Durch die heutige Serien Massenproduktion gibt es einfach eine enorme Steuung.
Streuung hin oder her, die Massenproduktion ist gerade NICHT der Grund. Computergesteuerte Fertigungsmaschinen für Hälse und Bodies sowie Lackierung führen zu extrem geringen Streuungen im Vergleich zu manueller Fertigung. Dasselbe gilt für die Hardware. Lediglich bei wohl immer noch etlichen Montageschritten gibt es Handarbeit, bei der aber durch die Vorgaben von Fräsungen und Bohrungen auch keine große Vielfalt möglich ist.
Die Streuung rührt überwiegend von dem verwendeten Rohmaterial "Holz" und seiner Verwendung bei der Auswahl der Schnitte für die Rohlingsstücke. Während hier bei manueller Fertigung ein großer Aufwand bei der Beurteilung und Auswahl betrieben wird, ist die Selektion für die Massenware viel grober. Für letztere wird nicht ein Stamm stückweise zersägt und mit fachmännischer Erfahrung Schnittfläche für Schnittfläche begutachtet, sondern, wenn ein Stamm grundsätzlich als "tauglich" eingestuft wurde, nach der Formel "(Stammvolumen minus Verschnitt) geteilt durch Rohlingsvolumen ist gleich der Anzahl von Rohlingen gearbeitet. Ausschusskriterien sind auch entsprechend grob: Man wendet zwar "Durchleuchtung" und ein paar andere seriell leicht mögliche Prüfverfahren und auch eine gewisse Augenscheinprüfung, aber mit einer Prüfung vor und nach dem Schneiden durch einen Fachmann kann das bei weitem nicht konkurrieren.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass geringere Anforderungen an das Rohmaterial und dessen Verwendung sowie geringerer Einsatz von erfahrenen und qualifizierten Fachleuten die Streuung bedingen, und das wäre auch ohne Massenproduktion der Fall.
So gesehen kann man im unteren bis mittleren Modellsegment unabhängig vom Preis gleichermaßen super tolle Instrumente und totalen Schrott erwischen. Wer mit einer gewissen Sicherheit mehr möchte wie "sieht aus wie eine Gitarre und lässt Töne hervorbringen", sollte nicht auf "Fender" oder "Squier" oder "Standard" oder "US" oder ... (gilt natürlich für alle Hersteller) achten, sondern unabhängig davon ALLES (also insbesondere auch verschiedene Modelle und Ausstattungen) ausprobieren, bis DAS Exemplar auftaucht, mit dem man (oder Frau
) glücklich ist, und das ist ja dann auch noch individuell, womit ich diesbezüglich dem vorherigen Beitrag völlig zustimme.
Bei qualitativ hochwertigen Modellen, einschließlich sog. Custom Shop Modellen, kann man zwar davon ausgehen, dass die Qualität überragend ist, dafür aber, dass auch der persönliche Geschmack erfüllt wird, gibt es aber weder Formel noch Garantie. Auch hier bringt nur das Testen Licht ins Dunkel, was letztlich auch für echte vintage Instrumente gilt. Nur weil etwas Baujahr XY ist, klingt es nicht wie das Exemplar von ABC. Ich habe zur Zeit des günstigen $-Kurses etliches in den USA gekauft und nach dem Testen wieder weggegeben, weil jedenfalls meine Erwartung nicht erfüllt wurde. Übrigens: Die für mich zum Spielen untauglichsten Exemplare waren die mit dem Prädikat "like new" - was gut klingt, wird gespeilt und hat deutliche Gebrauchsspuren, während reine Sammelobjekte - von denen meist niemand weiß, wie sie klingen, oder eben nicht passend klingende Instrumente nicht gespielt wurden und dann auch so aussehen können. Ein Garant für guten Klang ist aber "heavy played" alleine natürlich auch nicht. Wer also knapp mit der Kohle ist sollte nur ein vintage Instrument kaufen, wenn er es intensiv ausprobieren konnte, auch wenn es hier vor Ort teurer ist; unbesehene Käufe über Versand binden meist viel Kapital (und man behält letztlich mehr als man suchte).