Moin!
Nun ja, richtungsgebundene Kabel... ich kann nicht sagen, ob es Effekte gibt, die mit richtungsgebundenen Kabeln zu tun haben oder nicht. Jeder Elektroniker wird mir sagen, dass die gängige Theorie bzw. das elektrotechnische Erklärungsmodell so etwas nicht vorgesehen hat und mit dem Brustton der Überzeugung es absolut ablehnen.
Nun ist es aber so, dass ich auch Leute fragen kann, die in der HF-Technologie in der industriellen Entwicklung und Forschung ihr Geld verdienen, und nachdem sie so etwas grundsätzlich nicht ausschließen können, dass z.B. Magnetisierungen in einem von starken Magnetfeldern durchsetzten Milieu durchaus auf die Signalleitung wirken könn(t)en, bin ich zumindest vorsichtig. Eventuell ist es nicht egal, ob man eine Seite des Kabels stets in der Nähe von fetten Lautsprechermagneten platziert oder nicht. Was zumindest richtig ist, ist, dass niemand bisher ein deterministisches Erklärungsmodell gefunden hat.
Oder anders gesagt: Ich bin Voodoo-Agnostiker. Ich schließe die Existenz eines Gitarrenvoodoo-Gottes nicht grundsätzlich aus, nur weil mir der Beweis fehlt.
Was Kabel angeht, ich habe in den letzten Monaten sehr stark investiert, mein Hauptkabel kostet lockere 250€ für 6m, ist damit erheblich teurer als meine vovox sonorus und vovox Link protect. Das sonorus passt nicht ganz so gut zu meiner Strat, es lässt zu viele Höhen durch und wirkt damit etwas steril. Zudem neigt mein Setup mit Single Coils bzw. HS-3 sehr zur Mikrofonie. Bei der Lautstärke, die wir in meiner Band fahren, zwar kein Wunder, aber mit dem Analysis Plus Kabel habe ich die Probleme nicht.
Letztes Wochenende gab ich mein Analysis Plus Yellow nach einer Session einem Freund zum Testen. Und er war ziemlich baff, um es mal so auszudrücken. Der Typ ist übrigens Gitarrist bei einer Band, die im vorletzten Jahr beim Jazzfestival Montreux gespielt hat, zudem wegen seines kleinen Studios durchaus audiophil.
Was PTP-Amps angeht, das Problem sind wohl nicht die Platinen, sondern vielmehr ICs im Signalweg. Viele Amp-Hersteller sind wegen des Preisdrucks, wo auch immer der herkommt, dazu übergegangen, ihre Fertigungsmethoden zu optimieren, leider wohl zu Lasten der Qualität ihrer Amps. Gestern war ich bei Dirk Baldringer, in seinen heiligen Hallen, und spielte dort über seinen Plexi, ich weiß aber nicht, welcher Jahrgang. Also, der Sound war zum Niederknien geil. Die Gitarre war übrigens eine Realguitars Strat mit handgewickelten Kloppmännern. Die hatten allerdings ein Mikrofonie-Problem, der gute Kloppmann scheint seine Pickups nicht besonders gut zu wachsen.
Ich selbst bevorzuge übrigens bei Strat Single Coils die billigsten Fender, die 54er Custom für 99€ das Set. Die haben relativ wenig Output, sind aber für mich genau richtig (in meinem Thammarat-Video s. Signatur spiele ich meine American Standard, die hat genau diese Pickups verbaut). Der Charakter dieser Pickups ist ausgewogen/mild, der Höhenbereich sehr angenehm.
Dann nochmal zu Kabeln, ich besitze ein Klotz La Grange. Das habe ich lange gespielt, bestimmt drei Jahre. Und da war immer etwas in den Präsenzen, das ich nicht mochte. Es war etwas Harsches im Sound, das wohl grundsätzlich nur auffällt, wenn man sich damit beschäftigt und sein Gehör bewusst oder unbewusst dafür sensibilisiert. Jedenfalls scheint das LaGrange, oder zumindest meines, mit den Höhen nicht adäquat umzugehen.
Gerade die erste Strecke zum Amp ist sehr empfindlich, und möglicherweise kann man viel Geld sparen, wenn man statt in ewig neue Gitarren, Amps, Effekte Pickups einfach mal in gute Kabel investiert.
Wer nie einen Kabelvergleich gemacht hat, sollte das mal tun. In Pro-Studios jedenfalls ist eine Investition in gute Kabel gang und gäbe.
Zum Cryo-Tuning, oder auch zum Einschwingen: Ich kann mir da kein Urteil erlauben. Einfach, weil ich noch nie ein Instrument in der Hand hatte, das mir einen Vorher-Nachher-Vergleich erlauben würde. Ich müsste meine eigenes Instrument hergeben, am besten das, was ich am besten kenne, alles andere erlaubt mir keine Beurteilung.
Das einzige, was ich dazu sagen kann, ist dass ich je einen Gitarristen kenne, die ihre Instrumente einschwingen bzw. einfrieren ließen, und beide berichteten von spürbaren, relevanten Verbesserungen. Ich kenn die beiden so gut, dass ich ihnen weder Spinnertum noch geschäftliche Interessen unterstellen würde. Aber ob ich es selbst machen würde? Nee. Ist mir zu teuer! ;-)
Für mich gilt: Ich bin absolut Voodoo-resistent. Aber ich probiere auch Dinge aus, manches ist ohne erkennbaren Effekt für mich, und ich traue mir zu, schon sehr viele beurteilen zu können. Und bei manchen Dingen hatte ich schon Aha-Effekte. Die Wichtigkeit guter Kabel gehören definitiv dazu. Auch eine richtungsabhängig kann ich nicht ausschließen. Denn: ich weiß nicht alles. Und ich glaube, dass es durchaus in der Forschung noch Felder gibt, die Überraschendes bieten. Ich glaube, da läuft auch gerade ein Forschungsprojekt, wenn ich mich recht erinnere.
Ach, ich habe vor zwei Monaten einen 67er Marshall gespielt und kann auch wieder nur sagen: Das hat mit modernen Marshalls nicht viel gemein. Klar kein HiGain, aber ein Volumen, eine Dynamik, die man bei heutigen Amps kaum findet. Das Teil hatte übrigens sogar noch die ersten Kondensatoren, nur ein paar Widerstände waren gewechselt, weil altersschwach. Ich glaube, dass die meisten solche Amps einfach nicht kennen. Der war übrigens professionell gewartet, und klar, es gab damals auch Menge Gurken.
Grüße Thomas