Ich verstehs ja auch nicht immer warum sich Künstler immer wieder scheinbar blind auf die Qualität des beigestellten Tonmenschen verlassen...
So jetzt kommen wir auf einen der Punkte, wegen derer ich diesen "Wahnsinnsthread" los getreten habe:
Vor 45 Jahren war es in Westdeutschland so, dass es zum 'Bandmixer/-Techniker keine Alternative gab. "PA-Verleih" also die Vorstufe zu dem, was heute die Veranstaltungstechnikbranche ist, steckte noch in den Kinderschuhen und es gab für viel-tourende Musiker eigentlich nur zwei Alternativen. Man machte Unterhaltungsmucke und hatte eine Gesangsanlage die man irgendwie noch selbst bedienen konnte oder man hatte eine eigene PA, die zuließ, in den angepeilten Hallen aufzutreten und dazu einen 'Beschallungsautodidakten' (Ausbildung gab's keine), der in einer Kombination aus Zufall und Begeisterung für amerikanische Lautsprecher, die's schon gab und englische Mischpulte, die gerade ihre ersten Jungfernfahrten hinter sich hatten, zum
Bandmitglied wurde, der mit der Band tourte und Freund und Vertrauensperson war.
Heute haben wir eine sehr veränderte Situation. Bald jedes größere Dorf hat seinen eigenen "Veranstaltungstechnik-Dienstleister", Technik zum Selbstkaufen ist in einer schier unglaublichen Diversifikation und passend zu fast jedem Geldbeutel zu haben, die Illusion der "PA-für-Jedermann" hat eine Industrie reich gemacht und dafür gesorgt, dass es ein Überangebot an Equipment gibt, das man nicht anders als inflationär bezeichnen kann.
Dem gegenüber steht eine trotz 'Fachkraft für Veranstaltungstechnik' verschwindend kleine Anzahl von Menschen, die dieses Equipment wirklich virtuos zu bedienen versteht. Hier widerspricht nicht nur die zu erfahrende Realität sondern gerade dieses Forum und die speziell in diesem Thread zu lesenden Aussagen über von Musikern gemachte (Hör-)Erfahrungen dem von 'Wolle-Bolle' gezeichneten Bild der "Schuljungen-Allgemeinbildung" (verzeih' die Inbeschlagnahme aber is' klar in Wahrheit ist es natürlich der begabte Sproß eines stolzen Vaters
). Wenn man die Hilferufe in der PA-Ecke dieses Forums aufmerksam liest, ist es doch eher so, dass mit der hochintegrierten Technik für den kleinen Geldbeutel eine lobenswert versierte Minderheit einer überforderten, hilfesuchenden Mehrheit gegenüber steht.
Mein selbst gelebtes Beispiel dafür, dass es auch heute noch oder gerade wieder sinnvoll ist, über den klassischen Bandmixer als gangbare Lösung nach zu denken sieht so aus:
Ich mache, um mich selbst zu "belüften" und den Kontakt zur Basis nicht zu verlieren seit ~ drei Jahren wieder als echter Bandmixer und Bandmitglied bei einem Bandprojekt mit, das eine überschaubare Anzahl von Gigs spielt, die gut besucht sind und eine für beide Seiten zufrieden stellende Mitmusikergagenlösung erlaubt. Die Band besteht aus Erwerbsprofis und Semiprofs, die alle noch andere musikalische und nicht musikalische Erwerbsquellen haben und auch die Profis sind davon überzeugt, dass die Euros, die sie weniger nach Hause tragen, gut angelegtes Geld sind. Also win-win und die Publikumsrückmeldungen sind entsprechend. Diese Konstruktion kann für eine andere Band ganz anders aussehen, das Hut-Modell wurde ja bereits angesprochen.
Mein Plädoyer wäre nun auch oder gerade in der heutigen Zeit das Pflänzchen 'Bandmixer' wieder mehr zu pflegen und weniger Geld in Selbstbedien-Equipment zu stecken sondern mehr Geld für etwas auszugeben, was ich jetzt mal als "Bandnahes Know-how" bezeichnen möchte. Das ist meiner Meinung nach besser als die meisten Selbstmischvarianten (von 'unplugged-Kleinstereignissen' logischerweise abgesehen)
und vielleicht auch heute noch schlauer als die "Zufallskompetenz", auf die man trifft und die mal gut geht und mal nicht so gut.