Nun spann uns doch nicht so auf die Folter! Das ist es was ich schon immer wissen wollte - was macht die früheren CS so beliebt? Bessere Hölzer? Was sonst?
Ich kann hier nur ausschließlich für mich selbst sprechen, da ist keine Allgemeingültigkeit abzulesen. Für mich persönlich waren sind die Historics der früheren Jahre etwas besonderes, weil sie im Gibson-Portfolio einen anderen Stellenwert hatten als die heutigen. Es war die "Top-of-the-line"-Serie und die Fertiungszahlen waren geringer als heute. Auch die Dreingaben zur Gitarre waren "liebenswerter". Man hat dem ganzen eine andere Bedeutung gegeben. Heute sind die Reissues nichts weiter als das Standard-Produkt des Custom Shops.
Ob es früher wirklich besseres Holz gab, kann ich nicht beurteilen. Vom Gewicht her gab es in jedem Jahr leichte (ca. 3,6 – 3,8 kg) und „normal schwere“ (3,9 – 4,1 kg).Was ich von der rein optischen Seite her sagen kann ist, dass die Maserungen der Mahagoniböden der letzten Jahre mir nicht wirklich zu sagen. Gleiches gilt auch für die Porenstruktur des Mahagonis. 2007 soll für viele Reissues echtes Honduras Mahagoni verwendet worden sein und in den letzten Jahren Fiji-Mahagoni bzw. eine dem Honduras-Mahagoni ähnlche Art. Was in den anderen Jahren alles verwendet worden ist kann ich nicht sagen, darum enthalte ich mich dem allgemeinen Tenor, dass frühere Hölzer besser waren. Der Logik her würde ich aber schon sagen, dass das hochwertige Holz einfach irgendwann nicht mehr in den Massen zur Verfügung steht. Ob der Zeitpunkt schon war, grade ist oder noch kommt, weiß ich nicht.
Was mich aber noch an den Historics der letzten 5 oder 6 Jahren stört sind vorallem die Griffbretter. Nur auf einer verschwindend geringen Anzahl an neueren Reissues sah ich halbwegs akzeptable Griffbretter. Die meisten sind ziemlich hell und die verwendete Palisanderart wirkt sehr trocken. Als Generalbeispiel kann ich mal meine Ex-CC8 anführen, welche für mich schon mit ansprechenste Reissue der letzten Jahre war, die ich so hatte und auch gesehen habe. Sie hatt ein recht ansehnlich dunkles Griffbrett, aber auch hier war das Holz sehr trocken. Das war einfach die Eigenschaft des Holzes und lag nicht an fehlenden Ölungen oder ähnliches. Bei der 2007er ist das anders. Dort ist das Griffbrett ebenfalls dunkel und zusätzlich mit ein paar leichten schokoladenbraunen Streifen durchzogen, aber die Palisanderart an sich wirkt schon viel angenehmer, "öliger", "feuchter", das direkte Licht wird reflektiert und es hat auch eine ganz andere Porenstruktur. Für mich deutlich hochwertiger. Ok, vielleicht ist das East-Indian nicht wirklich mit dem Madagaskar-Palisander der 2007er vergleichbar, da dies schon mehr Richtung Brazilian geht, aber es ist für mich einfach wertiger. Hier mal Vergleichsbilder:
Keine Lichtreflektion bei CC 8:
Lichtreflektion bei 2007 R9:
Meine 2010er R8 hat ein ähnlich trockenes Griffbrett wie die 2013er CC 8, aber dazu eben noch sehr, sehr hell. Für mich ein absolut grauenhaftes Griffbrett. Ich würds am liebsten runterreißen.
Neben den Griffbrettern hauen auch viele Decken der neueren mich persönlich nicht wirklich um. Einerseits wirken sie nicht vintage / authentisch genug, andererseits haben die Flametops nicht eine so ausgeprägte „Tiefe“. Beispiel mal wieder die CC 8.
Wenn man die in der Realität so sieht, dann bewegt sich die Flammung schon. Sie ist mal mehr mal weniger da. Aber es ist erstens nicht so ausgeprägt, zweitens ist die optische Tiefe in der Flammung bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei der 2007er R9.
CC 8
2007er R9
Das verwendete Ahron bei der R9 wirkt auf mich einfach hochwertiger, eleganter.
Die neueren müssen einfach eine andere Art von Ahorn haben, als es die früheren hatten. Besonders die 2001er und 2002er mit ihren Pinstripe-Decken fallen da völlig aus dem Rahmen. Es liegt ja auch an der Richtung wie das Holz gesägt wird, aber dennoch muss es da einen Unterschied in der Gattung geben.
Insgesamt kann ich sagen, dass die alten auf mich persönlich eine ganz andere Wirkung haben als die neuen. Oft erkenne ich nur an der Wirkung für mich und die Optik ob es sich um eine ältere oder neuere handelt. Besonders die Burst-Lackierungen bzw. der Farbverlauf von 1999 und 2000 war unfassbar.
Es gab natürlich auch bei den früheren Historics welche, die optisch nicht so der Hit waren, mit hellem Griffbrett, keiner außergewöhnlichen Decke usw, aber in der Masse gesehen fällt es bei den neueren sehr auf.
Was mir bei den neueren richtig gut gefällt sind die Pickups (Custombucker) und das Wiring. Letzteres hatten sie ja schon 2009 mit der 50th. Ann. Serie der 59er Les Paul auf 50s-wiring umgestellt. Klanglich sind einige der neueren recht überzeugend, aber vom Gesamtbild her, wegen der o.g. Eigenschaften nicht überzeugend für mich. Ich persönlich bevorzuge eine alte Reissue als Basis, dazu dann auf 50s-wiring und andere Pickups umrüsten.
Letztlich bin ich aber von diesem ganzen Les Paul-Wahn etwas weggekommen und habe mit diesem "auf jedes kleinste Detail achten" nicht mehr so viel zu tun. Ich habe nur noch 2 Les Pauls und das reicht. Mehr brauche ich und will ich nicht mehr.
Das nennst Du einen vernünftigen Preis? Die CS Gitarren sind m.E. auch nicht mehr als rational produzierte Massenware. Das heisst nicht, dass nicht auch qualitativ gut produziert wird.
Aber irgendwann wird es vom Preis unrealistisch.
Vielleicht hat die Preispolitik auch mit Gibson als "Lifestylemarke" zu tun?!
Ich mag es nicht über Preise zu sprechen, denn entweder man akzeptiert den Preis und kauft die Sache, oder man akzeptiert den Preis nicht und lässt es. Die Preise, die ich genannt hatte, halte ich insoweit für "vernünftig", da schon vor 10 Jahren die normalen VOS Reissues 6299 Euro gekostet haben. Damals fing ich an den Markt genau zu beobachten. GuitarPoint verkaufte damals noch als normaler Händler für Neuware und das war deren Preis. Auch Thomann, Musik Produktiv usw. hatten diese Preise, bis letztlich 2008 die Trennung vom Vertriebspartner "Musik und Technik" kam und die Preise in den Keller rauschten. Die Aged-Reissues kosteten bis 2008 sogar deutlich mehr als meine genannten 6999 Euro. Meine Preise sind für mich insoweit vernünftig, da Gibson damals noch alles soweit abverkaufen konnte. Die THs für 10.000 Euro gehen dafür sehr sehr schwer. Aus Gibson's Sicht sind sie daher vernünftig.
So rein aus meiner persönlichen Sicht und wenn man die Selbstkosten als Grundlage nimmt, sind natürlich auch 6000 - 7000 Euro zu viel bzw. man muss unfair sagen. Zu viel wäre es nur, wenn der Markt die Preise nicht zahlen würde, aber damals wurde es gezahlt und heute würde das für eine Reissue, die diese ganzen Specs der True Historics hätte, auch gezahlt werden.