Wir befinden uns im Endeffekt immer noch in Modeller-Generation Nr. 1 - der SOUND wird simuliert. Ich werde an dem Tag auflachen, an dem die KONSTRUKTION simuliert wird. Revalve und das Axe gehen nämlich schon in die Richtung. Und es wird weiter so gehen. Die Rechenleistung aktueller PCs sollte ausreichen um wirklich das Verhalten einzelner Bauteile zu simulieren und so jedem einen individuellen Amp zu ermöglichen.
Ich würde mir ja sogar selbst einen Modeller kaufen, wenn's den geben würde, der das was ich gewohnt und von was ich seit Urzeiten verwöhnt bin auf den Punkt genau bringt!
Ein Beispiel wäre da ein 1968-er Marshall (12-er Serie) 1959 SLP mit einem Quartett NOS Mullard Xf2 EL34 mittleren Härtegrades in der Endstufe, eine NOS Tesla E83CC yellow print in V1, eine NOS Tungsram ECC83 in V2 und eine NOS Telefunken ECC83 in V3 - natürlich muss der Amp noch die periodekorrekten und seinerzeit originalen Philips-Mustard Koppelkondensatoren, die Erie oder Hunts Elektrolytkondensatoren und die Piher oder Iskra (egal, beide ok!) Widerstände verbaut haben!
Also - nicht 'irgend ein' Marshall 100 Watt Plexi Sound, sondern ein vorauserwählter, der noch durch eine gewisse, wohlüberlegte Röhrenbestückung ganz auf meine persönlichen Soundvorlieben abgestimmt ist
Und glaub' mir - wenn ich den Amp 'so' ausgestattet einmal selbst gespielt habe, ist der Sound in meiner Birne bis ins µ eines jeden Sounddetails abgespeichert und ich würde einen (evtl. heimlich vorgenommenen) Röhrenwechsel von Mullard Xf2 auf z.B. Mullard Xf4 oder gar auf Svetlanas oder JJs aus aktuellen Produktionen, oder einen Wechsel irgend einer der genannten Vorstufenröhren gegen z.B. eine TAD HighGrade o.ä. sofort und fast so deutlich wahrnehmen, als wenn man dir beim Duschen das Wasser plötzlich kalt stellt
Klar würde irgendwo in einem Landtanzsaal das Publikum (im Gegensatz zu mir) oder der Drummer deiner Band von derartigen Änderungen nix wahrnehmen - aber meine Laune beim Spielen wäre dahin, mein Spiel wird schlechter, nicht mehr so inspiriert - und das bemerken dann evtl. sogar Nicht-Musiker.
Schaffst du all diese feinen Nuancen mit einem Modeller? In 10 Jahren? In 15? Aber nicht nur den Sound an sich, sondern auch das gesamte Spielverhalten des Amps im Modeller? Die Reaktionen auf Pick-Attack, das Kompressionsverhalten, die etwas deberen Obertöne, die man mit entsprechender Spieltechnik aus jedem guten Röhrenamp rauskitzeln kann, usw.?
Ich hatte es irgendwo schon mal in einem ähnlichen Thread geschrieben, dass der hierzu nötige Rechner vermutlich eine Grösse hat, dass du einen Kleinlaster brauchst, um dieses Volumen transportieren zu können.
Nur vorsorglich und damit hier kein falscher Eindruck entsteht möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich grundsätzlich garnix gegen Modeller habe und jedem seinen Modeller gönne, der damit zufrieden ist! Ich schmecke z.B. auch keinen Unterschied zwischen einem 5,50 EUR Aldi-Wein und jenem für 80 EUR die Flasche aus'm Feinkostladen...
... wohingegen andere ja manchmal über den Jahrgang und das Anbaugebiet hinaus sogar eine evtl. kurzzeitig falsche Lagertemperatur aus jedem Wein herausschmecken können sollen. Heisst - in dieser Hinsicht wäre ich mit einem Modeller (5,50 EUR Wein aus'm Aldi) durchaus zufrieden und mir würde an nichts mangeln...
Larry