Hallo,
na, dann kann ich ja auch noch mal meinen Senf dazugeben - ich wollte mal eine Lanze für die Leute brechen, die bei Schul-VAs Verständnis für die Techs haben. So ging das damals bei meinem ersten größeren Einsatz: Kurze Vorgeschichte - ich bin Mitglied einer Singschule und singe dort seit 1991 in zwei Chören. Es gibt dort auch noch einen Kinderchor, der 2001 zum ersten Mal ein Musical aufführte. "Mein" Chorleiter hatte mich ca. 3 Monate vor der Premiere angesprochen, ob ich den technischen Bereich betreuen könnte. Ich habe mich gleich mit ihm zusammengesetzt und die notwendige Technik abgefragt sowie ein Textbuch verlangt. Für die Front und für das Licht konnten wir bei relativ kleinem Budget immerhin auf eine befreundete Verleihfirma zurückgreifen, da ich von vorneherein klargemacht hatte, daß ich über keine schulaulataugliche Beschallung und Beleuchtung verfügte. Die Vorstellungen des Chorleiters deckten sich gut mit meinen ("Entweder vernünftige, wenn auch kleine Technik oder wir brauchen das in der Form gar nicht durchzuziehen!").
Am Ende lief die Sache darauf hinaus, daß die Bühne mit 6 Mikros geflogen wurde, 2 Mics waren vorne an der Bühnenkante, weiterhin waren 4 Handfunken und 4 Headsets im Einsatz. Ach so, die kleine Begleitband nicht zu vergessen... das waren dann nochmal 8 Kanäle. Die Probenarbeit mit dem Kinderchor war sehr unproblematisch, wenngleich auch zeitaufwendig. Ich habe speziell die Solisten genau eingewiesen, wie sie ihre Handfunken zu halten haben, habe auf das unbedingt zu unterlassende Klopfen auf bzw. Reinpusten in die Mikros hingewiesen - und die haben sich tatsächlich dran gehalten! Mit der deutlichen Aussprache war es nicht immer ganz so schön, aber na ja...
Der Zeitaufwand für die Proben war für mich gigantisch, da ich in den drei Wochen vor der Premiere eigentlich täglich abends nach der Arbeit in diese Schule gefahren bin, um entweder an Proben teilzunehmen oder noch an der Mikrofonaufstellung zu basteln, wenn sich herausgestellt hatte, daß es Probleme gab. Für das Licht hatte ich mir einen Assistenten erbeten, da das dann doch zuviel geworden wäre (außerdem ist Lichttechnik nicht unbedingt mein Ding...): Live-Mix, Soundeffekte einspielen und per Funk in den Backstagebereich Anweisungen geben, welche Darsteller sich für die nächste Szene fertigzumachen haben. Der "Lichtmensch", seines Zeichens damals Mittelstufenschüler, hatte so viel Spaß an der Sache, daß er sich im Blitzverfahren durch die Bedienungsanleitung des Lichtpultes las und schon bald richtig tolle Lichtszenen selbst programmierte. Sein eigenes Textbuch war nachher unheimlich vollgeschrieben...
Wenn es bei den Proben irgendwelche Anregungen oder Fragen von meiner Seite gab - und da gab es immer mal wieder einige! - wurde sofort darauf eingegangen und das Problem gemeinsam gelöst. Ich hatte jederzeit das Recht, selbst die Probe zu unterbrechen, wenn es mir aus technischen Gründen notwendig schien (z. B. Mikrofon einen halben Meter vom Mund weggehalten, Darsteller stehen irgendwo rum, nur nicht im Licht usw....
).
Das Stück kannte ich zur Premiere übrigens komplett mit allen Texten auswendig... eine Folge der zahlreichen Proben. Da die Kommunikation Bühnenregie/Chorleiter/Technik aber hervorragend klappte, hatten wir alle viel Spaß dabei. Für die Premiere hatte ich mir eigens noch eine Checkliste gemacht und über Tage hinweg auch allerhand Pannen durchgespielt und einkalkuliert. So lief die Sache am Premierenabend nicht ganz streßfrei, aber problemlos durch - auch durch einen ausgefallenen Master-EQ, der leider keinen Hardwire-Bypass hatte, ließen sich die Darsteller nicht irre machen und sangen weiter, als wäre überhaupt nichts gewesen (nach einigen hektischen Sekunden meinerseits war die Anlage dann auch wieder am Start).
Die Vorstellungen waren ein rauschender Erfolg und ich habe mich sehr darüber gefreut, daß man auch an uns zwei auf der Empore dachte - wir wurden zum Schluß mit auf die Bühne gebeten (eher schon genötigt) und so ausführlich gewürdigt, daß es fast schon des Guten zuviel war (sogar einen eigenen "Vorhang" haben wir bekommen...).
Wenn's so läuft, macht es gleich nochmal so viel Spaß - und bisher habe ich eigentlich immer Glück gehabt.
Viele Grüße
Klaus