Hallo Uli,
sorry, im Vergleich zu den andern bin ich spät dran mit meiner Antwort... bei mir is privat und beruflich gerade ein bisschen Ausnahmezustand angesagt.
wer mit mir diskutieren will, muss sich auf Fakten einstellen, denn nur so macht Kritik auch Sinn.
Ja, du hast recht: Subjektive Meinungen sind keine gute Diskussionsgrundlage, erst recht nicht über Qualität. Ich kann leider keine Messdaten liefern, ich könnte sie teilweise wahrscheinlich nicht mal interpretieren
Ich schiebe beruflich Bits und Bytes hin und her; die elektrotechnischen Grundlagen darunter sind mir nur vage bekannt; das meiste in dem Bereich hab ich eher durch mein Interesse an und der Praxis in der Tontechnik gelernt.
Auch wenn ich dir recht gebe - ein klein wenig will ich dagegenhalten: Als Anwender ist für mich primär interessant, was ich an Ergebnis aus einem Gerät bekomme (richtige Bedienung mal vorausgesetzt) - und nicht was für Bauteile drin sind.
Trotz dem dass sie keine Grundlage für faktische Diskussionen ist und sein kann - ich will versuchen, dir besser verständlich zu machen, wie ich zu meiner Meinung komme. Denn ich hätte nicht gewagt solch deutliche Worte zu verwenden, wenn ich mir meiner Meinung nicht sicher wäre.
Mein Interesse an der Tontechnik begann vor ~10 Jahren, irgendwann als Teenager. Vor etwa 7 Jahren ging's dann wirklich los - erste kleine Jobs für Lau oder weniger als das Spritgeld, erstes eigenes Pult, Boxen und so fort. Ich kann mich im Vergleich mit anderen sicher nicht groß heraus tun - will ich auch nicht - aber in diesen 7 Jahren als Hobby-Techniker hab ich doch schon das eine oder andere "gesehen". Auf einem 8-Kanal-Pult eine komplette Hochzeit gemischt, auf einem Mackie 32/8-Bus eine kleines Musical. Vom Gig bei dem die Zahl der (nicht mit der Band verbandelten) Besucher ungefähr so hoch war wie die der Leute auf der Bühne bis zur Beschallung von etwa 2.500 Leuten.
Ungefähr das ist die Liga, in der ich momentan (als Techniker) mitmische. Das ist im Vergleich mit anderen nicht sonderlich viel - trotzdem denke ich, dass wer bereit ist vom Leben zu lernen (und zu den Menschen zähle ich mich) da doch einiges mitnehmen kann.
Ich kann keine Statistiken wie Carl vorweisen. Aber wie ich schon schrieb, gibt es da ein paar Produkte aus eurem Haus, die ich nicht einsetzen möchte. Ganz vermeiden lässt es sich nicht, aber nur durch den mehr oder weniger ständigen Kontakt mit den Geräten kann ich auch das, was ich behaupte, mit dieser Sicherheit von mir geben. Und am Ende des Tages sieht's eben so aus, dass ich zum Beispiel den analogen Mischpulten aus dem Weg gehe, wo nur möglich. Sie rauschen so sehr und die EQs verändern die Klangqualität in jedem Fall negativ, sodass ich sie für Veranstaltungen, mit denen mein Name in Verbindung gebracht wird, nicht nutzen möchte.
Anders sieht das aus bei der Unterstützung von Kirchen, kleinen Bands, Kindergärten, Sportvereinen, sonstigen armen Schluckern mit tollen Ideen, denen ich gerne mein KnowHow und teils tatkräftige Unterstützung zur Verfügung stelle. Wo das nötige Geld aus allen Ecken und Enden zusammengekratzt wird, wenn wirklich irgendwo investiert werden soll. Und "Hauptsache irgendwie ein bisschen laut" sowohl Minimal-Anspruch als auch Maximal-Budget darstellt.
Selbst da konnte ich die Behringer-Geräte, die auf meiner persönlichen roten Liste stehen, bislang nicht mit gutem Gewissen empfehlen. Einfach wegen dem Grund von vielen Defekten und Ausfällen. Da bin ich wirklich gespannt, wie sich eure verstärkten Qualitäts-Impulse der letzten Jahre in der breiten Praxis schlagen. Ich würde mich wirklich und ehrlich
freuen, in diesem Preis-Segment verlässlichere Produkte zu sehen.
Was übrigens die Defekt-Quoten und ähnliche angeht: Ich habe da in letzter Zeit schon verschiedene Zahlen über Behringer gehört, nicht alle so positiv waren wie die von Thomann. Allerdings weiß ich weder wie die gemessen und bewertet wurden, noch ob sie so ganz aktuell waren. Übermäßig veraltet waren sie aber auch nicht. Wie auch immer, so genau interessieren
mich die Zahlen gar nicht, sondern vielmehr die Tendenz. Und im Vergleich zu diesen Zahlen über Behringer von vor einigen Jahren - da fällt mir einfach die Kinnlade runter und ich muss sagen: Wow - meinen A L L E R G R Ö S S T E N Respekt für SO eine Leistung!!!
Wobei thematisch jetzt der Punkt kommt, an dem ich in Punkt Qualität anfange zu Unterscheiden. Zwischen der klanglichen Qualität die ich mit meinen Ohren beurteile, und der Qualität die in Dimensionen wie Langlebigkeit, Stabilität usw. betrachtet wird. Genau das kam mir in den Sinn, als es in der Vorbereitung von Jikos China-Besuch um eure Qualitätsoffensive ging.
Ich schrieb:
Für mich persönlich hat der Thread mal wieder die Neugier geweckt, ein paar 1:1 Vergleiche zu machen.
https://www.musiker-board.de/board-...-als-mb-botschafter-china-11.html#post5719999
Ein paar Tage später, Anfang Februar, hat sich tatsächlich die Möglichkeit ergeben, auf einen "kurzen" Abstecher in Treppendorf vorbeizuschauen. Auf technischer Seite standen dabei die Kleinstpulte ganz oben auf meiner Prio-Liste; zu viel mehr bin ich leider auch nicht gekommen (und der Rest war The Box Achat, also hier weniger interessant). Die mechanische Stabilität und Langlebigkeit der Pulte kann man an einem Nachmittag bei Thomann natürlich schlecht testen - mein Haupt-Augenmerk lag auf der Klangqualität. Ein Blindtest hätte mich gefreut, aber um den in fairer Weise umzusetzen (dazu später noch mehr) wäre einiges mehr an Aufwand gewesen, als ich den Thomann-Mitarbeitern ad hoc hätte zumuten wollen und hätte auch länger gedauert, als ich mir Zeit nehmen konnte.
Ein Glück haben sich zum Zeitpunkt meines Besuchs kaum andere Leute für Kleinstpulte interessiert, sodass ich mich ungestört austoben konnte. Der Testverlauf war wie folgt: Beim T. sind die Mischpulte auf einer Galerie aufgestellt. In regelmäßigen Abständen hängen ein Mikro und ein Kopfhörer, mit denen man herumprobieren kann. Wenn mich nicht alles täuscht - den Punkt hatte ich mir nicht notiert - waren das je ein t.bone MB 85 Beta und ein Superlux HD-660.
Außerdem hatte ich mein Notebook mit - ein Thinkpad T400, die interne Soundkarte reicht m.M.n. für solche Geschichten aus - mit ein paar
Einzelspuren in einer
DAW.
Testgeräte waren:
-
Soundcraft EPM 6
-
Yamaha MG 82 CX
-
Behringer Xenyx X1204 USB
-
Allen & Heath ZED-10FX
-
Mackie ProFX12
Klar, die lassen sich in ihren Features nicht wirklich vergleichen - manche haben Effekte, andere nicht - Semiparametrik in den Mitten oder nicht - Kanal-Anzahl etc. - aber ich gehe davon aus, dass in den Pulten jeweils die Technik verbaut ist, die auch drin wäre wenn man Geräte mit möglichst 1:1 vergleichbaren Features hinstellen würde.
Ich bin zuerst mit dem Mikro herumgegangen (der Kopfhörer war immer dabei), habe auf Unity Gain eingepegelt und versucht, mit möglichst gleichlauter Stimme und Mikro-Abstand ein paar Signale durch die Pulte zu schicken. (Alles auf Neutral-Stellung, nur PreAmp und KH-Amp offen.) Auch gab's je Pult einen Test des Gain-Reglers ohne angeschlossenes Mikro. Nicht wirklich professionell, ich weiß
Aber mir fiel nichts besseres ein, was ich mit den gegebenen Mitteln hätte anfangen können.
Augenmerk lag bei der Runde auf der Verstärker-Leistung (sagt man so?) der PreAmps, der Pegelfestigkeit bei zu lauten Signalen, auf dem Signal/Rausch-Abstand, dem Eigenrauschen des Pultes bei leerem Kanal (und wie weit man den Gain aufdrehen kann, bis der Punkt kommt an dem das Rauschen plötzlich sehr stark wird) und der Verstärker-Leistung des Kopfhörer-Verstärkers.
An der Spitze war hier für mich das A&H, sehr dicht gefolgt vom Soundcraft, sehr dicht gefolgt vom Yamaha. Letzteres hat bei der Pegelfestigkeit leicht geschwächelt. Deutlich weiter hinten lagen das Mackie und das Behringer; die beiden hab ich im Endeffekt nicht mehr 1:1 verglichen um hier eine Rangfolge zu definieren. Schwer enttäuscht war ich hier vom Mackie - auf die alte VLZ-Serien habe ich große Stücke gehalten; die haben
ganz stark nachgelassen. (Bei der Bewertung war und ist mir auch egal, was auf dem Preisschild steht.)
Bei der zweiten Runde hatte ich aus Zeitgründen (lieber weniger, dafür ordentlich) nur noch Behringer, Yamaha und Soundcraft im Vergleich. Per Notebook gab's dann Einzelsignale. Kickdrum, A-Gitarre und Gesang waren auf jeden Fall bei allen Test-Kandidaten dabei. Meine Aufmerksamkeit galt dabei v.a. den Equalizern. Meine Qualitäts-Reihenfolge der beteiligten Kandidaten war wie in der ersten Runde.
Für dich: Was mich konkret am Xenyx gestört hat: Die EQs heben und senken zwar die Frequenzen, die sie sollen - aber es klingt einfach nicht. Und zwar grundsätzlich - nicht erst in Extrem-Einstellungen. (Und letztere sind, wie ich auf
Seite 3 schon angedeutet habe, schneller erreicht als bei anderen Pulten - gilt imho generell für alle Behringer-Geräte.)
Letztendlich waren die Unterschiede von den Behringer- und Mackie-Geräten zu den andern so groß, dass ich von jedem der sich Tontechniker nennt erwarte, dass er die hört. Was jeder mit dieser Erkenntnis anfängt, ist natürlich jedem individuell überlassen.
Daher rührt auch mein Vorschlag mit der Pro-Serie. Ein ADA8000 ist für seinen Preis ein top Gerät, ein Xenyx-Pult ebenso. Aber
meinen Ansprüchen genügen sie nicht immer. Gäbe es die Geräte in "pro" in verbesserter Klangqualität, so stelle ich mir als naiver Kunde vor, dass Behringer die trotzdem günstiger als die Konkurrenz auf den Markt bringen könnte. Und ich bin kein Feind meines eigenen Geldes; wenn ein Gerät tut was ich davon erwarte, ist mir egal welche Farbe es hat und welches Logo drauf klebt.
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Auch sollten wir ueber Blind-Tests sprechen wenn es um Klang geht.
Noch mal ein paar Worte zum Thema Blindtest - so etwas würde ich LIEBEND gerne machen!!! - mit Wink zu Sven und anderen technisch interessierten Usern; vielleicht wäre im Juli mal Gelegenheit...? Für einen fairen Blindtest von Mischpulten fallen mir folgende Kriterien / Vorschläge zum Vorgehen ein:
- restliche Signalkette hochwertiger als zu testende Kandidaten
- Signal gleicher Lautstärke für alle Kandidaten - sollte via großem Interface kein Problem darstellen
- alle Pulte verstärken Input auf Unity Gain, Kanal- und Masterfader auf 0 dB
- Ausgänge aller Pulte führen in ein großes Pult, auf welchem die Eingangssignale im Pegel angepasst und zwischen den Testkandidaten umgeschaltet wird
- akkurates Einpegeln am großen Pult - man sagt, dass 0,5 ... 1 dB schon die subjektive Wahrnehmung beeinflussen. Hab ich keine Quelle dazu; man müsste jedenfalls die Pegelunterschiede im benötigten Rahmen halten.
- ruhige Umgebung, entspannte Atmosphäre (kein Zeitdruck)
- nicht "alle mal durchschalten", sondern "jeder gegen jeden"
- Vornehmen von vergleichbaren Einstellungen an den Testkandidaten
Das mal als Anreiz... könnte man für eine konkrete Umsetzung evtl. in einem eigenen Thread besprechen.
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Allgemein zur Music Group: Ich bin ein großer Fan des paperless office - finde ich toll, dass ihr versucht, das umzusetzen! Es gibt m.M.n. viele gute Gründe, die dafür sprechen.
Linux und Open bzw. Libre Office - da schlägt mein Informatiker-Herz höher
A propos Linux: Darf man da auch auf Linux-Treiber für das FireWire- oder USB-Interface des x32 hoffen? Mensch... wenn das möglich wäre... das wäre einfach der
HAMMER!! Ich glaube ich würde jetzt und sofort einen afrikanischen Regentanz aufführen!!
Wir expandieren uebrigens auch bei der MUSIC Group in Willich und suchen passionierte und faehige Soft- bzw. Hardware-Ingenieure.
Wie sieht's denn da aus mit (geografisch) verteilten Arbeitsplätzen? Habt ihr auf der Messe nächste Woche Leute dabei, mit denen man etwas über die Arbeitsgebiete der Software-Seite plaudern könnte?
MfG (und Danke für's lesen dieses doch etwas länger geratenen Beitrages!),
livebox