murle1
RBC-Guitars
Das ist Dein gutes Recht
Ich will hier niemaden überzeugen und auch keine Grundsatzdiskussion über die Industrialisierung von ihrem Anbeginn an führen.
Die Rohstoffauswahl ist kein inhärenter Bestandteil des Produktionsverfahrens, und, wie es sich bei anderen via Massenproduktion hergestellten Produkten von der Pille über Möbel bis zu Autos zeigt, ist eine konstante Qualität auch bei den Materialien gewährleistbar. Man könnte auch für Gitarren eine geringere Streuung bei den Rohstoffen realisieren, aber halt nur zu höheren Preisen, die aber im unteren bis mittleren Segment primäres bis wesentliches Kaufkriterium sind. Ergo ist meiner Meinung nach der Preiskampf an der Streuung schuld: Für entsprechende Preise kann man eben keine konstante Qualität über alle Exemplare bieten.
Letztlich ist die Diskussion über die Ursachen der Streuung bei Gitarren aber auch Pillepalle. Wer etwas billiges/günstiges haben will und mit dem Erzeugen von Tönen zufrieden ist - und das ist für sich nichts Schlechtes -, den stört die Streuung nicht (und die meisten Unterschiede werden eh nicht wahrgenommen), und wer bestimmte Vorstellungen realisiert wissen will, der kommt ums Ausprobieren sowieso nicht herum, egal ob es Massenproduktion gibt oder nicht.
Also ist dank Massenproduktion für jeden was dabei
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Ich bin da quasi völlig Deiner Meinung und würde es so formulieren: Custom Shop Modell ist nicht gleich Custom Shop Modell. Ganz offensichtlich wird mit dem vermeintlichen Qualitätsmerkmal "Custom Shop" oder ähnlichem Schindluder in der Form betrieben, dass es nicht zuverlässig als Qualitätsmerkmal verwendet wird. Damit lässt sich Geld verdienen. Es gibt - nicht zuletzt ebay zeigt das - inzwischen wahnsinnig viele Sammler von Gitarren, die überwiegend des Spielens nicht bis kaum mächtig sind, aber in "selteneren" und "besonderen" Gitarren eine Geldanlage suchen. Ich selbst hab schon zweimal (1 x PRS semi hollow und 1 x Gibson Firebird in Kupfermetallic) an reine Sammler verkauft, die beide die Klampfen zwar persönlich abholten, aber an Klang und Bespielbarkeit nicht die Bohne interessiert waren. Das Ganze ist etwas wie vor 70 Jahren, als die ersten Sondermarken herauskamen und die Philatelisten sich darauf stürzten: "Verkauf zum Nichtgebrauch" nenne ich das. Das beglückt Hersteller und Sammler gleichermaßen. Und, wer eine "Custom Shop" aus dem Katalog ohne Antesten zum Spielen bestellt, ehrlich gesagt, der ist selbst schuld, wenn er die Garantie in Anspruch nehmen muss
Die Gitarrenbaukunst als Handwerk, nicht nur in Deutschland, halte ich für sehr gut und in der Tat unterbewertet. Ich sehe sie aber nicht in Konkurrenz zu Custom Shops, sondern als Ergänzung. Wer mir MEIN "Custom made" bietet, ist mir bei den erforderlichen Kosten in der Tat egal. Außer ich denke an einen eventuellen späteren Verkauf. Da kriege ich für ein Exemplar eines der einschlägigen Hersteller leichter mehr als für ein Stück Handwerkskunst eines Gitarrenbauers, weil die potenziellen Käufer ohne echtes Interesse und ohne Ahnung mit dem blinden Willen zum Markenkauf eine größere Nachfrage erzeugen. Wenn ich mich aber eh mit meiner Gitarre beerdigen lassen will, ist das egal
Du hast leider Recht. Ich habe es schon mehrfach erlebt, obwohl ich kein renomierter Hersteller bin, das einige meiner Abnehmer mehrere Gitarren von mir bekommen haben, viele davon waren auch optische Schmuckstücke - ich dann aber festgestellt habe, spieltechnisch waren einige der Besitzer doch eher "harmlos", und meine Babies werden niemals eine Bühne sehen.
An die Interessenten habe ich später keine mehr abgegeben - ich muss es nicht, weil ich nicht davon leben muss...