Dass USF von anderen Ländern verfolgt wurde, ist relativ unwahrscheinlich. Mir geht es um die Zielsetzung der Show. Lena stach heraus durch ihre ungewöhnliche Songauswahl und die in vielen Musikrichtungen leider selten gewordene Tendenz, mit (gemachtem) britischem Akzent zu singen. Dieses Herausstechen und Auffallen ist imho (basierend auf Verfolgung der letzten 10 Jahre, also von Lordi 2006 an) eins der wichtigsten Merkmale, die ein ESC-Kandidat oder -Beitrag mitbringen muss, um unter bis zu 27 Teilnehmern dem Zuschauer im Gedächtnis zu bleiben.
Wenn man diesen Gesichtspunkt im Hinterkopf hat, setzt man andere Schwerpunkte. Natürlich haben sowohl bei The Voice als auch bei USF die Zuschauer abgestimmt, aber die Jury hat darauf ja einen Einfluss. Ihre Kommentare können die Zuschauer in verschiedene Richtungen lenken. Raab hat bei seinen Bewertungen wie gesagt oft das ganze direkt in Verbindung gesetzt zur großen ESC-Bühne, wo es wild und bunt zugeht und knallende Effektfeuerwerke abgezogen werden - Auffallen ist wieder das Stichwort
. Der Wettbewerbsgedanke endet nicht mit Abschluss einer USF-Show, er fängt da erst an.
Bei The Voice hingegen ist der Wettbewerb nach Gewinnen der Show vorbei, und derjenige kann dann hoffentlich eine Karriere daran anschließen. Jamie hat selbst in ihrem Vorstellungsvideo gesagt, dass sie Zweifel hatte, sich nach The Voice gleich noch einmal in eine Wettbewerbssituation zu begeben. Wenn man das tut, müssten eben der Fairness halber auch alle Zähler wieder auf 0 gehen, wie es im Finale des Vorentscheids so schön hieß. Das geht aber natürlich nicht, weil man vorherige Medienpräsenz nicht wieder wegnehmen kann.
Deshalb zu dem Stichwort
Bei "The Voice" fischen sie auf jeden Fall Leute raus, die was können und die nicht nach ein paar Monaten wieder vergessen sind
frage ich nochmal: Wenn Kümmert dieses Jahr statt letztem Jahr angetreten wäre, glaubt ihr, er hätte immer noch so gut abgeschnitten?
Gerade bei The Voice ist das "Vergessen" ja im Grunde einprogrammiert, weil "The Voice of Germany" ein Titel ist, der jedes Jahr neu verliehen wird, also den vorherigen Besitzer dieses Titels gewissermaßen "überschreibt". Das ist dasselbe Problem wie beim "Superstar" oder "Topmodel", auch wenn ich von The Voice als Format da immer noch deutlich mehr halte
.
Ich bin weder ein Fan von Jamies stimme noch vom Song. Ich bin lediglich der Ansicht, dass das Gesamtpaket ESC-kompatibel ist und gute Chancen auf eine bessere Platzierung hat als die Teilnehmer der letzten Jahre.
Danke für die Klarstellung!
Jetzt muss ich natürlich nachbohren: Wenn du selbst weder Stimme noch Song magst, basiert deine Einschätzung auf ihr besseres Abschneiden dann a) auf der Stärke des diesjährigen Beitrags oder b) auf der Schwäche der Beiträge der letzten Jahre?
Von dem Support, den Jamie hat - den Rückenwind von The Voice plus die Produzenten etc. - traue ich ihr auch mehr zu als den Wild Card-Beiträgen von 2014-15. Aber die Beobachtung, dass vergangene Beiträge schlechter abgeschnitten haben, macht den jetzigen noch nicht stärker.
Wie gesagt, Deine Behauptung, ihr Erfolg beim Publikum basiere auf Sympathiewerten, ist haltlos, da sie bei TVOG zunächst einmal mit ihrer Bühnenperformance punktete.
@Foxx: Da hast du mich falsch verstanden
. Ich habe gesagt, das
Abschneiden beim ESC lässt sich letztendlich fast immer zurückführen auf die Frage, wer die meiste Sympathie erhalten hat. Wie man an diese gelangt setzt sich aber zusammen aus Stimme, Performance, dem Song selber und dann eben noch Dingen wie Ausstrahlung.
Für the Voice mögen ähnliche Kriterien gelten, aber die Gewichtung ist anders
. Ein einzelner Song ist da womöglich weniger relevant als dessen Interpretation.
Obwohl ich persönlich auch beim ESC mittlerweile das Gefühl habe, dass die Person größeren Einfluss hat als der Song selbst, ist letzterer nicht zu vernachlässigen. Das sieht man immer wieder daran, wenn "Wiederholungstäter" beim ESC auftreten - wird dieses Jahr interessant zu verfolgen, da haben wir nämlich eine ganze Menge davon: Greta Salome (Island 2012), Kaliopi (Mazedonien 2012) und Poli Genova (Bulgarien 2011). Die haben damals allesamt nicht so stark abgeschnitten, könnten sich dieses Mal also verbessern.
Wenn hingegen Kandidaten mit besseren Ergebnissen nochmal antreten, schneiden sie oft schlechter ab als beim ersten Mal (Paual Seling & Ovi, Elitsa Todorova & Stoyan Yankulov, Niamh Kavanagh, Charlotte Perelli...),
obwohl ja Leute mit einer guten Bühnenpräsenz eigentlich beide Male von dieser profitieren müssten. Wenn der zweite Song schwächer ist als der erste, geht's ruck-zuck nach unten.
Und das kann man dann natürlich auch wieder auf neue Teilnehmer übertragen: Die Performance kann noch so toll sein, wenn der Song selbst nicht genug Leute mitreißt, landet man bestenfalls im Mittelfeld.
Ich warte wie gesagt noch darauf, dass ein
Fan des Songs "Ghost" mir erklärt, was ihn / sie an diesem Lied so "flasht" .