Ich war gestern abend auch in der Probe. Mit meinem "digitalisierten" Koch Studiotone im Axe Standard. Die Stunde der Wahrheit gewissermaßen
War extra etwas früher da, um die presets über den DB M12-4 mit voller Lautstärke zu quälen. Hammer! Bässe absenken müssen? NO. Höhen zu fizzelig? NO. Irgendwelche Korrekutren machen müsen? NO. Klang: Noch nie hat mein DB M12-4 so nach Gitarrenbox geklungen wie gestern. Egal welche Pickup wahl an der Strat: Alles reagiert, wie ich es über ein Gitarrencabinet gewohnt war.
Ja Jörg, ich war einer von denen, die gesagt haben, dass der M12-4 "nur" ok sei. Seit gestern finde ich ihn sehr, seeeeehr ok (... wie umgehe ich, mich selber widerrufen zu müssen ... *g
). Dann kam der Gitarristenkollege. Hat seinen Koch Twintone mit der 2x12er Koch Box angeworfen. Nein, sooo weit war der Monitor im Klangempfinden von der Gitarrenbox nicht mehr weg ... Mein Grinsen wurde noch größer...
Dann die ganze Band mit In-Ear. 7 Nasen, zwei Gitarren, ein Keyboard. Da ists nicht immer leicht, sich durchzusetzen. Gestern war es ein Kinderspiel. was musste ich dafür am Axe ändern? NICHTS!
Seit gestern liebe ich mein Axe wieder, das mir soviel Magenschmerzen in den letzten 2 Jahren bereitet hatte. An dem ich immer rumschrauben musste. Dessen Amp Simulationen ich immer weniger vertraute - auch wegen dem ganzen Axe-II und Kemper threads (sovieeeel geiler...bla).
Nein, die Amp Simulation ist völlig problemlos. Es ist und war immer die Speaker Simulation. Deswegen ein Rat an alle Newbies im Axe FX Universum, die auf Ebay oder sonstwo zum Zuge kamen:
Wenn es an Durchsetzung fehlt. Wenn es Matsch und Bassprobleme über PA gibt. Wenn die Höhen schmerzen. Wenn das ganze Ding irgendwie nicht das macht, was ihr von euren Röhrenamps mit Gitarrenspeaker kennt:
Fangt nicht wild am amp Block an rumzuschrauben. Vergewaltigt nicht die EQ Regler des Amps, um primäre soundprobleme zu lösen. Die EQ Regler am Amp dienen dazu, die Gitarre an den Amp anzupassen. Mehr nicht.
Kümmert euch im die Impulse Response, die eure Gitarrenbox darstellt! Die macht den Ton! Zu 80%. Vergesst die Vorstellung, die Impulse Response euerer Traumbox, aufgenommen durch ein lineares Microphon müsste folgerichtig genauso klingen, wie eben diese Box in Real in euren Ohren. Das ist schlicht falsch. Der Mann am Mischpult, der alle EQ Regler des Kanalzugs, auf dem die mit Micro abgenommene Gitarrenbox hängt, einfach ignoriert, gibt es nicht. Der EQ hat die Aufgabe, den Klang einer Gitarrenbox aus 0 - 20cm Entfernung so zu entzerren, dass der Klang (besser: Frequenzspektrum) aus den Moitoren wieder dem entspricht, welchen Ihr kennt, wenn Ihr 2 Meter Entfernung und einen Meter über der Box eure Ohren habt.
Vergesst die Vorstellung, die Nutzung eines GEQ-Blocks, PEQ-Blocks oder die Global GEQs wären Klangpfuscherei, die notwendig ist, weil das Axe nicht hält, was es verspricht: Eine hochwertige, digitale Reproduktion von Röhrenamps (von den Effekten gar nicht gesprochen). Das Axe FX hält dieses Versprechen vielleicht nicht zu 100%, aber so sehr, dass der Unterschied nur noch in direkten A/B Vergleichen unter Testbedingungen merkbar (besser: spürbar) ist. Dies sage ich so definitiv, weil ich die letzten 7 Tage quasi nichts anderes gemacht habe.
Eine Gitarrenbox greift elemtar in die Klangformung ein. Sie ist alles andere als neutral. Sie wirkt wie ein Filter über das Frequenzspektrum, welches sie vom Amp zur weiterverarbeitung erhält.
Eine CAB IR im Axe macht genau dasselbe. Zu 100%. Sie klingt trotzdem anders, als diesselbe Box im Raum. Weil sie eben von einem Microphon abgenommen wurde, nicht von euren Ohren. Und an völlig anderer Position. Und weil sie wieder durch ein weiteres Abhörsystem erst hörbar wird. Diese drei Unterschiede im Klangverhalten müssen also korrigiert werden. Und genau dafür ist der EQ zuständig.
Die Nutzung eines EQ ist also kein Übel, was in Kauf zu nehmen ist, sondern eher ein unabdingbares tool, um die objektive Wirklichkeit wieder an die eigene Subjektivität anzupassen.
Wie und wo das EQing zum Einsatz kommt muss jeder für sich entscheiden. Die einen nutzen die Low- und Hi-Cuts im Amp Block. Die nächsten mischen verschiedene Microphonpositionen (Nearfield / Farfield). Andere nutzen einen parametrischen EQ. Andere bedienen sich eines grafischen EQs. Die durchgeknallten bearbeiten ihre Impulse Response selber mit einem EQ (zu denen gehöre ich mittlerweile).
Trotzdem ein Rat: Die Amps sind, wie gesagt, völlig in Ordnung. Ich würde also abraten, im Amp Block zu EQen. Vor allem deshalb, weil dieser Amp Block dann definitiv nicht mehr (gut) funktioniert, wenn ihr dochmal über eine echte Gitarrenbox spielen wollt. Ich würde dazu raten, da zu EQen, wo der EQ aus erklärten Gründen nicht nur richtig, sondern auch wichtig (um mal unseren Kanzler a.D. rethorisch zu bedienen) ist: Bei der Speakersimulation. Also direkt hinter dem CAB Block einen PEQ oder GEQ. Ich für meinen Teil integriere quasi diesen PEQ Block schon in die IR, indem ich sie nochmals aufnehme und erstelle. Ist natürlich mehr Arbeit. Spart mir dafür einen Block und Ordnung bei der preset/block Kopiererei
Im Endeffekt kommt es auf dasselbe raus.
Guten Sound kann man nicht kaufen. Nur das Equippment, welches diesen ermöglicht. Und selbst dann: Ein Dumble bringt mir schlicht gar nichts - dafür spiele ich zu schlecht ....
... Professionelles Equippment braucht auch das Wissen, um es nutzen zu können. Wer an seiner €3000,- High-End Spiegelreflexkamera plötzlich schmerzlich die Voreinstellungen für Sportfoto, Portrait und Nachtaufnahme vermisst, weil dieses Gerät davon ausgeht, dass man das Zusammenspiel aus Zeit und Blende beherrscht, wird mit der Einsteiger Kamera für ein zehntel des Preises bessere Ergebnisse erzielen.
Anyhow ... seit 2,5 Jahren habe ich die Blackbox. Seit 1,5 Jahren weiss ich ziemlich genau, wie sie funktioniert. Und seit 3 Tagen scheine ich sie langsam auch bedienen zu können