Die großen Religionen haben ja alle Verhaltenskodices, die zu bestimmten Zeiten in bestimmten sozialen und klimatischen Umgebungen Sinn ergeben haben,
Auch nicht unbedingt.
Im Kern geht es bei organisierter Religion schon immer darum, bestimmten Menschen Macht über den Geist anderer Menschen zu verleihen. Ein wichtiges Instrument ist es dabei, diese Leute zu überzeugen, auch und gerade möglichst
unsinnige Dinge zu tun, oder völlig normale Handlungen zu unterlassen. Zum Beispiel tagsüber zu essen, an einem Feiertag Musik zu machen oder moderne Medizin anzuwenden.
Gebote und Verbote, die rational begründbar sind, erfüllen nämlich nicht den eigentlichen Zweck: den Gläubigen zu vermitteln, dass sie besser, weil anders sind als die Ungläubigen. Und je unsinniger diese Dinge sind (wie z.B. ein Kind sterben zu lassen, um ein angeblich göttliches Gebot zu erfüllen), desto mehr stärken sie den inneren Zusammenhalt der Gruppe. Denn bevor man dann geht, müsste man sich ja eingestehen, dass man völlig unsinniges Zeug getan hat, weil man auf Scharlatane reingefallen ist.
Aber zurück zum Topic: Sehe ich Alkohol beim Spielen als Tabu an? Eigentlich nicht, auch wenn ich die Wirkung bei mir selber kontraproduktiv fand. Ich neige eher zu positivem Lampenfieber als zu negativer "Stagefright". Viele sind ja nach einem Bierchen lockerer und fühlen sich wohler, ich wär dann eher schon
zu enthemmt gewesen... Von daher war mir das Bierchen nach dem Gig immer lieber als vorher.
Das Alkohol aber nicht unbedingt nachteilig sein muss, sieht man zB bei Bogenschützen: hier steht Alkohol bis heute auf der Dopingliste (ansonsten wurde es vor ein paar Jahren von der WADA gestrichen). Das hat schon seinen Grund, und manchem Musiker mag es also schon gut tun, zumindest in kleinen Mengen.
Was ein Drummer unter zuviel Lockermacher anrichten kann, habe ich allerdings auch schon mal erlebt
, der hats nach Anhören der Aufnahme vom Gig aber auch eingesehen und es blieb bei dem einen Ausrutscher. Mit Mitmusikern, die regelmäßig unter Strom stehen, würde ich mich nicht wohlfühlen. Da hätte ich immer im Hinterkopf, ob es diesmal vielleicht zu viel sein könnte.
Wie bei den meisten Substanzen beginnen die Probleme für mich da, wo man erst etwas "braucht", um bestimmte, ganz normale Dinge zu tun.
Gruß, bagotrix