Hi,
ich vermute mal, dass 6L6 die Nighthawk meint, wobei die halt keine gewölbte Decke hatte. Außerdem war die PU-Bestückung natürlich sehr eigen. An eine "richtige" LP mit langer (aber nicht Bariton-) Mensur kann ich mich allerdings nicht erinnern. Witzigerweise gab es anscheinend umgekehrt mal eine Nighthawk mit kurzer LP-Mensur, nämlich die 2009 Limited Run, wenn man Gibsons Angaben glauben darf.
Wie dem auch sei: zwischenzeitlich habe ich die Longscale LP auch mal anspielen können. Fühlt sich schon etwas fremdartig an, muss ich sagen, auf jeden Fall gar nicht nach PRS. Die Mensur ist ja auch noch ein Stück länger, eben Fender-mäßig.
Der ganze Charakter der Gitarre ändert sich dadurch massiv, und irgendwie geht das Ding einfach los wie ein Dragster. Wer gemäßigt tiefer stimmt, braucht ja nicht gleich eine Bariton-Klampfe, aber schon ein simples Drop-D kann man hier natürlich auch ohne dickere Saiten prima umsetzen. Was vor allem auffällt, ist dass der Ton unheimlich schnell da ist und sehr stramm und konkret wirkt. Das weiche, singende ist hier nicht so präsent, und an einem Vibrolux hatte das Teil auch einen Mords-Twang für eine HB-Klampfe (was sicher auch dem Custombuckern geschuldet ist). Meine Assoziation war denn auch weniger New Metal als Van Halen - große Akkorde abseits simpler Powerchords kommen überlebensgroß, und ich wette, dass das Teil in einer Band selbst über einen kleinen Amp kaum untergehen kann.
Unterm Strich lagen für mich Sound und Spielgefühl näher an einer HH-Superstrat als an einer Les Paul, und dabei meine ich etwas in der Klasse Jackson Soloist Archtop ohne Tremolo. Subjektiv war das zu meinem Erstaunen nicht mal "irgendwo dazwischen" oder gar PRS-mäßig, sondern viel deutlicher auf der "anderen" Seite als erwartet. Was ich mir für diese LP gut vorstellen könnte, ist aber ein gemischter Satz Saiten, bei Normalstimmung (falls die außer mir altem Sack noch jemand spielt) zB .009-.046 oder 0.10-.052. Damit könnte man den Charakter der hohen Saiten sicher wieder etwas weicher gestalten, wenn einem das fehlt.
Was ich allerdings nicht so ganz verstehe, ist die Platzierung als Historic Reissue (von welcher Gitarre...?) bzw. überhaupt im CS-Programm. Für die "Jäger des verlorenen Tones" ist das ja eher nichts, während man im Standard-Programm sicher ein paar Edelmetaller angesprochen hätte. Auch eine Studio-Version mit heißen PUs und schwarzer Hardware hätte doch gut gepasst. So bleibt es ein Stück für Sammler mit Vollständigkeitsfieber und einige wenige Soundgourmets mit speziellem Geschmack.
Gruß, bagotrix