Auch wenn der Thread schon ein bisschen kalt ist, gebe ich noch meinen Senf dazu - vielleicht hilft es noch dem einen oder anderen.
Azriels Anleitung ist schon sehr perfekt - danach gehe ich im Prinzip auch vor. Ich wollte nur ein paar kleine Helferleins nennen, die das Ganze noch etwas erleichtern:
Zum Entlacken eignet sich meiner Meinung nach am besten eine Ziehklinge. Die Digner kosten nix und halten ewig - Schleifpapier kostet dagegen ein Vermögen, hält nur sehr eingeschränkt und es ist eine sch.... Arbeit. Will man auch die Kopfplatte entlacken, oder hat komische Halsübergänge, eignet sich an den Stellen eine Rasierklinge oder ein Skalpell ganz hervorrangend. Die müssen dafür auch nicht gegratet werden, wie eine Ziehklinge.
Das restliche Vorbereiten des Halses - Vorschleifen, Wässern, usw - mache ich genau wie Azriel....je nach Holz mal einen Schleifgang mehr und mal einen weniger. Hängt ganz vom Werkstück ab.
Zum Auftragen vom Öl ist ein Pinsel (meiner Erfahrung nach) eher suboptimal. Selbst teure Pinsel verlieren Borsten und sowas ist beim Ölen total nervig. Mullbinden sind überhaupt nicht geeignet, da der Auftrag damit Bläschen verursacht. Handtücher oder Küchentücher finde ich unhantlich. Am besten hat sich ein Spülschwamm oder Schleifschwamm bewährt. (Diese Gelben mit einer harten, rauhen Seite) Die schneide ich mir wie einen Laib Brot in vier Scheiben - das ist mehr als groß genug. Die erste Scheibe benutze ich dann zum Auftragen des Öls, eine zweite Scheibe Schwamm benutze ich zum Abtragen des Überschusses ganz am Schluss (natürlich alles mit der weichen Seite).
Danach lasse ich alles über Nacht trocknen und reibe den Hals am kommenden Tag gründlich mit Küchenkrepp ab. Als letzten Schritt nehme ich mir 1000er Schleifpapier und mache einen Ölschliff, wie von Azriel beschrieben. Den Schleifmatsch reibt man mit Küchenkrepp ein, lässt alles noch mal nen Tag trockenen, noch mal mit Küchenkrepp abreiben - fertig.
Je nach Art und Dicke der Lackierung macht diese Maßnahme nicht nur haptisch, sondern auch soundmäßig einen wahnsinnigen Unterschied. Die Gitarre wird sehr viel offener und bekommt deutlich mehr Sustain - selbst erlebt mit meiner Hagstrom Super Swede, die trocken mal eben doppelt so laut geworden ist. Auf der Karre saß locker >1mm Klarlack, im Neckjoint sogar noch mehr. Jedem China Hagström Besitzer kann ich wirklich wärmstens zu diesem Schritt raten. Unterschied wie Tag und Nacht.
PS: Hartwachsöle, die prima funktioniert haben: Osmo, OsmoColor (ist das gleiche, nur mit Farbpigmenten) und Clou (alle Sorten). Die Produkte beider Hersteller bekommt man in der Regel im Toom oder auch ganz bequem über den Clou online Shop.
Besonders interessant finde ich das Hartwachsöl Antibakteriell von Clou, welches explizit auch für Kinderspielzeug geeignet ist und nachhaltig Bakterien und Pilze fern hält. Ob das jetzt nur ein Marketing Gag ist, oder ob das tatsächlich "besser" ist, kann ich allerdings nicht wirklich sagen....die Ergebnisse waren exakt die gleichen, wie mit "normalem" Hartwachsöl.