Improvisation als Konzept

  • Ersteller LostLover
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Ich möchte aber eins dazu noch betonen: genau diese theoretischen Überlegungen sollte man bei eigentlichen Improvisieren beiseite lassen können.

Und ich frage mich, ob Du das tatsächlich betonen musst. :D Irgendwie wird bei solchen Aussagen unterstellt, dass es leichter ist, zu denken und das Gedachte dann spielerisch umzusetzen - als ohne Denken zu spielen. Ist es nämlich nicht. Ganz im Gegenteil.

Ich schaffe es nicht, beim Improvisieren zu denken. Mein Kopf ist wie leer und wenn ich eine gedanklich neue Idee entwickeln wollte, bin ich so extrem langsam mit dem Denken, dass die Umsetzung der Gedanken viel zu langsam geht. Ich kann nicht denken und spielen gleichzeitig, ich bin nicht multitaskingfähig.

Für mich ist es ein Zeichen von echtem Können, und totaler Verinnerlichung des Wissens, wenn man beim Improvisieren spontan denken und diese Gedanken umsetzen kann. Volle Bewunderung, wenn das jemand kann!

Auf mich trifft die unerträgliche Langsamkeit des Seins zu. ;) Ich spiele aus dem Gefühl und versuche, durch regelmäßige Beschäftigung mit der Theorie dieses Wissen nach und nach zu verinnerlichen, dass es schließlich aus dem Gefühl kommt - ohne Denken. Weil Denken beim Spielen ist nicht meins: das überlass ich den Kühen, die haben den größeren Kopf! :D

In diesem Sinne volle Zustimmung: Keep Rockin'! :great:

Aber mir persöhnlich fehlt zu dem ganzen Thema auch noch ne Menge Theorie, weil das genau das ist was ich immer versuch zu vermeiden. Ich hasse das schon seit der Schule. Das ist mein größtes Problem...:bang:

Geht mir ganz genauso. Ich will spielen, spielen und nochmals spielen - und das nach Möglichkeit und so viel wie möglich gemeinsam mit anderen Musikern. Und nicht lernen - was die total negative Assoziation mit Theorie ist und darum viele abschreckt.

Allerdings hab ich ein riesiges Problem, wenn ich die Theorie übergeh: ich spiel falsch und weiß dann danach nicht, woran es liegt. Es ist mühsamer und schleppender Verbesserungsprozess, wenn ich nicht weiß, was falsch ist und wie es richtig geht. Da hilft mir die Theorie, schneller fehlerfrei zu werden.

Und außerdem: es ist keine Theorie, wenn man eine Tonleiter richtig spielen und gut einsetzen kann. Das ist Praxis!

... unter der Dusche ist es eher hinderlich, ... bis man da soweit ist, dass man was festhalten könnte, ist alles wieder vergessen....

Seit Mobiltelefone ein Mikro eingebaut haben, ist das Problem Geschichte! Das Handy ist immer mit dabei, und sogleich sind neue Ideen eingesungen.

Der Trick unter der Dusche nennt sich: mit Wiederholungen arbeiten … und zwar so lange, bis Du Deine Hände abgetrocknet hast und kein Wasser die Elektronik Deines Handys kurzschließt.

Den Trick mit der Wiederholung lässt sich auch im Songwriting exzessiv anwenden. Dort nennt man diesen Trick "Refrain"! :D :D Wer ihn gut anwendet bewirkt damit, dass sogar andere die eigenen Ideen nicht aus dem Kopf kriegen! :p

EDIT: Man steht dann mit seinen Fans quasi gemeinsam unter der Dusche ... leider in getrennten Badezimmern! :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich schnapp mir dazu immer ein paar passende Scals und Zupf solange darauf rum, bis mir die melodie gefällt.
Der Einstieg immer mit nem saftigen Bend von 2 Seiten, aber schön mit OD damit die anderen merken....Hopla jetz komm ich aber ;)
 
Ich kann eingetlich nur 3 Scales.
Wovon ich immer die Blues-Scale nehme.
Dann sowas wie ein Intro: Powerchords.
Nach einer kurzen Zeit, den Grundton der Power Chords, pinchen.
So als Vorbote, das man gleich cool wird.
Und dann, ab in den 15 Bund und da die Scale abspielen, mit allen bendings und Vibratos und kurz vorm Schluss, noch ein tapping hinlegen, dann mit dem Hebel da am Steg, etwas Hebeln und mit einem saftigen PowerChord enden.
 
Toller Thread, woooow!!!
Ein Vorschlag von mir:
Wenn man improvisiert, erst im stillen Kämmerchen, später beim Gig, auchmal von einem Stil in den anderen wechseln, mitten im Stück Rock->Blues->Latin->Rock
Aufschlussreich ist auch das Interview mit Al di Meola auf Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjlXCqPNXVc
 
Schöner Thread,aber ein Beispiel mit zb. 3 Akkorden,und ein minimalistisches Solo dazu,mit Erklärung wäre sehr hilfreich.
Ich übe viel Rhytmusgitarre,aber solo will einfach nicht klappen,und das liegt ebend am mangelnden verständnis wie ich kompakt und knapp einen Solorundlauf hinbekommen soll.
Oft sind ja auch die Solis nicht mit der Akkordleiter identisch,hören sich aber prima an.

Wenn ich wenigstens schonmal sicher die Start und endpunkte ermitteln könnte,...und wüsste wie ich wieder "zurück" komme :)

Gruss
Kurt
 
Nimm Dir mal vor, am Ende des Solos auf dem Grundton des Akkords zu landen.

Ausgangspunkt könnte auch der Grundton des jeweiligen Akkords sein - vielleicht schön gebendet.

Na ja - dann hast Du erst mal Ausgangston und Zielton. Und dazwischen liegt dann eine Strecke, die mit nem Solo/einer Improvisation zu füllen wäre. Anbieten tun sich erstens ein Durchgang durch die Akkorde (beispielsweise einer Strophe, einer Bridge, eines Refrains) oder eher Du nimmst sowas wie ein Blues- oder Rockschema - dann ist die Länge des Solos auch klar.

Du kannst auch erst mal mit kleineren Schritten anfangen: Nimm eine Akkordfolge, wo sich am Ende immer Möglichkeiten für ein Fill-In ergeben. Die läßt Du Dir im loop spielen - und schaust dann, dass Du diese Fill-Ins improvisatorisch angehst: also nicht immer das gleiche, sondern Variationen davon.

Wären halt ein paar Möglichkeiten, sich da langsam ranzurobben ...
 
Nimm Dir mal vor, am Ende des Solos auf dem Grundton des Akkords zu landen.

Ausgangspunkt könnte auch der Grundton des jeweiligen Akkords sein - vielleicht schön gebendet.

Na ja - dann hast Du erst mal Ausgangston und Zielton. Und dazwischen liegt dann eine Strecke, die mit nem Solo/einer Improvisation zu füllen wäre. Anbieten tun sich erstens ein Durchgang durch die Akkorde (beispielsweise einer Strophe, einer Bridge, eines Refrains) oder eher Du nimmst sowas wie ein Blues- oder Rockschema - dann ist die Länge des Solos auch klar.

Du kannst auch erst mal mit kleineren Schritten anfangen: Nimm eine Akkordfolge, wo sich am Ende immer Möglichkeiten für ein Fill-In ergeben. Die läßt Du Dir im loop spielen - und schaust dann, dass Du diese Fill-Ins improvisatorisch angehst: also nicht immer das gleiche, sondern Variationen davon.

Wären halt ein paar Möglichkeiten, sich da langsam ranzurobben ...

Erstmal danke für die Antwort.
Es ist schon ein sehr gute Idee Start und Ziel mit dem Grundton zu assoziieren.
Leider stehe ich immer noch neben dem Zug,anstatt drauf zu fahren.
Mir verschliesst sich immer noch die grundsätzliche Systematik des Solierens.

Vieleicht kann man mir ein Blues in A nennen,was auch ein kurzes einfaches Solo beinhaltet.
Ich glaube die Beispiele die ich zur Verfügung habe sind zu kompliziert,und ich bin dafür noch nicht bereit.

gruss
Kurt
 
Hervorragender Beitrag, habe ihn mit sehr viel Interesse gelesen und hoffe, dass ich ihn zu Herzen nehmen werde.

Besonders die Idee, mitten im Solo auf Off-Beat zu wechseln, finde ich mehr als nur spannend. Kann überhaupt nicht erwarten, wieder ans Griffbrett zu kommen, um das ausprobieren zu können.

Was die "Technik-Orgien" angeht: Mir persönlich ging das so, nachdem ich (mehr schlecht als recht) gelernt hatte, Pinch Harmonics zu spielen. Die nächsten 40.000 Impros von mir bestanden zu ca. 90% aus PHs und klangen dementsprechend bescheiden. :great:

Wie gesagt, Thumbs Up und unbedingt mehr von solchen Threads!
 
hey, sehr interessanter thread der mir wirklich aus dem Herzen spricht.

Ich habe jetzt zwar die vierte Seite übersprungen, was ich hier auch nur anführen möchte ist, dass ich diesen Improvisationsgedanken nicht nur auf den Gitarristen-Solo-Part im sonst strukturierten Song beschränken würde sondern auf das ganze Bandgeschehen...

Wir proben in der Konstellation: Bass/Gitarre,Gitarre/ Trompete,Drums, Experimentiervocals x2/x3 also 3 bis 4 Leute, die 4. Person nur Vocals seit rund einem Jahr improvisiert. Jede Probe ist eine Jamsession in der wir in rund 4h jedes Mal ne Menge neues Material aufgenommen haben...oft dümpeln wir um was herum, aber mindestens 1 Take von circa 20 bis 40 Minuten am Stück ist wirklich Zeug wo wir das Gefühl haben, damit könnte man auch mal auftreten, natürlich nicht vor Fans einer Top40 Coverband.
Meistens ist das auch der 1. Take, da ist so eine Energie drin, das fasziniert mich jedes mal.
Teilweise greifen wir Themen auf, die wir dann immer wieder abwandeln, das ganze hat immer eine Dynamik zu der jeder einzelne beiträgt - ich denke, wenn in einer Band, dieses Bewusstsein da ist, kann sich unheimlich viel ergeben. Wenn der Drummer oder Gitarrist oder wer auch immer, hatte schon öfters welche die dafür einfach nicht offen sind/ sein können, einfach da nicht mitgehen können kommt natürlich nicht viel bei rum - aber ich finde es für mich in der Entwicklung unglaublich bereichernd und ich denke auch für Bands die eher Standart Rock-Solo-Musik machen macht es durchaus mal Sinn sich abseits der Geleise zu begeben und versuchen ohne starres Konzept zu arbeiten um, wie auch hier desöfteren angesprochen, einfach zu was neuem zu kommen.

Was ihr hier am Charakter der Improvisations angesprochen habt, finde ich dahingehend interessant wie sich das Improvisationsmoment konstituiert - also ob es wirklich eine Geburt aus dem Moment ist oder das Repertoire was man so hat. Ich denke bei mir ist es beides, wenn ich Gitarre spiele orientiere ich mich meist an dem was ich sonst so für mich spiele, beim Bass fühle ich mich da wesentlich freier und achte da einfach auf das gesamte, ich denke so tun es auch die andern zwei, und versuche das ganze von unten rum zu tragen, aber altbewährtes ist auch immer gut um alles vielseitig und schön abzurunden und wer jetzt den Akzent setzt...das ist das spannende :)

Hach, die Musik :)
 
Gelungener Eintrag :great:
Nur mir ist das viel zu geordnet - Improvisationen müssen den Freiraum haben, den sie brauchen. Sonst wird das nichts. Meine Impros gehen mehr in Richtung Filmmusik, da fällt es - wenn man ausschließlich den Soundtrack hört - auf, dass dort immer wieder neue Ideen, Instrumente, Rhythmen oder Melodien einfließen. Das finde ich sehr schön und abwechslungsreich.
Ihr könnt ja mal in die kleine, leider qualitativ minderwertige und schon etwas ältere (daher bitte nicht den Maßstab daran festlegen!) Improvisation auf meiner Homepage reinhören und mir Tips und Anregungen geben.
 

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