Zusammengefasst, ich sehe bei allen Gitarrenmedien kein großes fachliches Niveau im Sinne eines technisch wissenschaftlichen Anspruchs.
Da stimmen ich Dir zu - aber ich wüsste auch nicht, wie es anders sein sollte. Wenn man die Leistungsfähigkeit von PCs vergleichen will - da gibt es standardisierte Methoden, die z.B. Prozessorleistung mess- und somit vergleichbar macht ...
... aber lässt sich das auf den "Klang" von Musikequipment übertragen? Es lässt sich meiner Meinung nach nicht anhand von Messwerten prognostizieren, was beim Ohr des Hörers ankommt - bzw. wie die Hörinformation von dessen Gehirn verarbeitet und interpretiert wird ...
Es wäre doch richtig interessant zu wissen, welche Lautstärke ein Verstärker mit Box unverzerrt und maximal erzeugen kann. Und da will ich nicht nur eine subjektive Aussage lesen, sondern schlicht Messwerte.
Was würde das nützen? Die Messung würde sinnigerweise in irgendeinem optimierten, "neutralen", optimal bedämpften Raum stattfinden - aber ist das auf jeden unserer akustisch total unterschiedlichen Proberäume übertragen? Da wären möglicherweise für die empfundene (!) Lautstärke viel entscheidender, welche Frequenzbereiche der Amp betont - und das auch wieder in Abhängigkeit davon, was der Raum schluckt ...
Insofern: Versuch macht kluch. Testergebnisse nützen mir gar nichts, wenn ich den Testaufbau nicht bzgl. aller Aspekte exakt reproduzieren kann.
Damit sind sie für mich reine Unterhaltungsmedien mit Information über Neuigkeiten.
Da sind wir uns einig. Unzufrieden kann nur der sein, der mehr erwartet - was ein kaum zu erfüllender Anspruch ist.
Na, klar: Ich würde auch gerne mal eine klare Ansage lesen wie:
"Von den letzten zehn Starts, die mir zum test geschickt wurde, ist das die schlechteste, weil (und dann folgt eine fundierte Begründung ..."
Aber was wäre dieses Urteil wert? Wäre es objektiv? Übertragbar? Ein Redakteurskollege nimmt dieselbe Klampfe in die Hand und meint anschließend vielleicht: "Geiles Teil, die beste Strat seit langem!" Und jetzt?
Ich meine, kennen wir das nicht alle? Eine Kollege ist mega-begeistert von seinem Neuerwerb, man selbst spielt drauf und gibt sie mit einem diplomatischen "Glückwunsch, guter Kauf!" an den stolzen Kumpel zurück, denke aber "Keine Ahnung, was der an dem Teil findet." Und umgekehrt ;-)
Kein noch so technisch fundierter Test kann unfehlbar vorhersagen, wie ein Gerät in meiner Kette klingen wird. Dieses Urteil kann ich mir nur selbst bilden.
In dem Kontext, gerade (auf dem Klo, mach das mal mit 'nem Tablet ...) in einer G&B 9/2014 gelesen, "Test" des Servus Yodelmaster Delay, der Autor schreibt:
"Mehr noch als bei Verzerrern oder etwa Modulationseffekten entscheidet das subjektiv gefühlte Erleben des Delay-Effektes, ob es bleiben darf oder gehen muss. Und da reicht oft schon der erste Ton aus der Blechkiste. Kein Wunder, dass man bei solch einem subjektiven Entscheidungskriterium keinem Rat, keinem Test und keiner Empfehlung Folge leisten kann und schlichtweg alles selbst ausprobieren muss."
That's ist. "Mehr" nimmt der Autor nicht für sich in Anspruch. Dennoch erklärt er anschließend technische Hintergründe zu Eimerketten-Schaltungen, benennt Chip-Typen, nennt Beispiele, welche Delay-Pedale ihm sonst gefallen und erklärt, für welche Zielgruppe dieses Gerät in Frage kommen könnte. Ich finde das journalistisch-fachlich sauber aufbereitet.
Für mich ein typischer G&B-Artikel, der mich jetzt möglicherweise animiert, das Teil mal anzuchecken, um mir selbst ein Urteil bilden. Mehr will so ein Test (in deren eigenen Anspruch!) nicht leisten, mehr kann ein solcher Artikel auch nicht leisten.