Auf dem normalen oldschool vintage analog Flohmarkt um die Ecke ist ein Preiseinstieg bei <50% des angegeben VK durchaus normal. Da regt sich auch niemand drüber auf, sondern man geht darauf ein und feilscht eben.
Das Problem wird wahrscheinlich auch sein, dass wir hier einen Teil unseres Hobbys verkaufen, da ist man an dem Einzelstück deutlich emotionaler gebunden, als bei dem alten Porzellan-Service der Stiefmutter, das sowieso nie benutzt wurde.
Hallo,
das ist sicher auch so eine Sache.
Die emotionale Bindung an die gute alte Gitarre, von der man sich nur sehr schweren Herzens trennen mag.
Also eigentlich gar nicht trennen mag, aber der Über-Bestand an eigenen Instrumenten "zwingt" dazu.
Und dann glaubt man als Verkäufer, sowas sei noch irgendwas wert, jedenfalls eine größere Summe.
Aus Sicht des Käufers hingegen hat man die Wahl, so eine oder eine ähnliche Gitarre mit Garantie und kulanter Geld-Zurück-Regelung von den großen Versandhändlern praktisch ohne jedes Risiko (Versand geht zum Risiko des Händlers, bei Nichtgefallen nach etwas drauf Rumklimmpern kann man die Gitarre auch problemlos innert 30 Tagen zurückgeben, etc.) zum Neupreis zu erwerben.
Oder eben mit allem Risiko (siehe entsprechende Threads hier) der falschen oder fehlerhaften Beschreibung; des Versandrisikos; des Risikos verborgener Defekte, etc... über Privat zu kaufen.
Kauft man per Kleinanzeigen lokal vor Ort, so kann man gewissen Risiken (Versandschaden) ausschliessen, nicht aber das Risiko verborgener Defekte und keine Gewährleistung.
Und zum anderen will man als Käufer gebrauchter Gegenstände auch nicht den Neupreis zahlen, wegen Gebrauchsspuren oder eben dieser Risiken.
Je nachdem, welche Risiken der Käufer eingeht (Versandrisiko, falsche Beschreibung, verborgene Mängel, ...) oder welchen Zeit- und Geldaufwand der Käufer für eine persönliche Abholung eingehen muss, ist es für den Käufer nur vernünftig, max. 1/3 bis 1/2 des Neupreises vergleichbarer oder ähnlicher Artikel zu bieten. Oder eben, wenn er statt einer Markengitarre eben auch eine gute "Kopie" in seinem Suchschema hat, auch nur noch weniger für eine Markengitarre.
Von daher sind solche Anfragen durchaus OK. Der Verkäufer hat dann die Gelegenheit, sein Angebot anzupassen, zu feilschen und zu handeln, oder es rundheraus abzulehnen. Oder auch solche Anfragen einfach zu ignorieren.
Sich als Verkäufer über zu geringe Gebote aufzuregen, ist unsinnieg: Denn das sind wohl die Marktpreise, die vom Markt geboten werden, stellen also den realistischen Marktpreis dar, und als Verkäufer kann man ja zum höchsten gebotenen Preis verkaufen; oder einfach auf bessere Gebote hin abwarten.
Umgekehrt ist es auch als Käufer unsinnig, sich über vermeintlich zu hohe Angebotspreise aufzuregen: Man kann ja weniger anbieten und schauen, wie und ob der Verkäufer darauf eingeht.
Die Aufregung und "Wut" kommt eher daher, dass man mit dem Kopf durch die Wand will:
Der Käufer regt sich auf, weil er eine praktisch fabrikneue Gitarre für 1/3 Neutpreis haben möchte, wo vieleicht der Marktpreis bei eher 1/2 bis 3/4 Neupreis liegt. Und der Verkäufer deswegen auf solche Angebote abwarten kann. Und sich deswegen auch gar nicht auf handeln und feilschen einlässt. (Oder einfach auf seinem Traumtänzer-Mondpreis besteht.)
Der Verkäufer regt sich auf, weil sein Traumtänzer-"Festpreis" deutlich über dem Marktpreis liegt, und er über die Angebote, die er real bekommt, über den relativ geringen reelen Marktwert seines Schätzchens aufgeklärt wird. Da kann er sich entweder auf handeln und feilschen einlassen, oder auf bessere Angebote (bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag) abwarten. Zu glauben, wenn man als VB-Preis z.B. 500€ angibt, dass es dann für mindestens 400€ weggeht, ist reines Wunschdenken.
Gruß