Eigentlich schon alles gesagt, aber nachfolgend eine ganz ähnliche Situation meiner ersten Band (schon 30 Jahre her
):
- Ein Arbeitskollege fragte mich seinerzeit, ob ich mal Lust hätte, mit meinem Keyboard ihn und seine Duo-Partnerin zu begleiten; beide sangen und spielten dazu akustische Gitarre über eine kleine Gesangsanlage. Bis dahin habe ich nur für mich gespielt und mit Atari ST + Notator experimentiert. Aus dem ersten gemeinsamen Abend wurde sofort ein regelmäßiges Treffen.
- Die Songs wurden rockiger, der Gitarrist brachte irgendwann eine E-Gitarre mitsamt, seiner ehem. Duo-Partnerin gefiel die Entwicklung nicht, sie verließ uns schließlich (aber nicht im Zorn oder so, sondern vollkommen fair, nett und freundschaftlich; war einfach nicht ihre Mucke)
- Dann habe ich meinen Schwager gefragt, von dem ich wusste, dass er als Jugendlicher mal in einer Schülerband E-Gitarre gespielt hatte, ob er mal vorbeikommen wolle (genau wie bei mir – er blieb)
- Der Arbeitskollege brachte irgendwann einen Basser mit und kurz darauf auch einen Drummer – beide aus seinem Freundeskreis
Plötzlich waren wir eine „richtige Band“, bestehend aus Vox/RhythmGit. (mein Arbeitskollege und inzwischen auch Freund), Lead Git. (mein Schwager), Keys (ich), Bass und Drums – wie cool war das denn!
Die persönliche technische Entwicklung aller Bandmitglieder, bis auf die des Drummers, passierte rasant, wir wurden immer besser, aber der Drummer zog uns immer wieder runter: Er verpasste Einsätze, bekam Breaks nicht hin (ein 4/4 Break wurde plötzlich zum 5/4 oder auf der eigentlichen 4, war er bereits auf der 1 des Chorus‘ etc.), hatte heftige Timing-Schwierigkeiten.
Da wir inzwischen alle freundschaftlich miteinander verbunden waren und uns auch außerhalb des Probebunkers mit unseren Familien trafen, Spaß hatten usw., sprachen wir die unterschiedliche Entwicklung bzw. die nicht vorhandene des Drummers offen und ehrlich an. Was passierte? Dem Drummer fiel ein Stein vom Herzen. Er sagte, dass er selber bemerkt hatte, nicht mithalten zu können, sich aber nicht getraut hatte, das anzusprechen, weil ihm die Band und die Freundschaft wichtig war. Das Gespräch führten wir an einem Samstagabend in einer ruhigen Ecke eines Restaurants. Es war ein wundervoller und emotionaler Abend, den wir alle, auch der Drummer, positiv empfanden.
Ende vom Lied war dann das Ende aller Lieder mit der Band aus Sicht des Drummers; ein Rausschmiss war es nicht, sondern eine vollkommen gemeinschaftliche Entscheidung.
Ein kurz darauf gefundener neuer Drummer hat uns dann nochmal ordentlich nach vorn gebracht, die Qualität der Band wurde gesteigert, der Spaß ebenso.
Und der „alte“ Drummer? Der besuchte uns ab und an im Proberaum, hatte totalen Spaß an unserer Musik und der weiteren Entwicklung und übernahm eine Zeit lang aus Eigenantrieb für uns das Suchen nach Auftrittsmöglichkeiten.
Sehr viel später war ich dann übrigens das „Opfer“ und „musste“ die Band als aktives Mitglied verlassen, weil sich die Ausrichtung änderte; die Band wollte nur noch Oldies spielen, was ich als 20-25-Jähriger nicht ausschließlich wollte, aber im Gegenzug wollten die anderen keine Songs mehr spielen, die jünger als Anfang der 1970er waren. Auch hierüber haben wir uns offen ausgetauscht. Die Band fand irgendwann einen neuen Tastenmann, den ich auch kennenlernte und dem ich mit einer Art „Übergabe“ meines Parts behilflich war.
Mein Fazit (und so wie ich hier lese, auch das anderer): Wenn ihr befreundet seid, habt ihr eigentlich kein Thema. Wenn es „eskaliert“, wart ihr keine echten Freunde…