Es ist nicht so, dass 1:1 Kopien meiner Aufnahmen erwarte, aber der Charakter soll transportiert werden und die Band soll sich mühelos im Song zurecht finden.
Mehr möchte ich nicht.
DIESE Aussage kann ich wunderbar akzeptieren. Und das ist auch vollends fein und in keiner Weise verwerflich. Musik kann man auf verschiedenste Weise machen und auch der Ansatz, dass die Songs überwiegend vorgegeben werden, kann funktionieren.
Sich im Song zurecht zu finden ist spätestens dann eigentlich kein Problem mehr, wenn man die Songs einmal zusammen ohne Instrumente durchgeht, sich wenn nötig kurz die Parts und Abläufe notiert und den Song ein paar mal gespielt hat. Bei Drumeo sieht man diesen Prozess recht häufig, wenn Schlagzeuger Songs anderer Genres spielen sollen, ohne die Schlagzeugspur zu kennen. Da schießen selbst Profis selten den Vogel ab. (Chad Smith hats geschafft).
Ich stelle mir hier nur noch die Frage, ab welchem Punkt der Charakter des Songs für dich flöten geht.
Mein persönliches Gefühl von Songdienlichkeit besteht darin, den Song zu unterstützen, genug Raum für die anderen Musiker zu lassen und nicht zu overperformen. Die von mir angewandte Technik ist daher nicht dafür da, um zu glänzen, sondern dem Song nach Möglichkeit dabei zu helfen, das gewollte Gefühl rüber zu bringen.
Das kann dann allerdings bedeuten, dass ich auch einen Takt insofern abändere, dass er mehr trägt und ggf. nicht für sich dasteht. Das muss ich für einen besagten Kumpel genau so machen, weil er tatsächlich von Tuten und Blasen beim Schlagzeug keine Ahnung hat und das auch genau weiß. Dabei simplifiziere ich in der Tat häufig, weil er wirklich das Talent hat, eher spektakuläre Midi-Files auszuwählen. ER ist dann jedes mal verwundert, wie viel besser ein Riff zur Geltung kommt, wenn man es gezielt stützt und keinen Drumbeat einfach drübergestülpt hat.
Da ist jetzt die Frage, ob das schon zu viel für dich wäre.
Dass hierbei nicht von Taktart und Feeling abgewichen werden sollte, sehe ich schon als selbstverständlich an. Bietest du mir also einen Shuffle als Grundlage, würde ich den niemals wegwischen. Ich würde aber im Gegenzug erwarten, dass das restliche Arrangement dem auch wieder entgegenkommt. Wenn nur das Schlagzeug so swingig rumshufflet und der Rest nicht, ist das ja auch doof. Wobei das auch sehr simpel sein kann. UND interessant. Gutes Beispiel hier: Scars von Papa Roach. Suffle Feeling. Ich hab schon mal versucht, das ohne zu spielen. Ging irgendwie gar nicht. (Klar geht, klingt aber mordsbefremdlich).
Sagst du, du willst ein 6/8 spiele ich mit Sicherheit keine 4/4 - 2/4 Kombo da drüber. Ist ja kein Progressive.
Sagst du, du willst einen 3/4 kann es trotzdem passieren, dass ich vom Walzer abweiche und trotzdem einen 6/8 ausprobiere, wenn ich glaube, dass der besser passt.
Wenn du mit solchen Dingen klar kommst und die bisherigen Schlagzeuger das nicht liefern konnten, dann hast du wohl 5 Schlagzeuger gefunden, die entweder nicht spielen können oder noch keine Banderfahrung haben (bzw. als Wanderpokal alle 6 Monate ne neue Band suchen). Dann hast du aber auch keine Schlagzeuger verschlissen sondern es hat einfach nicht gepasst. Musikalische Differenzen muss man hinnehmen können und die Konsequenz ist schließlich nach einem erklärenden Gespräch das Ausscheiden aus der Band. Kein böses Blut - einfache Geschichte.
Wenn es dir aber schon zu viel sein sollte, wenn der Schlagzeuger statt der Hi-Hat das Ride spielt, dann reden wir schon wieder eher von engstirnigem Denken und dass deine Musikersuche wirklich mehr Richtung Session-Musiker gehen sollte. Wenn es dich stört, dass der Schlagzeuger sich dazu entscheidet Ghost Notes einzusetzen, um, dem Spiel mehr Textur zu geben, was aber Grundsätzlich am Feeling nichts ändert (außer in bestimmten Fällen), wäre das auch eher problematisch. Da gehe ich jetzt aber aufgrund deiner jüngsten Aussage tatsächlich nicht von aus.