Blattspielen kann man sehr gut zu Hause machen. So viel unterrichten kann man da gar nicht, glaube ich. Zumindest hatte ich in meinem Blattspiel-Unterricht im Studium nicht das Gefühl, viel zu lernen.
Allerdings habe ich viel fürs Blattspiel durch Korrepetition gelernt - nämlich wie man zB Klavierauszüge vereinfachen muss, um sie spielen zu können (viele sind so wie sie stehen unspielbar) - und durch Harmonielehre, weil man dadurch schnell Akkorde Tonarten, Tonleitern erkennt und dann eben auch ad hoc vereinfachen / weglassen kann.
Wenn ich was vom Blatt spiele, ist das meistens Begleitung von Sänger oder Instrument, und dann spiele ich vielleicht die Hälfte von dem, was da steht.
Wenn man "klassisch" vom Blatt spielt, also alles was da steht, ist es viel Routine. Das kann man nur üben. Macht aber auch Spaß, sich mal quer durch interessante Literatur zu spielen. Zum Beispiel Weihnachtsoratorium, je nach Level spielt man halt die Rezitative, die choräle, mal den Anfang einer Arie, wenns zu schwer ist nur Bass und Gesang ... oder gar die Generalbass-Begleitung (die steht in vielen Partituren drin). Da kann der Lehrer Anregungen geben, aber das muss man dann einfach machen.
bei diesem "intuitiven" Spielen, finde ich. Wie lernt man das? Man kann nur intuitiv spielen, wenn man sich auf dem Klavier auskennt, wenn man das, was man spielen will, quasi "im Gefühl" hat. Und wie kriegt man das ins Gefühl?
Schöner Vergleich ist Autofahren. Am Anfang ist man total mit den ganzen Einzelheiten beschäftigt und ist froh, wenn man heil ankommt.
Irgendwann nach vielen Fahrten automatisiert sich alles und du kannst nebenbei alles mögliche denken.
Genauso läuft es auf dem Instrument. Um einen Ton / Akkord vorauszuhören, brauchst Du musikalische Erfahrung (du musst das Intervall / den Klang des Akkords gut kennen), und um intuitiv zu wissen, wo er auf dem Instrument ist, musst du ihn in allen möglichen Varianten und Kontexten x mal gespielt haben.
Dazu kommt, dass zumindest ich nicht immer den Ton erwische, den ich voraushöre - aber ungefähr, und dann habe ich gelernt, zu reagieren, aus dem "Fehler" etwas zu machen. In 99% der Fälle weiß ja keiner, was ich spielen wollte; und wie man aus einem "falschen", dh. dissonanten Ton einen Vorhalt oder eine Umspielung macht, das ist wiederum Erfahrung.
Zumindest bilde ich mir ein, dass ich das meistens hinkriege
Bei mir gibt es schon Momente, wo ich wirklich das Gefühl habe, "intuitiv", also völlig ohne Überlegen spielen zu können. Das sind dann Stücke, die ich wahscheinlich schon 100 mal oder so gespielt habe, dh. ich muss nicht überlegen, welche Harmonie als nächstes kommt oder welchen Fingersatz ich nehmen muss, und wo auch der "Flow" mit den Mitmusikern passt, man mit dem Klang des Instruments, der Atmosphäre, dem Publikum usw. entspannt und zufrieden ist.