Hallo,
Man sieht ja mal hier mal da Gitarristen die einfach so los improvisieren. Sie wissen genau welche Seite sie in welchen Bund drücken müssen um einen Ton zu erzeugen der vorher in ihrem Kopf ist. Z.B. John frusciante. Ist man nach einiger Zeig einfach soweit das man sowas automatisch schon macht oder ist dafür ein "Absolutes Gehör" notwenig?
Danke
Ich bin mir sehr, sehr, sehr sicher, dass John Frusciante KEIN absolutes Gehör hat. Was er hingegen hat, ist ein 'geschultes' Gehör. Laut eigenen Angaben hat er schon mit 14 ganze Alben nach Gehör gelernt und natürlich wurde das über all die Jahre immer mehr und mehr. In irgendeinem Interview empfahl er auch, dass man auch schon als Anfänger möglichst viel nach Gehör spielt und Songs lernt, auch wenn diese Songs dann simpel sind und man steigert sich dann mit der Zeit.
Und diese Empfehlung wird dir auch jeder halbwegs gescheite Lehrer geben (Justin Sandercoe,
www.justinguitar.com , legt sehr viel Wert darauf und hat auch einiges dazu auf seiner Seite!).
Selbst wenn du Songs nur teilweise, oder von mir aus nur einzelne Licks/Riffs raushörst, ist das eine gute Übung. Und Theorie, zumindestens rudimentär, sollte man sich auch aneignen.
Aber ich glaube auch, dass die meisten Gitarristen das live (ja, auch John Frusciante, auch wenn er ein genialer Gitarrist ist) nicht 100% improvisieren. Meist legt man sich das vorher ein wenig zurecht denke ich, gerade wenn man vor sovielen Leuten spielt kann man sich nicht ein erlauben eine Improvisationen zu vergeigen. Man muss sich ja wenigstens auf eine Tonart einigen, die Peppers haben ja meist am Anfang oder am Ende eines Songs improvisiert und gejammt, sodass auch beides zusammengepasst hat.
Ansonsten muss man sich wenigstens auf die Tonart einigen, ich kann es mir auch bei den Allerbesten nicht vorstellen, dass die sich da alles mal eben so raushören, aus dem Kontext, und komplett FREI spielen.
Gerade im Blues ist das ja auch so, dass die Gitarristen sich die meisten Licks 'zusammenklauen' und dann in ihr eigenes Spiel einbinden. Selbst Clapton und Co. (eigene Angaben!). Je mehr Songs/Licks/Riffs du kannst, desto größer ist dein Repertoir.
Und nicht zu vergessen: das spielen und improvisieren selbst (in einer Band oder zu Backingtracks)!
PS: Und nein, gerade Frusciante denkt nicht viel darüber nach was er spielt, er spielt es mehr oder weniger aus dem Bauch heraus und lässt sich von der Musik treiben. Das heisst auch, dass es auch sehr davon abhängig ist, was die Band um ihn herum spielt.
Es geht nunmal auch nicht, dass jeder sein eigenes Ding macht. Es muss als Ganzes funktionieren, als Ensemble.
PPS: Um meine Aussage zu den Live-Improvs/Jams zu bekräftigen: Schau dir mal zum Beispiel die Live-Versionen von 'Throw Away Your Television' von den RHCP's an, der Jam am Ende (die allgemein als 'Don't you ever leave' bekannt ist), ist zum Großteil immer und immer wieder dasselbe, jedoch mit Veränderungen mal hier mal da. Ich gehe stark davon aus, dass sowas bei den Rehearsals vor der Tour oder vor den Shows ausgedacht wird und einstudiert.
Auch bei den Live-Solos vom Herrn Frusciante, die immer 'anders' sind, ist das Grundgerüst (minimum: Tonart) dasselbe.
Fakt ist, das sind auch nur Menschen und keine Götter. Jedoch erfordert die Fähigkeit so zu spielen immernoch verdammt viel Arbeit und ist nichts, was jeder einfach so machen kann. Viele würden auch sagen, dass da Talent dazu gehört, aber ich lasse es mal sein, denn vom Talentbegriff halte ich nicht sonderlich viel.