dieser Zeit recht wenig Erfahrung im Bau von Solidbodies hatten. Folglich haben sie davon jetzt wesentlich mehr.
Meine persönliche Erkenntnis zu diesem Thema ….
- ja, ich habe mehrere gespielt und mich ausgiebig zu dem Thema mit Herstellern unterhalten (z.B. hier im Büro bei einem gewissen Paul Reed Smith, keine Ahnung was der sonst so treibt, aber zu dem Thema erschien er mir sehr kompetent
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… ist einfach die Tatsache, dass 58/59 noch nicht mit der Serientreue gebaut wurde wie heute. Früher waren alle Produktionsfaktoren etwas "weiter" (Holzauswahl, Zeit pro Gitarre, Halsprofile usw. …) gefasst, während man sich heute in deutlich kleinerem Rahmen bewegen muss und alle Prozesse deutlich besser beschrieben sind und eingehalten werden. Wir profitieren davon indem es weniger "Schrott" gibt, allerdings werden auch die positiven Ausrutscher etwas eingebremst.
Die von den neuen Besitzern (Gibson als auch Fender) eingeleiteten Maßnahmen den Gewinn zu maximieren waren zum Scheitern verurteilt, da auf der anderen Seite vergessen wurde durch perfektionieren der Produktion die Abläufe "günstiger" zu machen. Günstiger einkaufen, Holz kürzer lagern, Gitarre schneller und mit weniger Zeitaufwand bauen, war noch keine Kunstform (heute haben es viele Produzenten raus). Das Resultat kennen wir. Die Profis der Zeit fanden bei den großen Herstellern nicht mehr die Instrumente, die sie zu schätzen wussten. In der Folge orientierten sie sich in Richtung gebraucht Markt und erhoben damit die 58 / 59 / 60 ziger Generation zum Heiligen Gral.
Sagen wir mal es wurden 1959 ca. 2500 LesPaul gebaut, davon sind dann die "Über-dem Standard 10 %" gebaut worden, viele sind vergessen und ein paar wurden (durch Benutzung eines Promis) zur Ikone. Zwischen 250 richtig Guten und 2500 gebauten ist doch logischer Weise noch ausreichend Luft für durchschnittliche und gar schlechte Gitarren. Folglich ist auch nur logisch, dass man auch vermeintlich "schlechte 1959 ziger" findet und dabei ist der persönliche Geschmack noch gar nicht berücksichtigt.
Randall Smith von Mesa Boogie z.B. sagt: Point to Point verlötend könnte ich ca. 400 Verstärker im Jahr bauen und die wären bis auf Tagesform auch alle identisch. Sobald ich aber mehr bauen müsste und weitere Personen ebenfalls 400 Verstärker bauen würden -selbst nach identischen Vorgaben - wäre bei ihnen das Ergebnis - basierend auf mehr/wenig Lötzinn, heißer/kühler verarbeitet, mehr/weniger Kabelüberhang usw. - messbar unterschiedlich. Für sie ist die logische Konsequenz die Verwendung von PCB Boards und zu weiten Teilen des Lötroboters.
Übertragen auf Gibson bedeutet dies, das alleine durch die Bearbeitung von verschiedenen Personen Unterschiede auftreten werden - handbearbeitete Halsprofile geben noch heute Rätsel auf. Automatisierung ist der Gleichmacher und die Qualitätssicherung die heute zum Einsatz kommt. Von manchen Firmen wird es bis in die fünfte Nachkommastelle perfektioniert - FRAMUS ist so ein Fall
(falls ihr das Video nicht kennt - klick) - allerdings nehmen wir die oft nicht als Charakter wahr. Das Produkt ist zu uniform um uns auf unserer Suche nach Individualität die nötige Befriedigung zu geben. Individuell und Charakter ist jedoch etwas, was dir eine alte Gitarre im Überfluss geben kann, besonders wenn ihr auch noch in den kleinen Details - die vom Produktionsstandard abweichen - zueinander findet.
Berechtigung gibt es also für beides. "Neu und mittlerweile durch entsprechende Produktionsverfahren auch verlässlich gut" - sowie - "alt und schrullig mit Charakter auf den man persönlich voll abfährt."
Ob jetzt der Holy Grail den sich durch positive Streuung über das Produktionsziel hinaus ergebenden "Sonderfall" darstellt, oder von vornherein Produktionsziel war und sie es halt nicht bei mehr als 10 % hinbekommen haben, ist ein Thema über das man sich Abendfüllend und vortrefflich streiten kann …
Gruß
Martin