Zwischenfrage: wer weiss wie in der eigenen Band der Bassdrumsound angelegt ist?
Die wenigsten Bands wissen überhaupt, wie irgendwas klingt, wenn man es abnimmt.
Die Diskussion hier zeigt mal wieder recht schön, woran es hakt: Die Bassisten wollen "ihren" Bass-Sound haben, kennen aber in den meisten Fällen die Grenzen des Raumes und der Beschallungsanlage nicht und wissen auch nicht, wie man das, was sie da zur Verfügung stellen, überhaupt technisch übertragen kann.
Es gibt dazu verschiedene Ansätze die extrem davon abhängen, welches Instrument mit welchem Verstärker und welcher Einstellung benutzt wird, dann welches Mikrofon man (nicht) vor die (welche?) Box stellt und wo man das tut.
Und dann ergibt sich das Problem, dass der Bass alleine, den der Bassist selber vor seiner Box anders (4x10er Knieschüttler) oder deutlich lauter (steht ja davor) hört, zusätzlich zu allem anderen durch die PA muss ("Platz schaffen", dazu Intermodulation usw....). Das erfordert in den meisten Fällen eben Abweichungen vom Wunschsound des Bassisten.
Ich habe immer das Gefühl, dass Sachen gefordert werden ohne dafür etwas tun zu wollen.
Der Job des Tontechnikers ist es, einen Mix zusammenzubauen, in dem man alles erkennen kann. In kleinen Veranstaltungsorten sind die Einflussmöglichkeiten da (besonders beim Bass) ohnehin begrenzt und bei größeren sollte man davon ausgehen, dass ein Mikrofon zur Verfügung steht, um die Box mit abzunehmen. In allen Fällen ist es sinnvoll, wenn sich die Musiker das, was da aus ihren Ausgängen (Mikros, DI usw) kommt, vielleicht vorher mal anhören und sie dann selbst einen Kompromiss finden, der ihnen gefällt.
Welches Mikrofon man jetzt vor die Bassbox stellt ist die Sache des Tontechnikers, nicht des Bassisten. Das ist in der Regel weniger eine Frage von "Dieses Mikrofon klingt gut mit meiner Bassbox" als "Der Tontechniker weiß, wie dieses Mikrofon klingt, wenn er es an Stelle X stellt". Ein SM57 ist - verglichen mit einem MD421 - jetzt nicht meine erste Wahl für Bass, aber man kann da auch was machen. Bass aus dem Mikro ziehen, Mitten rein und dann als Zerranteil ("Dreck") dem sauberen Bass-Sound (pre EQ DI) zumischen. Das DI-Signal kann man in dem Frequenzbereich dann etwas absenken, sodass sich insgesamt eben ein Zusammenspiel aus den verschiedenen Quellen (Mikro/Pre DI oder Pre/Post DI) ergibt. Wie gut das funktioniert, hängt auch von der Position des Mikrofons und dem EQ ab (Phasenverschiebungen und damit Auslöschungen sind immer laufzeit-/frequenzabhängig...).
Im Idealfall zieht man als Techniker (wenn es sich in der gegebenen Veranstaltungsgröße lohnt) drei Leitungen (DI pre, DI post, Mic) und hört sich am FoH dann an, was am besten zum Mix passt. Ob das jetzt exakt das ist, was der Bassist im Bandmix hören will, muss ihm egal sein. Wenn er oder die Band massiv Wert darauf legt, muss sie einen eigenen Tontechniker mitbringen, der die komplexen Wünsche der Band und den Weg dorthin kennt. In einer Livesituation ist für sowas keine Zeit.
Zur Bassdrum: Bei welcher Temperatur, Luftfeuchte, Mondphase?
Besonders auf Open Airs im Sommer immer wieder beeindruckend...
Wie der im Proberaum mühsam optimierte Bassdrumsound angelegt ist interessiert spätestens dann nicht mehr, wenn man feststellt, dass der in der kleinen Kneipe nicht mit dem Bass und den Gitarren zusammen "durch die PA passt" und im Raum nicht funktioniert. Je nach Ausrüstung, Musikstil usw kommen dann die Spielereien wie aggressives Gaten, EQen, Transientenbearbeitung, "Ducken" des Basssignals mit der Bassdrum, dynamisches oder statisches EQen der Signale, sodass sie sich gegenseitig Platz lassen usw...das sind aber alles Aufgaben des Tontechnikers. Und wenn der dann sagt "Kannst du eventuell bei der Bassdrum die Beater auf die Plastikseite umdrehen" oder sowas, weil sonst den Schlägen diejenige Energie im Spektrum fehlt, die man braucht, um die Bassdrum hörbar durch die PA zu bringen, dann kann man ihm als Band vertrauen und das einfach tun oder seinen eigenen Stiefel fahren und sich nachher wundern, warum man die Bassdrum nicht gehört hat.
MfG Stephan