Was mich an der Debatte über die Masterbuilder, ihre Gitarren und die von ihnen erreichte Fertigungstiefe massiv stört, ist dass sie der Regel wenig auf Fakten, dafür um so mehr auf Meinungen (oder schlimmer noch Vorurteilen) basiert.
Von einem halbwegs versierten Gitarrenbauer zu verlangen, keine Bundpresse einzusetzen, ist schlicht albern. Die Maschine schafft - wie
@hack_meck schon schrieb - wesentlich konstantere Ergebnisse als „Handarbeit“. Zudem bleibt durch den Maschineneinsatz mehr Zeit fürs Feintuning der Bünde. Und da legen meine beiden MBs die Latte verdammt hoch.
Ich hatte glücklicherweise während des Baus meiner MB Strat immer wieder Kontakt mit Ron. Daher weiß ich, dass er - wie die anderen Masterbuilder auch - viel Wert auf die Holzauswahl für Korpus und Hals legt. Jeder MB hat seinen persönlichen Fundus und kombiniert mit Hilfe seiner Erfahrung „passende“ Einzelteile.
Natürlich werden die Holzplanken von einer CNC in Form gebracht. Warum auch nicht? Wenn man dabei - insbesondere beim Hals - Ruhezeiten zwischen den Arbeitsschritten einschiebt, hat Handarbeit mit Bandsäge und Raspel keinerlei Vorteile.
Das Halsprofil meiner MB RT ist übrigens tatsächlich ein Einzelstück, da Ron auf meine Bitte hin fast die volle Dicke des Rohlings erhalten hat.
Und letztendlich kommt es genau darauf an: der Kunde kann sich in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Gitarrenbauer sein Instrument auf den Leib schneidern lassen. Leider sind wir als Nicht-US-Residenten diesbezüglich Kunden zweiter Klasse. Mit Kunden in den USA ist der Austausch mit dem Masterbuilder deutlich intensiver (bis hin zu Skype-Meetings), was natürlich erlaubt, noch besser auf Wünsche und Vorstellungen des Kunden einzugehen.
Für mich bewahrheitet sich beim Thema Masterbuilt vs. Teambuilt immer wieder die Aussage des FCS-Spezialisten bei BTM in Nürnberg: es gibt keine Garantie, dass eine MB zwingend ein besseres Instrument als eine TB ist. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, ein außergewöhnliches Instrument zu erhalten, ist bei einer MB höher.
Fakt ist, dass bei den beiden MB in meinem Besitz mehr Liebe zum Detail spürbar ist. Das äußert sich in der Stimmstabilität (Bearbeitung des Sattels), der Bespielbarkeit (Bundierung und daraus resultierende Saitenlage) und natürlich im Aging.
Dass eine MB komplett den Anspruch an ein solches Instrument verfehlt, kommt leider auch vor. Beispiele gibt es auch hier im Thread. Das ist meines Erachtens unverzeihlich.
Auch der Kult, der um manche Masterbuilder getrieben wird, ist mir suspekt. Wobei Foren wie dieses - oder gerade auch TGP - einen großen Beitrag zu diesem Kult leisten. In der Kommunikation von Fender selbst (z.B. auf Instagram) ist davon wenig zu spüren.
Ich möchte meine beiden nicht missen. Sie bekommen - zusammen mit der „in-distress“ TA S Icon - auch die meiste Spielzeit. Zudem haben sie mein GAS bezüglich Strats komplett geheilt. Vermutlich werden mich deshalb in nächster Zeit meine erste selbst spezifizierte TB Strat und eine TA S Icon verlassen.