Und? Wie ist nun das Fazit nach dem Spielen?
Gibt's Bilder?
Ich halte mich eBaymäßig in letzter Zeit zum Glück zurück.
Ich plane mal wieder eine Anschaffung im 600-700€-Bereich. Allerdings keine Tele...
Ja, das war für die Tage eh angedacht
Also ich hätte es nach den anfänglichen Zweifeln nicht für möglich gehalten, aber die Gitarre ist der absolute Volltreffer. Ich muss dazu kurz nochmal erwähnen, dass ich vor ein paar Jahren mal eine originale Thinline von 1972 für 1700 Euro angeboten bekam. Hab die aber nicht gekauft. Die ganzen Mexico Thinlines die ich seit dem probegespielt habe klangen mir alle zu sauber und modern. Weiß nicht wie ich das genau beschreiben soll.
Und ausgerechnet dieser Blindkauf hat nun genau das, was ich an der alten Tele so mochte! Ein holziger leicht bedrohlicher Klang am Steg (wenn etwas verzerrt wird), auf Mittelstellung perlende und trotzdem unfassbar volle glockige Sounds und am Hals eine Wärme die aber selbst bei etwas stärkerer Verzerrung nicht mulmig sondern dann eher wieder aggressiv, holzig wird. Irgendwie glaube ich ständig, das alte Holz zu hören. Bei den Mexicos fehlte mir das komplett!
Die Bespielbarkeit ist gut. Aber natürlich erst mal ungewohnt. Da ist (bauartbedingt) nicht so viel Platz zwischen Schlagbrett und Saiten. Gerade im Gegensatz zu meiner Duesenberg. Aber daran gewöhnt man sich. Der Hals ist super gerade. Ein bisschen tricky vielleicht, dass die tiefe E-Saite recht nah am Rand des Griffbretts ist. Aber das ließe sich recht einfach durch einen neuen Sattel erledigen, wobei es ich bisher kaum stört. Aber 11er müssen auf alle Fälle drauf!
Technik, Hardware, Zustand: Die Mechaniken sind fast neu und von Fender. Die Brücke noch die alte, aber an der fehlt nichts. Sie ist von der Bauart sehr an die originale von Fender angelehnt. Der Hals ist einteilig und mit vier Schrauben befestigt. Beim Original waren es damals ja nur drei, soweit ich weiß. Die Potis sind weiße im Strat-Style, das ist nicht so ganz originalgetreu - geschenkt. An der Elektrik könnte ich jedoch bald mal was machen (lassen). Der Tone-Poti kratzt ein bisschen und manchmal gibt's einen kurzen Wackelkontakt beim Wählen des Steg-PU. Aber das sollte alles nicht so dramatisch sein. In etwas weiterer Ferne stehen auch mal neue Bünde an, wobei die aktuellen frisch abgerichtet und wohl so ca zur Hälfte runter sind. Schnarren tut noch gar nichts, aber die Gitarre wurde definitv viel gespielt. Schrammen, Dings und Dongs hat sie auch reichlich, aber so soll das sein.
Stellt sich natürlich die berechtigte Frage: Wenn das so eine tolle Gitarre ist, warum wurde sie überhaupt verkauft? Ganz einfach: Der Verkäufer ist ein mehr oder weniger professioneller Gitarren Restaurator der in seiner kleinen Wohnung rund 50 Gitarren Stehen hatte. Ein absolut netter Kerl und zweifellos ein Narr. Da standen die verschiedensten Modelle von alten Gretsch über Gibson bis Fender aus allen Epochen. Aber: Eben auch jede Menge Modelle aus Japan. Sowohl Kopien von originalen als auch deren Eigengewächse. Die Teile aus Japan sind wohl irgendwie ein Steckenpferd von ihm. Er ist zumindest fest davon überzeugt gewesen, dass viele von denen mindestens so gut klingen wie die Originale. Ich kann das für meinen Teil von der Tele nur bestätigen. Und das für 427 Euro. Das war nämlich der Auktionspreis… Ich muss immer wieder grinsen, wenn ich daran denke wie billig ich das jetzt finde und wie groß die Zweifel vor der Abholung waren, ob ich nicht gerade über 400 Euro verbrannt hab… Über die Geschichte konnte er mir nicht viel erzählen. Er hat ein paar mögliche Hersteller genannt, ich kannte die alle nicht. Er hat sie schon ohne Beschriftung gekauft und wollte daran auch nichts ändern, weil er darauf keinen Wert legt.
Gestern hatte ich sie dann auch gleich bei der Bandprobe dabei und hab mich sehr darüber gewundert, dass ich sie in fast allen Songs statt meiner eigentlichen Gitarre (einer Semi-Hollow Duesenberg) einsetzen konnte. Mein Sound ist meist angezerrt, teils aber auch ziemlich brachial. Postrock im weitesten Sinne. Und gerade so Klangwände hab ich der Gitarre (und den alten PUs) nicht so recht zugetraut. Völlig zu unrecht. Unfassbar, wie klar die PUs selbst bei starker Zerre noch waren. Sogar so klar, dass die abgedämpften Saiten bei Powerchords noch sehr deutlich zu hören sind. Das sind sie bei meiner Duesenberg zum Beispiel nicht. Aber so gibt es wenigstens noch einen Grund auch noch ab und zu die bisherige Nummer Eins zu spielen
So, bessere Bilder hab ich auf die Schnelle nicht hinbekommen. Und sorry, dass es jetzt etwas länger wurde.