Wie findet ihr das fachliche Niveau von Gitarrenzeitschriften, sei es online oder print?
(...)
Sind wir fachlich zu verwöhnt hier im Board?
Oder schreiben die wirklich Murks?
Bin ich vlt gar der einzige der das so sieht?
Hier hatten wir das eigentlich nahezu deckungsgleich schon diskutiert, da stand statt der Fachlichkeit eher die Unabhängigkeit im Fokus und inwiefern beides zusammen, bzw. voneinander abhängt.
Meine Einschätzung dazu hat sich seitdem auch nicht verändert ... Ich suche - egal ob off- oder online - nach Informationen von Leuten, die im Hinblick auf einen bestimmten Sachverhalt mehr Ahnung/Erfahrung haben als ich.
Da sehe ich bei demjenigen, der sich als Redakteur "professionell" mit dem Ausprobieren und Beschreiben von Musik-Equipment auseinandersetzt einen klaren Kompetenzvorspung: Er musste - um überhaupt in die Position kommen - eine gewisse fachlich-musikalische Eignung nachweisen und hat in seiner Position nun Zugriff auf viel mehr Equipment und Vergleichsmöglichkeiten, als ich mir je werde leisten können.
Ein Fachverlag wird mich zu Recht nicht als Redakteur einstellen, nur weil ich im MB 1.000 Beiträge gepostet und dafür 30.000 Kekse bekommen habe - da würde ich schon ein bisschen mehr Kenne vorweisen müssen ... Einen YT-Channel starten kann dagegen erstmal jeder ...
... und da ist es ja auch nicht automatisch so, dass sich Qualität durchsetzt: Bei der Recherche staune ich doch manches Mal, wieviel nichts sagender, schlechter, inkompetenter Schrott da irgendwie in die oberen Suchergebnislisten hochgespült wird - während man auf erstaunlich gute, kompetente Sachen oft nur per Zufall stößt, weil sie die Klickzahlen warum auch immer nicht erreichen.
Hier funktioniert viel nach dem Prinzip:
"Leute, fresst Scheiße, Millionen Fliegen können nicht irren."
Den über unser Thema hier hinausgehende Trend in der Bewertung von Medien: "Offline-Medium/professionell/kommerziell/etabliert = subjektiv, manipulativ während Online-Medium/Blogger/Youtuber = objektiv, unabhängig und neutral" halte ich für sehr gefährlich... aber jetzt wird es schon wieder unerwünscht "gesellschaftsrelevant" (ja, wie - verdammt noch mal denn - auch nicht ...), deswegen Schluss an der Stelle. Bevor es wieder grün wird ;-)
Letztlich: Es gibt online fantastische "Umsonst"-Quellen, man muss da aber auch erstmal Spreu vom Weizen trennen (lernen) und sollte auch da die vermeintlich "Unabhängigkeit" diverser Etablierter durchaus mal kritisch hinterfragen.
Vor allem aber - auch das hatten wir schon ausführlich diskutiert: Kein Test kann in jeder Hinsicht objektiv sein und meine ureigenen Sinneswahrnehmungen beim eigenen Anspielen eines Instruments/Gerät ersetzen. Der Schluss
"Hat mir nicht gefallen/klingt ganz anders als im Test beschrieben - also hat der Typ da Müll geschrieben/wurde bestochen" ist vor dem Hintergrund eigener Frustration ein naheliegender Reflex, trifft aber eben so nicht automatisch zu ...