DirkS
Moderator E-Gitarren HCA frühe PRS und Superstrats
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Wo Gibson auch etwas vergeigt hat, ist Kramer. Fender hat mit Charvel und Jackson zwei Marken im Portfolio, die die jüngere und härtere Fraktion bedienen. Fender kann "klassisch" bleiben und muss z.B. keine 7-Saiter mit 28"-Mensur herstellen.
Die beiden Marken sind auch wieder ziemlich beliebt. Vielleicht nicht so wie die "Big Player" in diesem Segment (z.B. Ibanez, ESP, Schecter), aber gefühlt können sie sich gut behaupten. Es gibt sowohl Einsteiger-, als auch hochwertige Modelle. Die günstigen Modelle sind für den aufgerufenen Preis sogar gar nicht schlecht. Die Charvels sind etwas mehr an den Klassikern dran, die Jacksons etwas "extrovertierter" (AFAIK wurde das Jackson-Label auch für die Randy Rhoads erfunden).
Von Kramer hört man hierzulande nichts mehr. Dabei hätte man da doch ruhig etwas mehr ausbauen können und auch mal etwas "wagen" können.
Absolut, Kramer war ja Mitte der 80er bei den Superstrats voll dabei, insbesondere mit den USA-Modellen Pacer und Baretta und dem Endorser EvH, kurze Zeit waren sie sogar Marktführer. Es gibt nur ein Problem: Im Gegensatz zu den anderen von Dir benannten Unternehmen hatte Kramer keine eigene Innovation:
- Charvel/Jackson baute die ersten Superstrats überhaupt, kam mit damals ungewohnten Ideen wie unlackierten dünnen flachen Hälsen mit viel geringerem Griffbrettradius, dazu erste (noch einfache) Grafiken, Single-Hum, kein Tone-Poti, usw.
- Jackson und Ibanez entwickelten Korpusformen mit langen Cutaways, brachten die ersten Airbrushes und 2-Oktav-Hälse
- Ibanez brachte mit JEM und RG550 H-S-H-Bestückung, das erste versenkt eingebaute Floyd,
- ESP entwickelte das "Baukasten-Prinzip" mit Custom Shops in NY, Düsseldorf usw., verrückte Grafiken wie George Lynchs Tiger, Kamikaze usw.
-Schecter gehört zwar eigentlich nicht in die Reihe der Superstrats, war aber schon kurz davor, Ende der 70er sehr innovativ, sie brachten z.B. außergewöhnliche Hölzer als Parts auf den Markt (Korpi, Hälse).
Und Kramer? Leider keine eigene Innovation, man baute nach, was der Markt schon entwickelt hatte. Selbst die Holzteile der USA-Modelle stammten von Drittanbietern wie Sports, ESP, usw.
Trotzdem: Kramer war Mitte der 80er ein großer und guter Name. Die lustigen Ideen der 70er (Alu-Hälse, die bei jedem Temparaturwechsel die Gitarre verstimmen) hatte man Kramer verziehen und Gibson hätte wirklich etwas aus dem Namen machen können. Dort wären Innovationen weit willkommener gewesen, als bei Gibson selbst.
Wer die 80er voll mit erlebt hat, bedauert heute die weitere Entwicklung über die Fernost-Herstellung bis zum heutigen Tag, an dem man eine Baretta für 169 € neu erwerben kann.
Lange Rede kurzer Sinn: Auch mit Kramer hat Gibson eine gute Chance verspielt.
Das sehen viele Gibson-Freunde ähnlich, die Standards aus den Jahren um 2004,05,06, (damals noch mit den Zusatzbezeichnungen Plus und Premium Plus bei optisch schönen Decken) werden heute höher gehandelt, als spätere Modelle, die dann ja auch Chambers usw. hatten. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber mir gefallen diese Jahrgänge auch besser in Sachen Haptik und Klang, als die aktuelleren.Noch Mitte der 0er Jahre, so 2005-2007, haben mich sehr viele Gibson Gitarren, die damals noch in den Läden hingen, in vielen Punkten überzeugt. Bespielbarkeit, Klang, Haptik, Optik, es passte
Ab ca 2011/2012 ist mir irgendwann mal aufgefallen, daß die Gibsons, die in den Läden hingen irgenwie nicht mehr so gut klangen. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut.
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