Salute,
ich bin Calmar, 77er Baujahr - hauptsächlich E-Gitarrenspieler und wenn's Mal hochkommt, auch Keyboarder exklusiv für C-Dur und A-Moll.
Meine erste große Teenager-Liebe war der Psychedelic Rock (vor allem aus dem Sektor 60's UK heavy psychedelia) und Krautrock. Wir lieben uns bis heute in totaler Ekstase. Ich bin so hart auf sägende Fuzz-Gitarren und schmatzende Hammond-Orgeln konditioniert, dass unmittelbarer Speichelrausch einsetzt, sobald der erste eines solchen Klangs mein Trommelfell betatscht. Übrigens: Speichelrausch hat überhaupt keine Assoziation zu psychoaktiven Substanzen. Das kann ich alles knallhart nüchtern. Es heißt nur Rausch, weil der Speichel nicht nur fließt, sondern rauscht - OK?
Freaks
Ich bin ein Freak und ich liebe Freaks. Ich lebe quasi nach dem Krähen-Prinzip: Ein Freak hackt dem anderen keinen Wahnsinn aus!
Und so gestalte ich auch meine Interaktionen & Projekte mit anderen Musikern: Mir ist es wichtig, dass jeder seinen Raum zur Selbstentfaltung hat und trotzdem alle mit einer vereinbarten größeren Ordnung verbunden sind. In der Regel ist das bei mir die Tonart - reicht. Und dann darf sich alles entwickeln und alle freuen sich schon...weil sie die Ahnung haben, dass sie nicht schlecht staunen werden können.
Ich bin immer auf der Suche nach musikalischen Gefährten, die sich nicht durch Genres begrenzt fühlen oder die Imperative der Musikerpolizei loopen. Ich möchte aber auch, dass das jeder tut, wie er möchte. Mein Ding. Das ist gerade das grandiose am Konstruktivismus: Man kann sich seine Parallelwelt auf dem heimischen Sofa stricken und ist nicht auf eine interstellare Rakete für Abgrenzung angewiesen. Meine Gedanken zu "das klingt jetzt aber nicht so wie das Original" lauten: Egal, interessiert mich nicht. Haltungen sind für mich letztlich viel, viel, viel bedeutender als Gear. Ich habe schon den ein oder anderen netten Kontakt hier im MB gefunden, feine Musiksachen im Real Life zusammen gemacht. Daher schreibe ich auch so ausführlich darüber: Klarheit in der Haltung ist ein Erfolgsfaktor für Beziehungsgestaltung.
Gerade deshalb feiere ich den (Psychedelic) Rock. Es ist ja quasi vergleichbar mit der Punk-Bewegung - vor allem, weil ich als Punk auf die Welt gekommen bin. Allerdings hätten viele andere Punks nie gedacht, dass das so ist. Woran liegt das?
Das Märchen vom Punk-Dilemma:
Es waren einmal Menschen, die wollten was bewegen. Es gab zu dieser Zeit bereits viele verschiedene Strategien, aus denen man dazu wählen konnte. Eine besonders tolle Truppe dieser bewegenden Menschen entschied sich, die Konventionen zu brechen. Big Muff & Talare und so...
Kleiner Break: Echt schönes Märchen...bis jetzt.
Und dann - hex, hex - wurde aus bewegenden Menschen eine soziale Bewegung. Und soziale Bewegungen haben Strategien und Dynamiken - das merkt man manchmal voll und manchmal gar nicht. Vorher war egal, wo die Sicherheitsnadel steckt...und ob es überhaupt eine Sicherheitsnadel sein muss. Nein, es ging um kreative Neuschöpfung und Andersartigkeit. Aber auf einmal steckten diese tollen Menschen in einem - ich sage Mal "gewissen Paradox". Denn jetzt war nicht mehr egal, wo die Sicherheitsnadel steckt...und es haben sich auch Leggins-Trends entwickelt. Und die Biersorte war auch nicht egal. Das Märchen ist zwar noch nicht zu Ende, aber es reicht.
Dynamik-Flucht
Von oben nochmals: Woran liegt das? Ich habe mich immer gewehrt, mich von diesem Prozess vereinnahmen zu lassen. Nein, ich möchte nicht zu euch gehören, solange kritisch darauf geschaut wird, ob ich eure Symbole trage. Nein.
Und das ist in der Musik genau so: Die Rockbewegung hat in bedeutsamen Teilen Genregrenzen ignoriert, erweitert. Es wurde experimentiert - es gab Freiheit! Tja, und dann wurde Rockmusik zur sozialen Bewegung...
Ich kenne einen, der hat damals endlose Analog-Digital-Debatten in der Zukunft vorhergesagt...auf einmal war der weg, nie wieder gesehen, nur die Stiefel...
Bei dem oben Ausgeführten ist es mir zutiefst wichtig, nicht zwischen Polen und Pauschalitäten hin- und herzuspringen. Z.B. hat es sprengende Schöpfungen im Dunstkreis des Krautrock (Düsseldorfer Schule!) gegeben, gerade weil es Avantgarde-Musiker mit bestem musiktheoretischem Background waren. Darin steckt auch etwas, was mir wichtig. Kenne und lerne das System, gehe bewusst über seine Grenze. Man kann das Ohr leider nicht wie ein Auge zukneifen...
Loops & Natur
Repetitive, hypnotische Sounds waren stets Bestandteil diverser Crossover-Projekte/-Bands. Und dann kam das Jahr 2008 (?): Ich war im Kölner Musicstore und die Rechnung, was Cooles zum Mitnehmen zu finden, ging zunächst nicht auf. Wir mussten gehen...und der Kompensationsdruck stieg. Da habe ich einfach einen Boss RC-2 mitgenommen - denn ein einfaches Eis stand nicht in Relation zu den ganzen Scheinen in der Tasche.. Ab da an war's geschehen, ich war im Loop gefangen. Aber es war schön, so schön kann Haft sein.
Und so bin ich nach und nach zum Power-Looper geworden. Im wesentlichen Verlauf kam nach dem RC-2 ein Digitech Jamman Solo XT, dann der Boomerang III, dann der Digitech Trio +. Parallel fand Ableton Live ab 6 Einzug, sowie ganz aktuell ein iPad - alles mit Fokus E-Gitarre und Looping.
Ich trete häufig auf - habe aber keinen Namen und keine Termine. Wenn ich auftrete, verschmelze ich mit einem Haufen Technik irgendwo mit der Natur und baue meine Loops. Natur und Musik, Technik und Organik - Hallo, Giger! Wenn ihr im Schwarzwald unterwegs seid, habt ihr Chancen (wie hoch die auch immer sein mögen), mich hinter irgendeinem Wasserfall oder in irgendeiner Schlucht zu entdecken.
Oder im Wald....bitte nicht schießen, Danke!
Calmar
PS: Weil heute Sonntag ist und es regnet, habe ich noch ein kleines Spiel angefügt. Ich habe alle Smileys wieder entfernt und ihr könnt sie setzen, wo ihr wollt - außer den hier:
PPS: Wer sich denkt, was denn mit dem grünen Smiley da oben ist: Das ist das Foto.