Hi,
wie siehts denn jetzt aus, hast du das Teil schon?
Ich persönlich finde den Preis ja eher grenzwertig, und ich sehe auch so recht keinen Grund, warum die Sandy besser klingen sollte als andere Bursts aus dem CS. Ist sie wirklich so viel "besser" als eine R8/9? Nein, sicher nicht - wie denn auch, denn es
ist ja eine R9, nur mit einigen besonderen Details wie Halsprofil und Optik.
Die Konstruktion und die Hardware ist aber nunmal immer die gleiche, und das Holz - das im CS ja eh selektiert ist - wird wohl nochmal speziell ausgewählt, aber offensichtlich nur nach Gewicht und Maserung. Dass es auch leichte LPs gibt, die nicht gut klingen, und schwerere, die wirklich toll sind, müssen wir hoffentlich nicht mehr diskutieren. Dazu kommt, dass es sich weder um Honduras Mahagoni noch um Rio-Palisander handelt. Was einen größeren Einfluss haben dürfte, sind wohl noch die speziell gewickelten PUs. Unter den CS LPs habe ich schon etliche richtig tolle in der Hand gehabt, aber auch solche, die ich nicht höher einschätzen würde als eine gute LP Standard. Umgekehrt habe ich schon mindestens zwei Classics und eine Standard 2008 in der Hand gehabt, die ich für meinen Geschmack absolut auf dem Niveau einer CS sehen würde.
Ich will allerdings nicht bestreiten, dass zumindest alle Voraussetzungen da sind, dass die Sandy-RI ein tolles Instrument ist und Dir dann auch den subjektiven Gegenwert bietet. Und ob das der Fall ist, kannst nur Du beurteilen - für das Geld kann man schon eine gewisse Glückseligkeit
verlangen und nicht nur ein "oh ja, ist ne gute Paula"... Zu dem Zweck würde ich auf jeden Fall dringend dazu raten, sie vor Ort mit "gewöhnlichen" (LOL) CS-Paulas zu vergleichen, vielleicht sogar mit einer PRS und Standard Gibsons, einfach um einen Maßstab zu haben. Du solltest vielleicht auch Deine eigene beste Gitarre mitnehmen, die Du wirklich kennst, um sie in der gleichen Umgebung zu spielen.
Wenn Du sie Dir leisten kannst, dann gehe ich mal davon aus, dass dazu auch kein riskanter finanzieller Drahtseilakt nötig ist. Ich wiederhole das Offensichtliche: selbst bei einem guten Werterhalt oder sogar einer gewissen Steigerung ist das kein Gegenstand, den man schnell wieder in Bares umsetzen kann, bzw. im Fall der Eile eben meist nur mit erheblichem Abschlag.
Vom zu erwartenden Potenzial her muss man aber sagen, dass die Sandy so ziemlich alles mitbringt, um wertmäßig nicht zu sehr abzusacken und vielleicht sogar zu gewinnen. Zunächst mal ist es kein Exot, sondern eine vom Originalhersteller gebaute Version der absoluten Gitarrenikone, eben der 59er Burst. Sie hat auch keine weniger beliebten Features wie ein Bigsby oder einen schlanken 60er Hals, die die Zielgruppe deutlich verkleinern würden. Gleichzeitig wird es in der Zukunft (die schon begonnen hat...) immer schwerer werden, die originalen Rohstoffe für eine Paula zu finden - auch das indische Rosewood wird knapper werden. Schon aus dem Grund wird sie einen gewissen Basiswert nie unterschreiten, sondern begehrenswert bleiben.
Die limitierte Auflage tut ein übriges, da sie in dem Fall offensichtlich nicht mit Hängen und Würgen erreicht wurde, sondern schon beim Neuverkauf die Nachfrage nicht einmal ganz abgedeckt hat, und sind die Teile erst mal aus den Läden raus, wird das Angebot recht schmal werden. Sandy ist dann auch noch eine der bekanntesten Bursts und wird von vielen als eine Verkörperung des Ideals einer Paula gesehen, da ist das Kultpotential natürlich groß.
Fazit: Eine Geldanlage im eigentlichen Sinne ist die Sandy wohl nicht, aber mMn auch keine Luftblase, die hinterher nicht mehr wert wäre als eine x-beliebige CS-Paula. Die Entwicklung in einem solchen nüchtern betrachtet eher irrationalen Markt kann aber nicht einmal ein echter Insider (der ich nicht bin) zuverlässig vorhersagen. Vielleicht wird das Teil wirklich mal zu den begehrtesten Stücken des Gitarrenmarktes gehören, so einen Hype kann man meist nicht erklären. Den Ausschlag geben sollte daher immer die Überlegung, ob die Gitarre Dir selbst das Geld wert ist.
Gruß, bagotrix