ding klingt wie eine Kathedrale. Ist das jetzt schlechteres Holz als das aus vermeintlich altem Bestand? Mitnichten! Und nein, die hat nicht den Vibe eines 30 Jahre alten Instruments, ich kann aber sagen, dass sie in 30 Jahren, sofern alles in meinem Leben gut läuft, auch noch bei mir sein wird.

Die Quintessenz des Ganzen: abseits von Sammlertum und Investment gibt es nur individuelle Gitarren da draußen. Alte, Neue, Gebrauchte.
DEN Jahrgang oder DIE Epoche, das ist Sentimentalität.

In 20 Jahren werden alle von der 60th Anniversary schwärmen, weil damals Gibson nochmal so ne gute Phase hatte... oder nicht.
Was bleibt, ist die eine gute Gitarre, die ich mir persönlich rausgepickt habe.



Ouwww!!! Tu ich nicht! Ich gebe nur das wider, was die Preisschau auf die Schnelle ergeben hat.
Wenns aber DIE Gitarre wäre, die beim ersten Anschlag den Puls höher schlagen lässt und einem keine Ruhe mehr lässt... dann vielleicht schon.
Ja, ich kenne natürlich auch sämtliche Gibson-Evolutionsschritte von Ende der 80er bis heute, inkl. sämtlicher Pickup-Variationen, Hölzer Bauarten - und habe auch in jeder Phase bereits hunderte gespielt!
Und klar: die heutigen Custom-Shop/Custom-Bucker-Gitarren sind natürlich so nahe am Original der 59er wie noch nie zuvor. Das Gelaber von "Good-Wood"-Jahrgängen ist freilich kompletter Unfug (es gibt leglich von Mitte bis Ende der 70er) einige richtige Übel-Wood-Jahrgänge, so viel steht fest (wenngleich auch diese Gitarren aus speziellen Gründen ihre Fans haben können).
Aber wenn man jetzt mal nicht dem 59er-Ideal hinterherhechelt, sondern einfach cool mit dem speziellen Charme einer '93er umgehen möchte und dabei nicht wieder so wie Bonamassa klingen will, sondern durchaus den Understate-Faktor, den durchaus eigenen Ton und die geile Coolnis einer gerne mal verschmähten "Clown-Burst" aufgreift, die ja ach so unauthentisch ist, kann da jede Menge Inspiration erfahren, siehe:
 
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Ja, ich kenne natürlich auch sämtliche Gibson-Evolutionsschritte von Ende der 80er bis heute, inkl. sämtlicher Pickup-Variationen, Hölzer Bauarten - und habe auch in jeder Phase bereits hunderte gespielt! (...)
Aber wenn man jetzt mal nicht dem 59er-Ideal hinterherhechelt, sondern einfach cool mit dem speziellen Charme einer '93er umgehen möchte und dabei nicht wieder so wie Bonamassa klingen will, sondern durchaus den Understate-Faktor, den durchaus eigenen Ton und die geile Coolnis einer gerne mal verschmähten "Clown-Burst" aufgreift, die ja ach so unauthentisch ist, kann da jede Menge Inspiration erfahren, siehe.

Volle Zustimmung! Angenehm und relaxed geantwortet! :great:
Dass ich Dir nicht wirklich was Neues erzähle, ist mir durchaus bewusst. Da bist Du vom Durchsatz wahrscheinlich locker eine Zehnerpotenz über mir drüber.

Um der bis ins letzte Detail umgesetzte Authentizität gehts mir gar nicht. Wir sind ja hier nicht in einem Modellbauerforum.
Was hätte ich denn von 100%-ig korrekten Plastikteilen und der richtigen Nitro-Rezeptur?
Oder einem leicht versetztem Stoptail?

Ne, die von Gibson vorgenommenen, erwähnten Änderungen haben meiner Ansicht nach einfach der Gesamtkonstruktion nochmal gut getan, sie aber dadurch tatsächlich immer schlanker, offener und perkussiver gemacht. Und etwas weg vom smoothen runden Ton der 90er Konstruktionen.

Dass es noch welche gibt, die in sich komplett anders klingen, ist doch gut. Da hat ja jeder so seine eigenen Vorstellungen und zudem kann man dadurch auch mehr als eine kaufen und hat einen Rechtfertigungsgrund dafür! ;)

die geile Coolnis einer gerne mal verschmähten "Clown-Burst" aufgreift

Sorry, da werden wir nicht zu einem Konsens kommen!
Das Clown-Burst wird nur noch von der Fender Antigua und vom Yngwie Malmsteen Gammelweiß geschlagen. :LOL:
Aber ich könnte mich z.B. an einer transparent grünen Les Paul erfreuen, da würden dann andere wieder davonlaufen...
 
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Volle Zustimmung! Angenehm und relaxed geantwortet! :great:
Dass ich Dir nicht wirklich was Neues erzähle, ist mir durchaus bewusst. Da bist Du vom Durchsatz wahrscheinlich locker eine Zehnerpotenz über mir drüber.

Um der bis ins letzte Detail umgesetzte Authentizität gehts mir gar nicht. Wir sind ja hier nicht in einem Modellbauerforum.
Was hätte ich denn von 100%-ig korrekten Plastikteilen und der richtigen Nitro-Rezeptur?
Oder einem leicht versetztem Stoptail?

Ne, die von Gibson vorgenommenen, erwähnten Änderungen haben meiner Ansicht nach einfach der Gesamtkonstruktion nochmal gut getan, sie aber dadurch tatsächlich immer schlanker, offener und perkussiver gemacht. Und etwas weg vom smoothen runden Ton der 90er Konstruktionen.

Dass es noch welche gibt, die in sich komplett anders klingen, ist doch gut. Da hat ja jeder so seine eigenen Vorstellungen und zudem kann man dadurch auch mehr als eine kaufen und hat einen Rechtfertigungsgrund dafür! ;)



Sorry, da werden wir nicht zu einem Konsens kommen!
Das Clown-Burst wird nur noch von der Fender Antigua und vom Yngwie Malmsteen Gammelweiß geschlagen. :LOL:
Aber ich könnte mich z.B. an einer transparent grünen Les Paul erfreuen, da würden dann andere wieder davonlaufen...
Ja, ich ja gleichzeitig auch durchaus Fan der neuen Gibson-Produkte und finde es klasse, dass es sie es jetzt geschafft haben, endlich mal wieder in die Nähe der Vintage-Originale zu kommen. Und der Witz ist: Es gab auch bei mir eine Zeit, wo man mich mit "Clown-Burst" hätte jagen können - inzwischen, und das beeinhaltet wohl diese "Vintage-Verklärung", der sich möglicherweise kaum ein Gibson-Fan früher oder später verschließen kann, verschieben sich die Eindrücke. Man sieht die gewachsene Patina auch solcher Instrumente mit einem andern Auge. Der Antik-Faktor kommt mit ins Spiel und lässt eine solche Gitarre attraktiver erscheinen. Der Markt wird auch kleiner, die Gitarre mit zunehmender Zeit "besonderer"... Ein Besitzer kann sich hier als "individueller" darstellen als mit einer nagelneuen Gitarre aus dem Store... Und wenn dann die Gitarre auf ihre Art auch noch klanglich etwas Individuelles hat - dann entstehen eben auch die Preissteigerungen auf dem Markt... ganz normal.. da muss ich gar nicht groß "werbetexten" ;-) die Nachfrage entsteht von selbst. Freilich auf dem Markt der für solche Dinge empfänglichen Kundschaft - ähnlich wie bei einem schönen Oldtimer-Auto. Auch da gibt es natülich die Pragmatiker, die jederzeit einen praktischen neuen Toyota einem '76er BMW vorziehen.. :)
 
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Die 1980er Les Paul ist angekommen und ich bin sehr zufrieden.

Die Farbe ist sehr angenehm, ein schön gefadetes Burst, weit weg vom schrillen Clown Burst.
Im aktuellen Gibson-Marketing-Sprech hätte das sicher eine blumige Bezeichnung a la "Sunrise Tea Burst"

Ich bin ja grundsätzlich eher ein Fan von kräftigen flametops, aber dieses plain top gefällt mir gut.

83 Gibson Les Paul Standard 1980 32.jpg
 
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Ich bin eigentlich auch kein Fan von Cherry Sunburst, aber einer Plaintop in dieser Farbgebung kann ich doch einiges abgewinnen, so auch Deiner Neuanschaffung. Ging mir damals bei meiner Orville

Orville Les Paul Standard Sunburst 02_Body.jpg


ebenso. Vor allen Dinge, da der Mittenbericht dunkler als normalerweise gehalten wurde. Sie ist auch nur 11 Jahre jünger als Deine Gibson, @Gitarrensammler.

Gut eingekauft (y).
 
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Die 1980er Les Paul ist angekommen und ich bin sehr zufrieden.
Gratuliere. Die Maserung wäre nicht meins. Ist eher Gefühl und Theorie, aber diese "Astlochansätze" haben sich bei mir noch nie als "Bringer" beim Sound bewiesen. Nachvollziehbare Belege habe ich aber nicht.

Wenn sie Dir taugt, ist es die Hauptsache :great::prost::rock:
 

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